0085 - Tigerfrauen greifen an!
Süchtigen steigt. Heroin und Kokain überschwemmen unser Land. Aus Südamerika und dem Orient kommt es ebenso wie aus Asien.
Ich nahm mir vor, den Kollegen von der Rauschgiftfahndung einen Tip zu geben.
Suko nickte mir zu. Wir stiegen über das Mädchen hinweg und schritten die nächste Treppe hoch, bis wir die erste Etage erreicht hatten.
Eine Doppeltür versperrte den Weg.
»Hier ist es«, wisperte Suko.
Ich trat näher an die Tür heran, da ich die Zeichen sehen wollte, die in das Holz geschnitzt worden waren.
Ich konnte sie nicht lesen. Sie entstammten einer Sprache, die ich nicht beherrschte.
»Es sind chinesische Zeichen«, klärte mich Suko auf, der mein Interesse bemerkt hatte.
»Und was bedeuten sie?«
Suko schaute ebenfalls näher hin, beugte seinen Oberkörper wieder hoch, und ich sah es seinem Gesicht an, daß er passen mußte. »Keine Ahnung, John. In China werden sehr viele Dialekte gesprochen. Ich beherrsche nur die wenigsten.«
»Aber weißt du nicht ungefähr, was sie aussagen?«
Suko schaute noch einmal nach. Schließlich meinte er: »Es gibt gewisse Parallelen zu einer mir bekannten Sprache, und wenn ich die Zeichen richtig deute, sind sie als Warnung zu verstehen.«
»Wovor?«
Suko schaute mich ernst an. »Davor, den hinter der Tür liegenden Raum zu betreten.«
Ich nickte und dachte dabei an die Morde. Drei Menschen waren gestorben, und vielleicht standen wir jetzt dicht vor der Lösung des Rätsels. Auf keinen Fall wollte ich wieder zurückgehen. Auch die Warnung schreckte mich nicht.
Ich zog meine Beretta.
Suko nahm seine ebenfalls in die Hand.
Beide Pistolen waren mit geweihten Silberkugeln geladen. Geweihtes Silber tötet Dämonen der unteren Rangstufen. Schon sehr oft hatten mir diese Kugeln geholfen.
Ich merkte, wie sich Sukos Körper spannte. Uns konnte alles hinter der Tür erwarten.
Schrecken, Grauen und Tod…
Hart preßte ich die Lippen zusammen. Ich dachte an die drei Toten und daran, wie sie ausgesehen hatten. Wir mußten diesen verdammten Mörder einfach fangen.
»Okay?« raunte Suko. Er streckte bereits seine Hand nach der linken Türhälfte aus.
Ich nickte.
Sukos Finger fielen nach unten und umklammerten den Knauf. Er drehte ihn. Es gab ein leises, schnackendes Geräusch, dann war die Tür offen, und wir sprangen gleichzeitig in den dahinterliegenden Raum…
***
Mein Partner und ich waren ein eingespieltes 2-Mann-Team. Sofort huschten wir links und rechts der Tür zur Seite, und gleichzeitig beschrieben unsere Waffen halbkreisförmige Bogen.
Mein Finger lag am Abzug. Sollte ich angegriffen werden, würde ich innerhalb eines Sekundenbruchteils feuern können.
Es war nicht nötig.
Wir wurden nicht angegriffen, aber das, was wir sahen, verschlug uns buchstäblich den Atem.
Hinter der Tür lag ein riesiger Raum, den ich in diesem Haus wirklich nicht erwartet hätte. Ein grünlich schimmerndes Licht erleuchtete ihn, und es wurde von Lampen abgestrahlt, die sich quadratisch und gläsern fugenlos innerhalb des Steinfußbodens einreihten. Das Licht fiel nur nach oben, so daß grüne Lanzen gegen die Decke stießen und uns das zeigten, was uns so einen Schock versetzt hatte.
Von der Decke hingen gewaltige, traubenförmige Gebilde, die mich an riesige Tropfen erinnerten und oben spitz zuliefen, während sie unten durchhingen.
Auch die Tropfen schillerten grünlich, aber sie allein hätten mich nicht auf eine makabre Weise fasziniert.
Es war vielmehr deren Inhalt.
Diese Tropfen waren gefüllt.
Mit Tigerköpfen!
»Verstehst du das?« flüsterte Suko.
Ich schüttelte den Kopf und hatte nur Augen für die gewaltigen Tropfen mit ihrem makabren Inhalt.
Die Tigerfratzen starrten uns an. Sie sahen gefährlich aus mit ihren aufgerissenen Rachen und den beiden langen, spitzen Eckzähnen, die mich an die Hauer von Vampiren erinnerten.
In der Tat starrte uns da der Tod entgegen.
Ich versuchte, die Tropfen zu zählen.
Es waren zehn.
Wo kamen sie her? Wer hatte sie in diesen Raum geschafft? Sie hingen bewegungslos in der Luft, und ich sah auch kein Seil oder einen Faden, der sie festhielt.
Gelb schillerten die Augen in den Tigerköpfen. Ich wußte nun Bescheid, wer die drei Morde unter Umständen begangen hatte.
Suko stieß pustend die Luft aus.
»Was tun wir?« fragte er und trat langsam auf mich zu.
Ich hatte meinen ersten Schreck überwunden und dachte wieder klar und logisch. »Wir können versuchen, einen dieser Riesentropf en zu zerstören.«
»Es
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