0085 - Der Feuergötze
Grundstück erworben und darauf seine Prunkvilla errichtet. Und seit jenem Tage hatte er danach gefiebert, den Schutzbann des Baal zu brechen, den Tempel freizulegen.
Jahrelange Bemühungen waren vergebens gewesen. Bis er dann zufällig von Professor Zamorra gelesen hatte, dem Mann, der mit Hilfe eines geheimnisvollen Amuletts die Kräfte des Übersinnlichen, des Jenseitigen zu bannen verstand. Den Gedanken, den Professor als Bannbrecher zu engagieren, hatte er sofort wieder fallenlassen. Die Befreiung des Tempels sollte nicht publik werden. Der Tempel stand auf seinem Grundstück. Er gehörte ihm, ihm ganz allein. So hatte er seine beiden Leibwächter in geheimer Mission nach Frankreich geschickt. Mit gutem Erfolg.
Und nun war es soweit. Der Tempel wartete darauf, aus seiner seit Jahrtausende dauernden Isolation herausgelöst zu werden.
Unruhig abwartend stand Djamaa da. Der Schmerz nistete in seinem Gesicht. Jetzt hob er die Hand, spreizte seine Finger. Der Talisman war so strahlend wie der Kern einer silbernen Sonne.
»Sidi, wollt Ihr nicht…«
Sofort wehrte Chedli ab. »Aber nicht doch, mein Junge. Die Ehre gebührt allein dir.«
Djamaa schluckte. Sein Adamsapfel zitterte.
»Was soll ich tun, Sidi?«
Das war eine gute Frage. Chedli hatte im Stillen gehofft, daß bereits die unmittelbare Nähe des Talismans den Bann des Baal brechen würde. Aber danach sah es nicht aus. Massiv türmte sich die Geröllwand auf, wie gemauert.
War es vielleicht erforderlich, irgendwelche Zauberformeln herunterzuleiern? Das wäre dumm, sehr dumm sogar, denn die kannte er selbstverständlich nicht. Einiges hingegen versprach er sich vom direkten, unmittelbaren Kontakt. Er konnte sich vorstellen, daß das Amulett so ähnlich wie ein Schlüssel arbeitete, den man nur ins Loch schieben mußte.
»Drück den Talisman gegen einen der Brocken. So fest wie du kannst!« Aufmunternd nickte er Djamaa zu.
Der Leibwächter trat ganz dicht an die Geröllwand heran, nach wie vor der ergebene Diener, der zu allem bereit war. Chedli zog es vor, vorsichtshalber ein paar Schritte zurückzugehen, ganz unauffällig. Man konnte nie wissen. Und Vorsicht hatte noch nie geschadet.
Djamaa wurde jetzt doch von einer gewissen Scheu übermannt. Seine zitternde Hand war nur noch wenige Zentimeter von der Wand entfernt. Aber noch zögerte er.
»Nun mach schon, Djamaa«, drängte Chedli. »Oder hast du etwa Angst?«
Der Leibwächter warf einen unsicheren Blick über die Schulter zurück. Sein Blick war unstet, nervös.
»Na?«
»Nein, ich habe keine Angst«, sagte Djamaa. Dann preßte er kurz entschlossen den Talisman gegen den Fels.
Es geschah!
Aus dem Amulett schoß ein Blitz von ungeheurer Helligkeit. Geblendet schloß Chedli die Augen. Aber das unwahrscheinliche Licht drang selbst durch die geschlossenen Lider.
Dem ersten Blitz folgte ein zweiter, ein dritter, eine ganze Serie.
Aber das war noch nicht alles. Jeder Blitz wurde von einem hallenden Donnerschlag begleitet. Zehn Gewitter schienen gleichzeitig losgebrochen zu sein.
In gewisser Weise sah sich Chedli bestätigt. Das Amulett war in der Tat so etwas Ähnliches wie ein Schlüssel, der die Schlösser förmlich aufsprengte.
Dann hörte die Blitz- und Donnerorgie abrupt auf.
Chedli wagte es, die Augen wieder zu öffnen. In verkrümmter Haltung stand Djamaa vor der Wand. Den linken Arm hatte er schützend vor die Augen gelegt. Und mit der Rechten drückte er noch immer den Talisman gegen den Fels. Das strahlende Leuchten des Amuletts war verblaßt. Es glänzte nur noch ganz matt, kaum wahrnehmbar im Licht der Sonnenstrahlen. Alle Kraft schien aus ihm gewichen zu sein.
War es gelungen? War der Bann des Baal gebrochen?
Die Geröllwand sah aus wie zuvor - eine lückenlose Mauer aus massiven Felsbrocken.
Oder?
Fast wäre es Chedlis Aufmerksamkeit entgangen. In einer Höhe von gut zwei Metern bewegte sich einer der Felsblöcke, neigte sich nach vorne, geriet ins Gleiten.
»Djamaa!« schrie Chedli. »Zurück!«
Der Leibwächter fuhr zusammen, so als sei er ganz plötzlich aus einem Traum hochgeschreckt worden. Der in Bewegung geratene Brocken befand sich genau über ihm.
»Zurück, Djamaa!«
Jetzt endlich reagierte der Mann. Sein Blick ging nach oben, erfaßte die drohende Gefahr. Mit einem wilden Satz warf er sich zur Seite.
Gerade noch rechtzeitig. Der Felsklotz, mindestens eine halbe Tonne schwer, fiel wie eine Bombe, schlug dröhnend auf dem Erdboden auf. Genau dort, wo Djamaa
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