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0085 - Der Feuergötze

0085 - Der Feuergötze

Titel: 0085 - Der Feuergötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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vorbereitet.
    Beinahe hätte er es verpaßt. Mehr im Unterbewußtsein wurde er auf den silbern glänzenden Gegenstand aufmerksam, der dort zwischen zwei Gesteinsbrocken lag. Jäh verhielt er seine Schritte, drehte sich um und hastete zurück.
    Da lag es tatsächlich.
    Sein Amulett!
    Es war unbegreiflich, aber wahr. Ein Geschenk des Himmels. Zögernd fast nahm er es hoch. Sein logisch arbeitender Verstand hatte den Glücksumstand immer noch nicht richtig akzeptiert.
    Er hatte sein Amulett wieder!
    Und nun sah alles ganz anders aus. Jetzt war er wieder in der Lage, den Mächten der jenseitigen Welt zu trotzen. Das Amulett brachte die Waagschale wieder ins Gleichgewicht.
    Er richtete seinen Blick auf das Felsenloch, das ihm auf einmal nicht mehr so düster erschien wie noch wenige Augenblicke zuvor.
    Entschlossen legte er das letzte Stück bis zu der aufragenden Geröllwand zurück.
    Nichts regte sich dort oben. Aber das Brennen des Talismans in seiner linken Hand verriet ihm zweifelsfrei, daß eine finstere Macht gegenwärtig war.
    Er hatte keine Schwierigkeiten, die Felsen zu erklimmen und die Öffnung zu erreichen.
    Immer noch regte sich nichts. Kein Laut drang an seine Ohren.
    Mit dem schußbereiten Revolver in der rechten und dem Amulett in der linken Hand trat er durch das Felsenloch hindurch.
    Ja, er befand sich in einem Tempel, in einem Tempel, der wahrscheinlich Jahrtausende alt war und doch so aussah, als sei er erst gestern erbaut worden.
    Zamorra sah das lodernde Feuer, und er sah die Bronzegestalt des Gottes. Baal-Hammon…
    Aber wo waren Nicole und Ahlem? Wo war Chedli?
    Langsam trat er näher, ging tiefer in den Tempel hinein.
    Und dann kamen sie. Wie wilde Tiere stürzten sie auf ihn los. Männer in roten Roben, mit geschwungenen Fäusten und einem fanatischen Blick in den Augen. Und da waren auch Frauen…
    Zamorra handelte fast instinktiv.
    Seine Revolverhand flog hoch wie von selbst. Der Zeigefinger krümmte sich, einmal, zweimal, immer wieder.
    Sie fielen wie die Hasen, fassungsloses Entsetzen in den Augen. Zamorra verstand ihr Entsetzen, ihre Fassungslosigkeit. Feuerwaffen waren ihnen unbekannt.
    Ihr Ansturm geriet ins Stocken. Einer von ihnen, ein hochgewachsener, auffallend schlanker Mann mit strengen Gesichtszügen, erhob seine Stimme. Beschwörend hallten seine Worte durch den Tempel.
    Und dann geschah etwas, das Zamorra nicht verstand, noch nicht verstand. Er hatte weitere Attacken befürchtet, verderbenbringende Attacken, denn die Trommel seines Revolvers war leergeschossen. Aber diese Attacken blieben aus.
    Wie ein Mann wandten sich die Männer in den roten Roben von ihm ab, gingen hastig zu dem lodernden Feuer hinüber, warfen sich in die züngelnden Flammen, verschwanden spurlos darin. Nur die Frauen blieben zurück.
    Ein Akt des Wahnsinns…
    Kollektiver Selbstmord…
    Zamorra näherte sich gleichfalls dem Feuer. Es war kein normales Feuer. Da waren Farben, die das Spektrum nicht kannte. Und das Feuer hatte keine Nahrung, schwebte frei über dem Marmorboden, ohne Kohle, ohne Holz.
    Dämonenfeuer…
    Der Professor wußte, wie es zu löschen war. Sein Amulett, das heißer als die Sonne brannte, wies ihm den Weg.
    Ganz dicht trat er an die Höllenglut heran, streckte die Hand mit dem Amulett aus.
    Schon wurden die Flammen niedriger, verloren von ihrem strahlenden Schein.
    Und sie wurden schwächer und schwächer. Aus dem Lodern wurde ein Flackern, dann ein Glimmen und dann nichts mehr.
    Das Dämonenfeuer war erloschen. »Chef!«
    Von irgendwoher kam Nicole gelaufen, warf sich schluchzend in seine Arme.
    »Chef, sie wollten uns diesem Götzen opfern!«
    Der Professor drückte sie an sich.
    »Beruhige dich, Nicole«, sagte er befreit, »es ist alles vorbei.«
    ***
    Und es war alles vorbei. Für immer.
    Sidi Ahmed ben Chedli, von seinem Hypnoseblock befreit, und die in ein Heim eingelieferten Jungfrauen, mit denen schließlich eine Verständigung möglich wurde, lieferten die letzten Steine des Mosaiks.
    Die Hoffnung der Baalspriester, durch Selbstopferung wiedergeboren zu werden und ihr Rachewerk fortsetzen zu können, erfüllte sich nicht. Baal, der Dämon, hatte durch das Erlöschen seines höllischen Feuers den Kontakt mit dem Diesseits verloren. Die Jungfrauen gebaren keine Rächer. Auch Djamaa, der einzige, der einer solchen unheiligen Geburt sein zweites Leben verdankte, stellte keine Gefahr mehr dar. Seiner dämonischen Kraft beraubt, war er sofort nach Verlöschen des Feuers zu Staub

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