0085 - Kampfschule Naator
Stunde hielt Calus hier seine halbstündige Rede. Drei Kameras waren auf ihn gerichtet, als er hinter dem halbrunden Tisch Platz nahm und seine Notizen vor sich auf der Platte ordnete.
Noch zwei Minuten bis zur vierten Stunde. Erdzeit natürlich. Von der Tür her bekam er von dem zalitischen Funkleiter ein Zeichen. Die Kameras begannen zu summen.
„Zaliter!" sagte Osega mit kalter Stimme, wobei ihm klar wurde, wie sehr er das Theater haßte, zu dem er gezwungen war, wenn er den Unterdrückten dieser Welt helfen wollte. „Der Regent ist unzufrieden mit euch! Überall auf Zalit halten sich die Dienstverweigerer verborgen, und immer wieder bleiben unsere Appelle an die Männer vergeblich. Es muß also angenommen werden, daß unsere Maßnahmen zu milde sind. Der Regent hat daher angeordnet, daß ab sofort schärfere Kontrollen durchgeführt werden und Ausnahmen seltener sein sollen. Papiere, die Wehrdienstunfähigkeit nachweisen, werden nur noch in besonderen Fällen vergeben. Der Regent hat weiter angeordnet, daß nun endgültig in einer Frist von einem Monat alle Zaliter registriert sein müssen. Wer danach ohne gültigen Ausweis angetroffen wird, muß mit schärfster Bestrafung rechnen, wahrscheinlich mit Erschießen."
Osega legte eine Pause ein. Das Summen der drei Kameras machte ihn nervös, die automatisch arbeitenden Geräte brauchten keinen Operateur, aber heute hatten sie einen. Einen Zaliter, den er nicht kannte. Er hatte ihn nie vorher im Funkhaus gesehen.
Vorsichtig tastete Osega nach dem Griff seiner Waffe im Gürtel. Er mußte immer damit rechnen, daß fanatische Zaliter versuchten, sein Leben zu bedrohen. Auch hier, wo er von Wachrobotern buchstäblich eingeschlossen war. Aber wie sollte ein Attentäter bis hierher vordringen? Niemand kam ins Sendehaus, wenn er nicht zum technischen Personal gehörte.
Der Zaliter kontrollierte den einwandfreien Lauf der Kameras und verschwand mit einem Nicken des Kopfes. Osega atmete auf. Drüben an der Tür stand reglos und wachsam ein Roboter. Seine beiden Waffenarme wiesen gegen die Decke. In Sekunden konnten sie ihre tödlichen Energiestrahlen in alle Richtungen versenden.
„Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen", fuhr Osega in seiner Ansprache fort, „daß Arkon den größten Wert darauf legt, die Zaliter als Verbündete zu betrachten. Wir stehen gemeinsam einem mächtigen Gegner gegenüber, den es zu vernichten gilt. Vielleicht sind die Zwangsmaßnahmen der Einziehung etwas hart, aber es bleibt Arkon keine andere Wahl."
Soweit kam Osega, als er unterbrochen wurde. Die Tür, an der der Roboter stand, wurde aufgerissen, und ein Zaliter stürzte in den Senderaum. Er drängte sich an dem Koloß vorbei und stürmte auf Osega zu. Hinter ihm erschollen Geschrei und Gebrüll.
Der Roboter reagierte schnell, aber es nutzte ihm nichts. Wenn er seine Waffen gebrauchte, würde er Admiral Calus unnötig gefährdet haben. So kam er schnell auf den Tisch zugeschritten, hinter dem Calus saß. Aber Osega saß schon nicht mehr. Er hatte die Gefahr erkannt, in der er schwebte.
Der eingedrungene Zaliter stand jetzt neben ihm vor den Kameras. Milliarden Zaliter würden die Szene auf ihren Bildschirmen miterleben.
„Arkon soll uns mit seinem Krieg verschonen!" rief Rhog schrill und zog seine Waffe blitzschnell aus der Tasche. „Schicke den Roboter weg, Admiral Calus!"
Osega gab dem Roboter einen Befehl, aber der Koloß gehorchte nicht. Er blieb zwar stehen, drei Meter von ihnen entfernt, aber er zog sich nicht zurück. Der Sergeant sah ein, daß er schnell handeln mußte, wenn er leben wollte. Auf der anderen Seite durfte er Rhodans Plan nicht durchkreuzen.
Natürlich hätte er jetzt dem Attentäter sagen können, daß er sich irrte, daß er vor hatte, den besten Freund Zalits umzubringen. Er hätte ihm sagen können, daß Admiral Calus in Wirklichkeit längst der Gefangene der Feinde Arkons war. Aber Milliarden Zaliter hätten es gleichzeitig gehört - und die wachsamen Arkoniden.
Wäre wenigstens jemand auf den Gedanken gekommen, die Sendung zu unterbrechen, aber die Zaliter hüteten sich, das zu tun. Es war für sie eine willkommene Gelegenheit, den Arkoniden eine Schlappe zu bereiten. Eine solche Niederlage vor den Kameras des Fernsehens ...
Osega sah nur eine einzige Möglichkeit: Wenn er leben und zugleich das Unternehmen nicht gefährden wollte, mußte er den Zaliter töten, ehe dieser auf ihn schoß. Aber zuvor versuchte er es anders. „Warte,
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