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0088 - Der Friedhof des Schreckens

0088 - Der Friedhof des Schreckens

Titel: 0088 - Der Friedhof des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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worden.
    Einzelne Stufen splitterten ab und schlitterten uns wie Torpedos entgegen. Wir sprangen über sie hinweg.
    Gestein und Erdreich fiel von oben auf uns herab. Wir zogen die Köpfe ein, hielten die Arme schützend darüber.
    Knirschend und polternd begann sich der Einstieg zu jenem unterirdischen Raum, in dem wir noch waren, zu schließen.
    Die klaffende Erdspalte wurde rasch enger. Mir schoß ein Eissplitter ins Herz. Wenn es uns nicht gelang, das Ende der Treppe zu erreichen, bevor sich die Öffnung schloß, würden wir hier unten für ewige Zeiten eingeschlossen bleiben.
    Es wunderte mich nicht, daß Sheila Conolly unser Tempo nicht mithalten konnte. Sie stolperte, weil sie ihr Bein nicht hoch genug gehoben hatte, stieß gegen den Stufenrand, fiel und rutschte zwei Stufen zurück.
    »Sheila!« schrie Bill entsetzt.
    Sein Schrei riß mich herum.
    »Ich kann nicht mehr!« keuchte Sheila.
    »Du mußt, Sheila!« stieß Bill atemlos hervor.
    Die Erdspalte hatte sich bereits auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Größe reduziert. Ich kehrte um.
    »Es hat keinen Zweck mehr!« ächzte Sheila. »Rettet euch selbst. Ich habe nicht mehr die Kraft…«
    »Unsinn«, rief ich energisch. »Denkst du, wir lassen dich hier liegen?«
    »Wir werden alle umkommen, John.«
    »Eher das, als ohne dich diesen unterirdischen Raum zu verlassen«, sagte ich.
    Bill und ich packten gemeinsam zu. Wir rissen Sheila auf die Beine. Sie war bemüht, uns zu unterstützen. Mit vereinten Kräften hasteten wir die Treppe hoch.
    Sie schien endlos lang zu sein, schien immer länger zu werden. Wir hatten den Eindruck, der Teufel selbst würde uns peinigen, indem er das Ende der Treppe immer weiter von uns entfernte.
    Die gezackten Spaltenränder näherten sich einander erschreckend rasch.
    »Wo bleibt denn dein gesunder Optimismus?« fragte ich Sheila schwer atmend.
    »Der hat hier seine Berechtigung verloren«, gab Sheila resignierend zurück. »Warum versucht ihr nicht allein…?«
    »Sei still!« herrschte Bill seine Frau an. »Ich will so etwas nie wieder von dir hören. Entweder retten wir uns alle drei, oder diese verdammte Dämonenfalle wird uns gemeinsam zum Verhängnis!«
    Das Wort Dämonenfalle traf den Nagel haargenau auf den Kopf. Es brachte mich auf die Idee, mein Silberkreuz einzusetzen.
    Blitzschnell riß ich mein Hemd auf und legte das Kruzifix bloß. Mit lauter Stimme rief ich die Namen der vier Erzengel: »Michael! Gabriel! Raphael! Uriel!«
    Ich war sicher, daß die Engel ihre ganze Kraft einsetzen würden, um uns zu retten.
    Aus den vier Kruzifixenden flogen grelle Blitze. Sie trafen die sich im Schließen begriffene Erde, stemmten sich dagegen, konnten zwar nicht verhindern, daß sie die Öffnung weiter schloß, aber es gelang ihnen, diesen gefährlichen Vorgang zu verschleppen.
    Dadurch gewannen wir wertvolle Zeit.
    »Wir schaffen es!« schrie Bill begeistert, als er erkannte, daß sich die Bodenspalte nur noch im Zeitlupentempo schloß. »Siehst du das Sheila? Wir schaffen es!«
    Stolpernd und keuchend erreichten wir das Ende der Treppe. Der Schweiß rann mir in breiten Bächen über das Gesicht.
    Die Welt hatte uns endlich wieder.
    Kaum hatten wir den Friedhof unter unseren Füßen, da hinderte die Kraft der vier Erzengel die Erde nicht mehr daran, sich für immer zu schließen.
    Knirschend verzahnten sich die Zacken der Öffnung, und einen Augenblick später war davon nichts mehr zu sehen.
    Der Weg in die Unterwelt existierte nicht mehr.
    Wir stiegen in meinen Bentley.
    Ich brachte Sheila und Bill nach Hause. Jane Collins hatte mittlerweile dafür gesorgt, daß die ausgeschalteten Untoten abgeholt worden waren.
    An Schlaf wäre trotz der körperlichen Müdigkeit in dieser Nacht nicht mehr zu denken gewesen. Wir waren viel zu aufgedreht von den lebensgefährlichen Ereignissen, die wir zu meistern gezwungen gewesen waren.
    Deshalb verabschiedeten sich Jane Collins und ich nicht von den Conollys, sondern wir blieben bis zum nächsten Morgen in deren Haus.
    Sheila und Bill waren froh darüber, daß wir sie nicht allein ließen.
    Um sieben begaben sich Sheila und Jane in die Küche. Bill und ich saßen in den bequemen Sesseln und rauchten.
    »Du hast sehr viel für uns getan, John«, sagte Bill dankbar.
    »Wozu hat man Freunde? Damit sie einem in der Not beistehen!«
    Herrlicher Kaffeeduft schwebte durch das Haus und stieg uns verlockend in die Nase. Wir drückten die Zigaretten im Aschenbecher aus und erhoben uns gleichzeitig.

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