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0087 - Die Schläfer der ISC

Titel: 0087 - Die Schläfer der ISC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Feinde einzuordnen, aber auch das gelang ihm nicht.
    Der Wächter löste alle Probleme. Er stöhnte und wollte sich aufrichten. Ohne zu überlegen, schlug Dunbee zu.
    Danach fühlte er sich nicht erleichtert. Sein Mund war ausgetrocknet und die Zunge geschwollen. Sein Kopf dröhnte. Er ließ den Stein fallen und tappte von dem Bewußtlosen hinweg. Was würde Jeanne sagen, wenn sie ihn so sehen könnte? Jeanne! Er knurrte erbittert. Dann fand er die Höhlenwand wieder, und ihre rauhe, kalte Oberfläche beruhigte ihn.
    „Plop! Eins! Plop! Zwei! Plop! Drei! Vier! Fünf! Sechs!" Die Wassertropfen!
    Wenn es ihm gelang, die Tropfstelle zu finden, konnte er sein brennendes Gesicht kühlen. Viel mehr konnte er nicht tun. Nur warten!
    Bald würden sie ungeduldig werden und sich fragen, was passiert war. Über die Lautsprecher würden sie den Wächter anrufen, und die ausbleibende Antwort würde ihnen genug sagen. Beim zweitenmal würden sie rücksichtsloser vorgehen.
    Er stolperte an der Wand entlang, eine schmächtige Gestalt in einem verschmutzten Kleidungsstück, dessen zerrissene Hosenbeine in Fetzen um dünne, knochige Knie flatterten.
    Was würden sie mit ihm anstellen, wenn sie ihn wieder in ihrer Gewalt hatten? War es möglich, daß seine überreizten Nerven ihm einen Streich gespielt hatten? Sollte es sich bei der ISC nicht doch um eine korrekte, anständige Gesellschaft handeln?
    Er erinnerte sich an das, was er gesehen hatte, und ihm wurde übel. Nein und nochmals nein! Was immer hier gespielt wurde, es war böse und grausam. Damals, bei seiner Kurzschlußreaktion während der Untersuchung, mußte er instinktiv gespürt haben, daß die ISC nicht das war, was sie zu sein vorgab ...
     
    *
     
    Sie hatten ihn gemessen, gewogen, Blutdruck, Herztätigkeit, Gehirnfrequenzen, Lungen- und Lebertätigkeit überprüft. Sie pumpten ihn mit Medikamenten voll, während er halb ohnmächtig auf dem Tisch lag, das Gesicht des behandelnden Arztes vor seinen Augen. Manchmal war es Dr. Le Boeuf, dann wieder Dr. Piotrowski. Dann die Schwestern und Helfer. Sie stülpten sein Innerstes nach außen. Elektroden wurden an seinem Körper angeschlossen, Drähte und Schläuche eingeführt.
    Die Stimme Piotrowskis, schrill und hell wie die eines Kindes: „Wie finden Sie das, Doktor?"
    Gelächter, andere Stimmen; das Schieben von Gegenständen auf Glas, das Klirren von Instrumenten, geheimnisvolles Summen unbekannter Apparate. Dr. Le Boeuf: „Serum K46, jetzt!" Eine Frauenstimme: „Wird er es aushalten?"
    Piotrowskis Kinderlachen. Ein automatisch gesteuerter Wagen surrte über den Boden auf sie zu.
    Eine Männerstimme: „Der arme Narr!"
    Dunbee schreckte auf. Seine Augen verdrehten sich. Mit schwerer Zunge wollte er fragen, was mit ihm geschah. Der Einstich einer Nadel im Oberschenkel. Die Stimmen wurden zu ungewissen Geräuschen, verschwanden ganz. Dunbee versank in einem milchigen Nebel.
    Urplötzlich war er wieder hellwach. Dr. Le Boeuf beugte sich lächelnd über ihn.
    „So", versprach er beruhigend, „jetzt haben wir es bald geschafft." Dunbee ertappte sich dabei, wie er sein Gesicht zu einem freudigen Grinsen verzog; wie ein Affe, dem man eine Banane geschenkt hat.
    „Sie sind jetzt noch etwas schwach", machte sich Dr. Piotrowski vom Fußende des Bettes aus bemerkbar. „Das wird bald vorüber sein. In vier Stunden werden Sie schlafen, dreihundert Jahre lang."
    Vier Stunden noch - und dann? Irgendwo im Hintergrund hantierten die Schwestern. In seiner Schlafkammer würde er keinen Lärm mehr empfinden. Es war wie der Tod - aber ein Tod auf Zeit. Drei Jahrhunderte wie in einem Sarg, in völligem Koma. Er würde nichts sehen, nichts hören, nichts riechen, nichts schmecken und nichts empfinden. Überhaupt nichts! Trotzdem sollte er auf eine gewisse Art am Leben sein, wenn er träge in dieser öligen Flüssigkeit herumschwamm, von der man ihm berichtet hatte.
    Vier Stunden noch! In Dunbee formte sich ein gewisser Widerwille gegen die angegebene Zeitspanne. Oder waren es nur noch drei Stunden? Warum nicht auch sieben oder zehn oder drei Tage?
    Er richtete sich vorsichtig auf. Die Ärzte waren verschwunden. Zwei Schwestern standen an einem Regal und reinigten Instrumente.
    Da hörte er Dr. Le Boeuf zurückkommen. Seine Ohren vernahmen die kurzen, hastigen Schritte auf dem Plastikboden. Es war, als hätte sich Dunbees Gehör um das Vielfache seiner bisherigen Leistungsfähigkeit gesteigert. Das Tappen schwoll an, es dröhnte in seinem

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