0086 - Gangster, Banken und ein G-man
seine Beine querstellte, ufn mich hinunterzubringen. Wahrscheinlich wollte er mir den Schädel gegen die Marmorplatte des Waschtisches schlagen.
Ich pumpte mir die Lungen voll und winkelte die Arme an, um mich aus seinem Griff zu befreien, aber dazu kam es nicht mehr, denn Phil erkundigte sich höflich aus dem Hintergrund.
»Würden die Gentlemen diese unnütze Rauferei vielleicht einstellen?«
Dawn warf den Kopf über die Schulter zurück. Phil stand an der Tür. Seine Augen waren noch ein wenig glasig, aber er hielt die Smith & Wesson in der Hand.
Cerryl Dawn ließ mich los und trat einen Schritt zurück.
»Wenn Sie mich vor den Richter bringen, werde ich sagen, dass ich mich angegriffen gefühlt habe und dass Sie eine Haussuchung durchführen wollten, ohne einen Befehl zu haben«, sagte er rasch und keuchend. »Ich wusste nicht einmal, dass Sie G-men waren. Sie haben mir Ihre Ausweise nicht gezeigt.«
»Ich weiß, dass Sie sich in den Gesetzen auskennen«, sagte ich und rieb ein wenig meine Magengrube, die immer noch schmerzte. Ich ging an ihm vorbei auf das Bett zu. Jetzt versuchte er nicht mehr, mich zu hindern. Ich schlug die Bettdecke zurück. Darunter lag eine Pistole in einem Schulterhalfter.
»Ich wollte mich nur vergewissern«, sagte ich. »Es fiel mir auf, dass Sie sich auf das Bett zurückzogen, nicht einmal aufstanden, um sich ein Glas zu holen und uns auch nicht zur Tür bringen wollten. Womit rechneten Sie, dass Sie in der Nähe Ihrer Kanone bleiben wollten?«
Er antwortete nicht. Ich fuhr fort: »Kann ich Ihren Waffenschein sehen, Dawn?«
»Sie wissen doch, dass ich keine Erlaubnis besitze«, antwortete er. »Tun Sie schon, was Ihre Dienstvorschrift in solchen Fällen vorschreibt.«
»Wir nehmen Sie in vorläufige Haft, Cerryl Dawn. Ihre Waffe wird eingezogen bis zur endgültigen Beschlagnahme durch das Gericht. Ziehen Sie sich an.«
Wortlos zog er seine Jacke über und nahm den Hut vom Haken. Ich ging noch einmal durch das Zimmer und klappte wie von ungefähr das Buch in dem roten Einband auf. Die Seiten waren mit krausen, stenografischen Zeichen bedeckt. Ich habe Stenografie nie gelernt. Außerdem hatte ich keinen Haussuchungsbefehl, Dawns Notizen gingen mich nichts an. Ich ließ den Deckel des Buches zurückfallen.
Wir brachten Cerryl Dawn ins Justizgebäude vor das Untersuchungsgericht.
***
Der Untersuchungsrichter fragte: »Liegt außer Waffenbesitz sonst etwas gegen diesen Mann vor?«
»Nein«, antworteten wir wahrheitsgemäß, denn es lag nichts gegen Cerryl Dawn vor.
»Aburteilung durch den Schnellrichter«, entschied der Untersuchungsrichter.
Wir nahmen Dawn in die Mitte, verließen den Untersuchungsrichter und begaben uns eine Etage tiefer, wo die Schnellrichter tagten. Wir schlossen uns an eine Reihe an. Durchweg handelte es sich um Verkehrspolizisten mit Leuten, die sie bei einem Verkehrsdelikt ertappt hatten. Es ging zügig vorwärts. Nach einer knappen halben Stunde standen wir vor dem Richter und seinem Beisitzer.
Die Sache spielte sich ungefähr so ab: »Namen des Vorgeführten?«
»Cerryl Dawn!«
»Älter als einundzwanzig Jahre?«
»Jawohl!«
»Name des Vorführenden?«
»FBI-Beamte Jerry Cotton und Phil Decker!«
»Grund der -Anklage?«
»Unerlaubter Waffenbesitz!«
Der Richter hob den Kopf, blickte Dawn an und fragte: »Sind Sie damit einverstanden, dass Ihr Verfahren vor diesem Gericht ohne einen Anklagevertreter und ohne einen Anwalt durchgeführt wird? Ich mache darauf aufmerksam, dass gegen die Entscheidung dieses Gerichtes keine Berufung möglich ist.«
»Ich bin einverstanden«, antwortete Dawn.
»Schildern Sie den Vorgang!«, forderte der Richter Phil und mich auf.
Ich gab eine knappe Darstellung. Der Richter interessierte sich nicht dafür, aus welchem Grund wir Cerryl Dawn aufgesucht hatten. Er fragte nicht nach seinem Vorleben noch nach den Umständen, in denen er lebte. Alles, was er äußerte, als wir unseren Bericht beendet hatten, war: »Mir scheint, Sie haben gegen die Habeas-Corpus-Akte verstoßen, als Sie eigenmächtig einen Gegenstand im Zimmer des Beschuldigten berührten. Nun, es ist Sache von Mr. Dawn, Sie deshalb zur Rechenschaft zu ziehen. Mein Gericht ist für Verletzungen der Verfassungsrechte nicht zuständig.«
Er wandte sich an Dawn: »Entspricht die gegebene Schilderung den Tatsachen oder haben Sie Einwände?«
»Keine Einwände!«
Der Richter schlug dreimal mit einem kleinen Hammer auf das Pult.
»Ich verkünde das
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