Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0086 - Das Floß der Verdammten

0086 - Das Floß der Verdammten

Titel: 0086 - Das Floß der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
Essbares zu finden. Wer eine Wasserstelle findet, ruft die anderen herbei. Trinken ist das Wichtigste für uns.«
    Henk Barber nickte.
    »Nimm Moreno und Simba mit. Du kennst dich aus in der Kochkunst. Du wirst wissen, welche Eier und welche Vögel wir essen können. Ich suche mit den anderen nach Wasser.«
    »In einer Stunde wird es dunkel«, erwiderte der Koch. »Bis dahin sollte jeder etwas gefunden haben. Ich schlage vor, dass wir uns hier wieder treffen.«
    In zwei Trupps gingen sie los. Sie blieben immer in Rufweite.
    Benson stieß als erster auf ein Wasserloch. Es war eine kleine Einbuchtung im Felsengestein, wo sich das herablaufende Regenwasser gesammelt hatte.
    »Hierher!«, rief Barber, als er sich überzeugt hatte, dass sie trinkbares Wasser gefunden hatten.
    Einer nach dem anderen legte sich an der kleinen Wasserstelle flach auf den Boden. Die Männer tauchten das halbe Gesicht ein, als sie gierig tranken.
    Barber achtete darauf, dass keiner zu lange in den Genuss von Wasser kam. Für jeden sollte die gleiche Menge zu haben sein.
    »Es reicht aus, auch wenn wir einen Tag lang nichts mehr finden«, stellte Jean Delay fest, als sie sich fürs erste satt getrunken hatten. »Leute, was habe ich auf diese Köstlichkeit gewartet. So was Schönes habe ich mein Lebtag nicht umsonst bekommen. Nicht mal zu meinem Geburtstag.«
    »Gehen wir weiter«, schlug Magaya vor. »Wir halten uns immer an den niedrigen Klippen. Hier muss es Vogelnester geben. Ich sage euch, welche Eier genießbar sind.«
    Tatsächlich fanden sie ein paar Nester, aber darüber hinaus gar nichts. Sie sammelten zahlreiche essbare Eier auf. Die wurden unterwegs mit dem spitzen Ende auf die Kante der Steine geschlagen. Dann setzten die Männer die Eier an den Mund, schlugen mit kleinen Steinen Löcher in die anderen Enden. Auch jetzt schluckten sie gierig, als das dickflüssige Innere der Eier in ihre Kehlen floss.
    »Mahlzeit!«, sagte Benson genießerisch, der plötzlich seine Sprache wiederfand. »Nun brauchen wir nur noch ein kräftigendes Schläfchen.«
    »Du bist ja nicht wiederzuerkennen mit deinem Wortschwall«, ulkte Simba Simba.
    »Ich bin in fünf Minuten ein neuer Mensch geworden«, musste der Engländer zugeben. »Ab heute werde ich täglich zwanzig Worte von mir geben, wenn es uns weiterhin so gut geht.«
    Barber grinste ihn an. Er war froh, die Männer wieder bei Kräften zu sehen.
    »Gehen wir zurück zum Floß. Wir hauen uns aufs Ohr. Eine Wache brauchen wir nicht aufzustellen. Hier wird uns keiner überraschen.«
    Er ging den anderen voran. Nach wenigen Minuten erreichten sie ihre Landestelle.
    Ohne ein weiteres Wort legten sie sich auf den steinigen Boden. Es gab fast keinen Sand auf dieser Insel. Den Männern machte es nichts aus. Nach den Strapazen auf dem winzigen Floß kamen sie sich vor wie in einem Federbett.
    Der Schlaf ließ sie alles vergessen.
    Ihre Erschöpfung war so vollkommen, dass sie nicht merkten, was sich in der Nacht dicht vor ihnen tat.
    ***
    Die Dunkelheit war vollkommen. Die nächsten Inseln lagen zu weit weg, um auch den kleinsten Lichtschein bis hierher zu senden.
    Als es auf Mitternacht zuging, kam es wie eine mächtige Welle auf den schmalen Küstenstreifen der Insel zu. Eine Welle, die sich nicht hob und senkte. Sie war ein stark gekrümmter Buckel, und sie ragte fast zehn Meter über das Wasser.
    In langsamem Tempo kam sie näher. Ein Beobachter hätte sofort gemerkt, dass es kein Wellenberg sein konnte. Das Meer war fast ruhig. Nur zum Strand hin liefen kleinere Brecher an den Korallenriffen und Felsenstreifen auf. Sonst war die See fast glatt.
    Der wandelnde Berg aber kam näher und näher.
    Er schob sich heran als urwelthaftes Ungetüm. Halb schwimmend, halb gehend kam er ins seichtere Wasser vor der Insel. Dort machte er Halt. Dann wogte es wieder heran, immer dichter auf das kleine Eiland zu. Als es näher kam, sah es aus wie ein wandelnder Berg.
    Der mächtige Buckel des Wesens hob sich jetzt scharf aus dem Wasser ab. Es hatte einen Kopf, der größer war als ein ausgewachsener Büffel.
    Die Augen, so groß sie waren, hätte keiner erkennen können. Sie waren matt und glanzlos, fast durchsichtig.
    Der Koloss kam heran, sah immer nur nach vom.
    Er wusste, wo die Männer mit ihrem Floß waren.
    Jetzt tauchte sein massiger Leib immer mehr aus dem Wasser, hob sich zu einer sagenhaften Größe. Es war, als ob ein Felsen aus dem Wasser aufstünde.
    Klatschend fiel das Wasser von ihm ab, rauschte wie

Weitere Kostenlose Bücher