0086 - Gangster, Banken und ein G-man
Ellbogen an.
Shoeshine nickte mit seinem schweren Kopf, während Mertric immer noch auf ihn einschrie. Dann löste er seinen Arm aus Sleys Griff und…
Alles geschah mit einer so blitzartigen Geschwindigkeit, dass außer mir niemand fähig war, die geringste Gegenbewegung zu machen.
Die riesige und sonst so plumpe Gestalt des Negers bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Pantherkatze. Er glitt hinter Sley Mertric, seine riesige schwarze Hand griff von hinten unter das Kinn des Mannes und drückte ihm den Kopf in den Nacken. Die andere Hand flog wie ein Blitz durch die Luft.
Ich hielt die Smith & Wesson schon in der Hand. Ich drückte auch ab, aber der Hahn schlug nur mit einem scharfen Klicken auf.
In diesem Augenblick war schon alles geschehen. Shoeshine ließ Mertric los. Der Gangsterführer fiel auf den Boden. Er war schon tot, aber sein Blut strömte. Shoeshine hatte ihm wie einem Tier die Kehle durchgeschnitten.
Ich ließ die Pistole sinken. Mich lähmte so maßloses Entsetzen, dass meine Glieder schwer wie Blei waren. Mein Gehirn setzte einfach aus. Ich kann diesen Zustand nicht anders beschreiben. Und als es wieder zu arbeiten begann, sah ich, dass John S. Forrester einen Revolver in der Hand hielt.
Castro, Hendrik, Baker und Found, keiner von ihnen war zu einer Bewegung fähig.
»Rührt euch nicht!«, bellte Forrester. »Ich kommandiere hier.«
Sein Kopf wandte sich langsam zu mir hin. Seine Finger spielten in seltsamen, für mich unverständlichen Zeichen. Sie signalisierten Shoeshine eine Nachricht, einen Befehl.
Der Neger richtete seine Augen auf mich. Er tat einen großen Schritt über die Leiche Mertrics hinweg und kam langsam quer durch die Halle auf mich zu. In seiner rechten Pranke blitzte das Messer, mit dem er schneller zu töten vermochte wie andere mit einer Pistole.
Ich sah den Riesen auf mich zukommen. Ich wusste, dass es der Tod war, der dort kam, und doch war ich zu keiner Bewegung fähig. Ich sah in die großen dunklen Seen seiner Augen, in denen nichts zu lesen war, keine Wut, kein Blutdurst, keine Mordlust. Ihr Ausdruck war so stumpf wie immer.
Dann glitt mein Blick von dem Gesicht ab, glitt an dem schmutzigen Pullover, den zerknitterten Hosen hinunter und blieb wie gebannt an den glänzenden und viel zu hellen Schuhen haften, die sich unaufhaltsam auf mich zubewegten, Schuhe, die an die Füße eines Gigolos gepasst hätten, die aber den Tod näher und näher zu mir hinbrachten.
***
Es muss die ursprüngliche Todesangst jeder lebendigen Kreatur gewesen sein, die mich aus der Erstarrung riss. Plötzlich fühlte ich meine Muskeln, meine Glieder wieder, arbeitete mein Gehirn. Ich hob die Smith & Wesson. Ich sah, dass der Sicherungsfiügel noch vorgeschoben war, und ich drückte ihn mit dem Daumen zurück.
Shoeshine duckte sich um eine Kleinigkeit. Ich fühlte, er würde mich in der nächsten Sekunde anspringen.
Ich schwankte herum und richtete die Waffe auf Forrester.
»Rufen Sie ihn zurück!«, sagte ich leise. »Ich erschieße sonst Sie!«
Obwohl er den Revolver in der Hand hielt, erkannte Forrester, dass er bei einem Kugelwechsel mit mir den kürzeren ziehen würde. Er tat vier rasche Schritte nach vorn, um in Shoeshines Blickfeld zu gelangen. Die Finger seiner linken Hand spielten.
Der Neger blickte auf sie, nickte. Seine Muskelpakete entspannten sich. Er steckte das Messer in eine Seitentasche seiner Hose, drehte sich um und ging, vollkommen gleichgültig, fort. Er würdigte keinen, auch nicht den toten Mertric, eines Blickes. Zwei Sekunden später lehnte er wieder an der Wand und kaute, wie immer, auf einem Streichholz.
»Sind Sie mit der von mir vorgeschlagenen Verteilung einverstanden?«, fragte Forrester so kalt, als habe sich nichts in den letzten zwei Minuten ereignet.
Ich sah das Geld und daneben Mertric. Ein Brechreiz würgte mich.
»Mach, was du willst!«, stieß ich hervor. Ich warf mich herum. Als würde ich von Furien gejagt, rannte ich die Treppe hoch und stürzte in mein Zimmer.
Noch auf halbem Wege hörte ich die Worte, die Forrester an die anderen richtete.
»Ich betrüge niemanden um den Anteil, den ich für ihn bestimmt habe. Aber ihr wisst nun, was geschieht, wenn ihr euch auflehnt. Shoeshine gehorcht nur mir.«
Ich schloss mich in mein Zimmer ein, setzte mich auf mein Bett und stützte den Kopf in die Hände. Ich weiß nicht wie viele Stunden ich so saß, und ich weiß auch nicht mehr, was ich dachte.
Später hörte ich Geräusche im
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