0085 - Kampfschule Naator
Wüste, aber den genauen Ort kenne ich nicht." Er machte eine Pause und deutete dann zu dem kleinen Schiff. „Ich war früher Matrose auf einem Handelsraumer. Ich kenne die Typen, auch die der arkonidischen Flotte. Aber so ein kleines Schiff habe ich noch nie gesehen. Erreicht es Lichtgeschwindigkeit?"
Der Offizier ließ sich ablenken, vielleicht wollte er aber Toffner auch nur ermuntern, doch sein Geheimnis preiszugeben. Jedenfalls spielte er den Leutseligen.
„Lichtgeschwindigkeit? Es springt große Strecken durch den Hyperraum und wird die Leiche unseres Admirals nach Arkon bringen. Du kennst noch viele Schiffe Arkons nicht, Garak. Wann sehe ich dich wieder?"
„Sobald mein Bekannter aus Larg kommt."
„Gut. Wenn du nicht kommst, werde ich dich suchen lassen. Und du weißt, wir finden jeden." Das war reichlich übertrieben, aber Toffner ließ ihn reden. Dabei ließ er das kleine Schiff und die Ehrenwache nicht aus den Augen. Er dachte an das Schiff, er dachte, dachte, dachte ... Und es war gut, daß er dachte.
Betty Toufry unter der Arena sah das kleine Schiff richtig vor sich, so intensiv war der Eindruck, den sie von Toffner vermittelt bekam. Gucky schaltete sich ebenfalls in die telepathische Sendung ein und machte sich zum Sprung bereit.
Gestern noch wäre dieser Gedanke unmöglich gewesen, aber nun blieb keine Wahl mehr. Osega mußte aus dem Schiff geholt werden. Wenn nur keine Spuren blieben!
„Jetzt hat Toffner sich verabschiedet, aber er bleibt am Tor noch stehen und sieht zurück. Er betrachtet das Schiff. Und er denkt daran. Ich kann nun springen, Rosberg."
Der Major nickte. Mit ausdrucksloser Stimme sagte er: „Spring, Gucky!" Und der Mausbiber verschwand vor ihren Augen.
*
Toffner verließ unbehindert das gefährliche Terrain und verlor somit das Schiff aus den Augen. Aber das war nicht mehr wichtig. Betty Toufry wußte, wo es stand.
In dem kleinen Schiff aber ruhte in seiner prächtigen Uniform der Arkonidenadmiral Calus auf einem breiten Ruhelager. Zwei Roboter standen daneben die Ehrenwache. Sie besaßen keine Waffenarme, trugen aber dafür richtige Strahlgewehre. In der gewölbten Decke der kleinen Zentrale brannte eine gedämpfte Lampe. Die automatischen Kontrollen waren eingestellt. Jeden Augenblick konnte das Schiff starten.
Gucky hatte Glück. Als er rematerialisierte, stand er genau hinter den beiden Robotern. Sie hatten ihn nicht bemerkt. Der Mausbiber sah hinauf auf das bleiche Gesicht Osegas. Er hatte den Sergeanten gut gekannt und manchen Scherz mit ihm gewechselt. Nun war Osega tot. Hier lag er an der Stelle des Mannes, der hätte sterben sollen.
Gucky packte eine unbändige Wut, als er darüber nachdachte. Aber dann fiel ihm ein, daß jetzt keine Zeit war, über nicht mehr zu ändernde Tatsachen nachzugrübeln. Osega mußte in die Katakomben gebracht werden, damit er ein ehrliches Begräbnis erhielt. Diese beiden Roboter würden Zeugen des Unglaublichen werden, aber wenn alles nach Plan ging, würden sie keine Gelegenheit mehr erhalten, ihr Wissen weiterzugeben.
Es ging um Sekunden. Vorsichtig, um weitere wertvolle Zeit zu gewinnen, beugte Gucky sich vor und ergriff Osegas Arm. Er fühlte sich kalt und steif an. Es kam dem Mausbiber zum Bewußtsein, daß er zum erstenmal in seinem Leben eine Leiche transportieren mußte. Der körperliche Kontakt war hergestellt; Gucky konzentrierte sich auf das Versteck unter der Arena und entmaterialisierte.
Der Vorgang hatte kaum zehn Sekunden gedauert. Die beiden Robots standen unbeweglich und stumm. Sie hielten die Ehrenwache für ihren Admiral. Vielleicht hätten sie sein Verschwinden überhaupt nicht bemerkt, wenn nicht in diesem Augenblick der Kommandant des Schiffes, ebenfalls ein Roboter, die Zentrale betreten hätte. Er hatte den Befehl zum Start erhalten.
Er blieb wie erstarrt im Türrahmen stehen. Seine Augen, tückisch blinkende Linsen, starrten auf das leere Ruhelager, auf dem Calus gelegen hatte. Gerade wollte er sich den beiden Wachen zuwenden, da geschah es.
Der Doppelkopfmutant Iwan Iwanowitsch Goratschin hatte nach der Rückkehr Guckys Zeit genug gefunden, sich nach Betty Toufrys Angaben auf sein Ziel zu konzentrieren. Seine rätselhaften Geistesströme setzten den atomaren Zerfallprozeß in Gang. Kalzium und Kohlenstoff verwandelten sich in Energie. Und zwar innerhalb einer einzigen Sekunde.
Am Rande des Raumhafens gab es eine Atomexplosion. An der Stelle, an der eben noch das kleine Schiff gestanden
Weitere Kostenlose Bücher