0085 - Kampfschule Naator
Er schwieg plötzlich, sah Rhodan starr an und setzte hinzu: „Oder vielleicht doch ...?"
„Kaum", meinte Rhodan ziemlich ruhig. „Es dürfte immer noch gegen die Druuf gehen." Er sah hinaus aus dem Fenster. Drüben hinter den flachen Gebäuden lag die steinige Wüste des Mondes, der ein Vorposten Arkons war. Dünne Wolkenfetzen trieben im eisigen Wind dahin und verdeckten oft für nur wenige Sekunden das Licht der Sterne. Eine trostlose Welt, und doch sollte sich auf ihr das weitere Schicksal der Erde entscheiden. Wenigstens in erster Instanz. „Nein, ich glaube nicht, Atlan. Denn wenn der Regent die Position der Erde kennen würde, wüßten wir es bereits. Durch Marschall Freyt in Terrania. Der Regent hätte sofort angegriffen."
„Verdammte Grübelei und Ungewißheit!" fluchte Bully ungehörig und zog sich in Richtung seines Bettes zurück. „Ich lege mich schlafen, dann brauche ich nicht nachzudenken. Wer will heute abend meine Portion Schlangenfraß haben?"
Alle hatten sie Hunger, aber niemand meldete sich.
*
Gegen Mittag des folgenden Tages war alles soweit entschieden.
Admiral Senekho hatte nach den Ergebnissen der Untersuchungen und an Hand der Kartei der Aras die Einteilung vorgenommen. Er war dabei so vorgegangen, daß er die Zaliter mit höchster Intelligenzquote als Offiziere nahm, ihnen die Posten der Kommandanten und Funktionsleiter gab und ihnen eine Mannschaft zuteilte. Immerhin hatte Senekho sich bemüht, die bisherigen Schulgruppen beisammen zu lassen. Nur diesem Umstand war es zu verdanken, daß Rhodan und seine Leute nicht getrennt wurden.
„Also KON-VELETE heißt der Dampfer", murmelte Bully erschöpft, als sie nach der langwierigen Einteilungszeremonie in die Unterkunft zurückkehrten. „Und der Kommandant ist ein gewisser Ighur, der mit bürgerlichen Namen Atlan getauft wurde. Auf die alten Dienstgrade hat Senekho keine Rücksicht genommen. Major Sesete und Major Roake sind nur erster und zweiter Offizier geworden. Ich muß mich also den Befehlen eines Captains fügen - allerhand!"
Rhodan grinste leicht. „Was bleibt uns anderes übrig? Wenigstens stehen wir ganz richtig unter dem Kommando eines Arkoniden - der zumal ein echter Admiral ist. Was wollen wir denn noch mehr?"
„Auch ein Trost", murrte Bully. „Die ganze Angelegenheit ist komplizierter, als wir jetzt ahnen", warf Atlan ein. „Die KON-VELETE ist ein funkelnagelneues Schlachtschiff unserer Stardust-Klasse und hat einen Durchmesser von achthundert Metern. Zwar können wir von Glück reden, daß Admiral Senekho ihm nur eine Besatzung von zweihundert Mann zuteilte, aber immerhin bedeutet das ein enges Zusammenleben mit fünfzig unbekannten Zalitern."
Rhodan schüttelte den Kopf. „Wir müßten die gleiche Vorsicht üben, wenn wir allein auf dem Schiff wären. Ich bin davon überzeugt, daß verborgene Kameras den Regenten und seine Offiziere stets davon unterrichten, wie sich die neuen Soldaten des Imperiums im Einsatz verhalten. Mit anderen Worten: Wir werden als Zaliter ständig so tun müssen, als fühlten wir uns unbeobachtet, als Terraner hingegen müssen wir so tun, als beobachte man uns pausenlos. Somit wird jede Sekunde auf der KON-VELETE zum Theaterspiel. Sogar im Schlaf. Hoffentlich hat niemand die Angewohnheit, im Schlaf zu sprechen."
„Die Situation auf Zalit macht mir fast noch mehr Sorgen", sagte Gorlat zögernd. „Wir wissen nicht, was dort geschieht. Hier haben wir noch Gelegenheit, die Geschehnisse zu beeinflussen, aber auf Zalit ..."
Er ließ den Rest offen. Ehe Rhodan etwas antworten konnte, knackte es im Lautsprecher. Die Stimme von Robot 574 sagte: „Die Besatzungen der bereits eingeteilten Schiffe gehen in zwei Stunden an Bord. Probeflug unter kriegsmäßigen Bedingungen. Weitere Befehle werden später ausgegeben."
Der Lautsprecher verstummte. Atlan zog die Augenbrauen hoch. „Sie haben es aber sehr eilig damit", bemerkte er sarkastisch.
*
Die KON-VELETE war in gewisser Hinsicht eine Enttäuschung. Zwar handelte es sich um ein neues Schiff, das erst gestern aus der Werft von Arkon kam, aber man hatte es ursprünglich für eine Roboterbesatzung geplant. Nur behelfsmäßige sanitäre Anlagen verrieten, daß nun eine menschliche Besatzung auf ihm dienen sollte. Die Quartiere waren unbequem und ließen so ziemlich alle Wünsche offen.
Ein wenig ratlos stand Atlan in der Zentrale. John Marshall, Gorlat, Bully und Rhodan leisteten ihm Gesellschaft, nachdem sie sich davon
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