0086 - Der Schlüssel zur Macht
Gespräch.
Rhodan sah sich vorsichtig um, ehe er berichtete: „Deine Theorie stimmt, Atlan!"
Ich wurde noch aufmerksamer. Was hatte Rhodan entdeckt? „Welche?"
„Die Sache mit der Sicherheitsschaltung. Als wir vom Automaten A-R-145 den Landebefehl erhielten, ging er auf das schlafmützige Verhalten des Kommodore Gailos nur mit den Worten ein: der Erhabene ruht. Anschließend wurde dir die Befehlsgewalt über die Kreuzergruppe gegeben. Das beweist, daß sich die Einstellung des Robotregenten gegenüber den echten Arkoniden geändert hat."
„Geändert?" wiederholte ich verblüfft. „Wieso?"
„Du warst nicht dabei, als ich vor etwa siebzig Jahren zum erstenmal auf Arkon landete. Damals wurden auch hochstehende Arkoniden äußerst schroff behandelt. Sogar der Imperator auf der Kristallwelt wurde herumkommandiert. Außerdem hatte zu jener Zeit kein einziger Arkonbewohner eine Schlüsselposition inne, wie es nunmehr bei Gailos der Fall ist. Eine so milde und zurückhaltende Erklärung über das schiffsgefährdende Verhalten eines Offiziers wäre unmöglich gewesen. Niemals hätte der Regent so einfach mitteilen lassen, der Erhabene ruhe. Ist der Unterschied klar?"
Ich blickte rasch zu Bull hinüber. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und sagte gepreßt: „Ich erinnere mich! Er hat recht! Der Robot knechtete jeden Arkoniden, Thora und Crest wurden behandelt wie Landstreicher."
Rhodan zuckte kaum merklich zusammen, als der Name seiner verstorbenen Frau fiel. Bully senkte schuldbewußt den Blick. Huster stimmte ein neues Lied an. Ich überlegte schnell.
„Du folgerst aus den Tatsachen, daß der Regent neue Anweisungen bezüglich der Behandlung von gebildeten Arkoniden erhalten hat?"
„Ja, genau das!"
„Von wem?"
Er musterte mich ironisch. Sein Blick auf die Uhr blieb mir nicht verborgen.
„Von deiner vielgerühmten Sicherheitsschaltung im Herzen des Gehirns. Es muß eine Sonderprogrammierung angelaufen sein, die den Robot zwingt, höflich und zurückhaltend zu sein."
Ich kannte Rhodans klare Logik. Mit ihrer Hilfe hatte er das Solare Imperium aufgebaut. Ich war auch durchaus nicht abgeneigt, seine Theorie zu der meinen zu machen; schon allein zu meiner eigenen Beruhigung. Trotzdem war da etwas, was er zu übersehen schien.
„Wir haben noch eine Viertelstunde Zeit", stellte ich fest. „Ich tippe weniger auf eine wirksam gewordene Überlagerungsschaltung, als vielmehr auf die maschinelle Logistik des Regenten. Er hat festgestellt, daß es mit brutaler Willkür allein nicht geht. Außerdem existiert jetzt die Druuf-Gefahr, und zahlreiche Hilfsvölker sind auf Imperiumsschiffen eingestiegen. Sie fügen sich nur unwillig den üblichen Kommandorobotern. Also sah das Gehirn ein, daß es auf echte Arkoniden zurückgreifen mußte."
„Obwohl es deren Dekadenz kennt?"
„Ja! Der Regent greift nach dem Strohhalm. Daher seine Zurückhaltung im Falle Gailos."
„Ein Streitfrage", warf John Marshall sinnend ein. „Es kann so oder so sein. Ich habe mich bemüht, im Bewußtseinsinhalt der hier anwesenden Arkoniden nachzuforschen. Sie wissen auch nicht, weshalb sie plötzlich wieder mit wichtigen Posten betraut werden. Außerdem sind sie davon nicht begeistert."
Leutnant David Stern, zur Zeit Offizier vom Dienst, betrat den Wohnsaal. Wir erhoben uns ruckartig und grüßten. Er winkte lässig ab. Huster setzte seinen Kampfgesang fort. Ich beobachtete den jungen Leutnant, der langsam und prüfende Blicke werfend, durch die Gänge schlenderte. Zwei Männer der eingeteilten Wache folgten ihm. Er machte seine Sache gut. Hier und da blieb er stehen und rügte die Leute. Langsam kam er auf unsere Gruppe zu. Dicht bei uns angekommen, sagte er leise: „Wir sind fertig, Sir."
„Urlaubsscheine ausgeben", antwortete Rhodan, ohne den Kopf zu drehen. „Haben Sie mit Ras Tschubai gesprochen?"
„Jawohl, Sir, alles klar. Wir sind informiert."
„Abmarsch in fünf Minuten. Halten Sie in der Halle eine kurze Ansprache. Sie übernehmen hier den Befehl. Richten Sie sich aber nach Marshall, mit dem ich in telepathischer Verbindung stehen werde. Wenn etwas schiefgeht, handeln Sie nach Plan."
Stern ging weiter, bis er durch den zweiten Zugang verschwand. Ich wußte, daß es nun kein Zurück mehr gab. Die beiden Teleporter hatten festgestellt, woher das ständige Grollen und Rumoren stammte.
Einige Kilometer nördlich unseres Wohnblocks endeten die aus dem Fels gebrannten Hallen vor nackten Steinwänden. Nur zwei
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