0086 - Gangster, Banken und ein G-man
meiner Überraschung stellte ich fest, dass es sich um eine Smith & Wesson handelte. Auch die Magazine passten. Die Kanone war ungepflegt, aber technisch anscheinend in Ordnung.
»Neu kostet das Ding runde zweihundertfünfzig Dollar«, sagte ich. »Bei einem ehrlichen Verkauf hätte ich den üblichen Schwarzmarktpreis bezahlt. Aber weil ihr böse Absichten hattet, gebe ich euch hundert Dollar. Macht euch einen lustigen Abend davon oder besucht einen Kurs: Wie werde ich ein Gangster!«
Ich drückte Big Boss einen Hundertdollar-Schein in die Hand. Ich glaube, er machte tatsächlich noch so etwas Ähnliches wie eine Dankesverbeugung.
Ich war guter Laune, als ich gihg, aber sie hielt nicht lange vor. Schließlich war es keine große Sache, einer Halbstarkenbande ihre wahrscheinlich einzige Pistole abzunehmen. Bei dem Zusammenstoß mit den beiden G-men hatte ich nicht annähernd so glänzend abgeschnitten. Dieser Cotton hatte mich auf den ersten Bliok durchschaut. Trotzdem empfand ich keinen Hass gegen ihn. Er war ein tüchtiger Junge. Nun, wir würden sehen, wer von uns beiden auf die Dauer tüchtiger war.
Ich traf Sley Mertric und den schiefen Greg Found im Hawaii Beach.
»Ich hatte früher mit dir gerechnet«, sagte Sley.
»Hatte noch eine Kleinigkeit zu erledigen«, antwortete ich, aber ich sagte ihm nicht, um was es sich handelte.
»Es ist alles klar«, fuhr Sley fort. »Der Boss ist einverstanden, dass du mitmachst. Er hat auch erlaubt, dass ich dich gleich in unser nächstes Programm einweihe.«
Er breitete eine Karte von New York auf dem Schreibtisch aus.
Die Cooper-Bank unterhielt eine Filiale auf der 12. Avenue ganz in der Nähe des Lincoln-Tunnels. Mertric zeichnete eine Skizze des Gebäudes. Es gab einen Hintereingang, von dem aus man in das Büro des Direktors gelangen konnte. Von dort waren es nur zwei Schritte, um in den Schalterraum und damit an die Kasse zu gelangen.
»Castro, MacLean und zwei Jungen, die du noch nicht kennst, außerdem ich werden die Bank von hinten betreten. Punkt 10 Uhr morgens werden wir im Kassenraum stehen. Du übernimmst die Aufgabe, pünktlich um zehn Uhr vom Haupteingang her einzudringen und die Kunden daran zu hindern, auf die Straße zu laufen und ein Geschrei zu erheben. Sobald wir das Geld eingepackt haben, verlassen wir den Bau wieder durch den Hintereingang. Dir geben wir Tony Bender als Fahrer mit. Wir verschwinden durch den Lincoln-Tunnel auf die andere Seite des Hudsons, zischen den Hudson Boulevard und die River Road hinunter. An dieser Stelle«, er tippte auf einen Punkt der Karte, »wartet ein Boot auf uns. Wir setzen damit nach New York über, und ich denke, auf diese Weise werden wir sie hübsch an der Nase herumführen, vorausgesetzt, es kommt überhaupt dazu, dass man uns verfolgt.«
»Wann soll die Sache starten?«
»Übermorgen schon.«
»Und wie viel Geld wird zu diesem Zeitpunkt in der Bank sein?«
»Keine Ahnung, aber in einer Bank liegt immer eine Menge Geld herum.«
»Wie viel habt ihr bisher bei diesen Fischzügen erbeutet?«
»Runde sechzigtausend Dollar. Nicht schlecht, wie?«
Ich zuckte die Achsel. »Ich bin nicht der Meinung, dass es dafür lohnt, seinen Hals zu riskieren.«
Er zog die Augenbrauen zusammen. »Du scheinst verwöhnt zu sein.«
Ich winkte ab. »Okay ich will nicht gleich das erste Ding miesmachen. Welche Aufgabe übernimmt eigentlich der Chef dabei, Sley?«
»Vom Chef stammt der Tipp. Er sucht die Banken aus, an die wir uns heranmachen.«
»In Ordnung. Wo treffen wir uns?«
»Übermorgen um acht Uhr hier.«
***
Der Wagen, den man mir und Baker gegeben hatte, war ein unauffälliger dunkler Mercury. Tony Baker war ein windiger Bursche mit einem eiskalten Mongolengesicht.
Wir hielten dreißig Schritte von der Bank entfernt. An uns vorbei rauschte der Verkehr auf der 12. Avenue.
»Fünf vor zehn«, sagte Tony. »Machen wir uns auf die Socken.« Er ließ den Wagen anrollen und schob sich im Schritttempo am Bürgersteig entlang.
Ich zog die Gummimaske über die Nase herunter. Wir hatten unsere Uhren verglichen. Punkt zehn sprang ich aus dem Wagen, überquerte den Bürgersteig und betrat den Eingang. Zwei Sekunden später war ich im Schalterraum.
Vier oder fünf Leute standen friedlich vor den Schaltern. Von den anderen war noch nichts zu sehen.
Für eine Sekunde schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass man mich in eine Falle gelockt hatte. Wenn sie jetzt nicht kamen, dann…
Im Hintergrund flog eine Tür auf.
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