0086 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: 0086 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

Vom Netzwerk:

plastikverkleidete Roboter vor den Vitrinen. Als ich sie anstarrte, bemerkte ich meine innere Wandlung. Es war als fiele plötzlich eine jahrtausendealte Zwangsjacke von mir ab; eine Zwangsjacke, die von Not, Enttäuschung, Demütigungen und brennender Sehnsucht nach der Heimat allmählich um meinen Körper und Geist gelegt worden war.
    Nochmals sah ich auf das Prunkstück der Auslagen nieder. Es handelte sich um einen sehr teuren Thermostrahler mit extrem, dünnem Griffstück und einer aufgeklemmten Infrarot Zieloptik. Eine solche Waffe hatte ich vor meinem Start erworben. Heute ruhte sie auf dem Grunde eines irdischen Ozeans, wo ich sie bei meiner Flucht in die unterseeische Stahlkuppel verloren hatte.
    Ich wendete mich schweren Herzens ab. Langsam folgte ich unseren Männern, die wahrscheinlich auf Rhodans Befehl plötzlich sehr lustig und ausgelassen waren. Sie standen auf dem langsamen Transportband und riefen vorbeigehenden Zalitern Bemerkungen zu, die mir ein Lächeln entlockten. Es waren rauhe, aber ehrliche Männer. Ich hatte bereits ihre frühen Vorfahren gekannt, die sich keineswegs von ihnen unterschieden hatten. Die Alten hatten nur weniger gewußt, das war alles.
    Wenn es uns gelingen sollte, den Robotregenten zu zerstören, so war ich wohl oder übel auf die Hilfe der Terraner angewiesen. Ich nahm mir fest vor, ihnen ein guter und anständiger Freund zu sein, denn sie waren noch immer hilfsbedürftig. Arkon und Terra zusammen mußten aber ein nahezu unschlagbares Gespann ergeben.
    „Er wird argwöhnisch werden!" meldete sich unvermittelt mein Logiksektor. Ich fühlte, daß meine Augen vor Erregung feucht wurden. Natürlich, mein Extrahirn hatte die Sachlage in zwar unschön klingender, dafür aber zwingend logischer Form erfaßt.
    Wenn ich an die Stelle des Regenten trat - was würde dann Rhodan denken? Ich kannte die Position der Erde; ja, ich kannte die vielen Schwächen und Stärken der Menschen besser als irgendein anderer Mann. Mußte er nicht auf die Idee kommen, ich könnte bestrebt sein, ihn und damit das Solare Imperium zu unterjochen? Oder wenigstens hier und da dafür zu sorgen, daß die Terraner nicht zu übermütig wurden?
    Mit seltsamer Klarsichtigkeit stellte ich fest, daß es zwischen Rhodan und mir eines Tages zu einer Krise kommen müsse. Ich schob das Problem als zweitrangig zurück. Wenn der Robotregent nicht beseitigt wurde, waren solche Grübeleien ohnehin fruchtlos. Als ich auf das mittelschnelle Transportband sprang, warf ich noch einen Blick zu dem Waffenladen zurück. Damals, als ich das Geschäft zum erstenmal betreten hatte, war ich von einer jungen Arkonidin bedient worden.
    Ich lächelte still vor mich hin, da ich mich erinnern konnte, wie sehr ich nach einem Grund gesucht hatte, sie noch kurz vor meinem Abflug zu treffen. Was mochte aus ihr geworden sein? Wo ruhten ihre sterblichen Überreste? Sie war um nur wenige Jahre jünger gewesen als ich. Ich sah mit deutlicher Schärfe ihr angespanntes Gesicht vor meinem geistigen Auge auftauchen. Sie hatte den Atem angehalten, als ich das Geschäft betreten hatte, denn das Symbol auf dem Brustteil meiner Uniform hatte mich als Kristallprinz und künftigen Beherrscher des Sternenreiches ausgewiesen.
    Jemand rempelte mich an. Ein zalitischer Unteroffizier entschuldigte sich bestürzt. Er war auf dem Band zu Fall gekommen. Ich nickte ihm geistesabwesend zu, und er entfernte sich hastig unsicheren Schrittes. Nie zuvor hatte ich so stark gefühlt, wie alt, wie entsetzlich alt und vergessen ich war. Ich war ein Kuriosum; ein jung aussehendes Geschöpf mit glatten Wangen, festen Muskeln und einem hochgewachsenen, sportgestählten Körper.
    Nur innerlich war ich ein Greis. Meine Lebenserfahrung vereinbarte sich schlecht mit meinem blühenden Aussehen. Ich hatte große Völker und Kulturen kommen und gehen sehen. Ich hatte an der Wiege und am Grab des oströmischen Reiches gestanden, und ich hatte voller Verzweiflung versucht, christlichen Märtyrern das Leben zu retten, bis ich erkannte, daß sie mich nicht gebraucht hatten.
    Müde und innerlich aufgezehrt war ich heimgekehrt, doch nun schien sich unter dem Ansturm zahlloser Erinnerungen mein Lebensgefühl zu wandeln. Gierig und mit der Furcht des hohen Alters, das Letzte und Schönste zu versäumen, griff ich nach dem Leben, das für mich Arkon hieß. Ich war bereit, den unwürdigen Zustand eines Robotregimes mit allen Mitteln zu beenden. Perry Rhodan, dieser junge, energiegeladene und