0088 - Der Friedhof des Schreckens
Schritte, die sich der schäbigen Hütte näherten.
»Hier bin ich! Hier!« schrie Sheila Conolly. »In der Hütte!«
Die untoten Wächterinnen hinderten sie nicht daran, zu schreien.
»Man hat mich verschleppt! Ich werde gegen meinen Willen hier festgehalten!« schrie sie. »Hilfe! Zu Hilfe!«
Die Schritte erreichten die Tür. Sheila Conolly richtete sich erwartungsvoll auf. Doch dann traf sie der Schock mit voller Härte.
Sie sah zwei Männer, die genauso bleich waren wie die beiden Mädchen, von denen sie bewacht wurde. Und dahinter bemerkte Sheila einen Mann, dessen Augen in diesem Moment kurz rot aufglühten.
Das konnte kein Mensch sein.
Das war ein Dämon.
Und die Kerle, die ihn begleiteten, waren zwei seelenlose Werkzeuge von Kelett!
Von denen war keine Hilfe zu erwarten. Die taten nur, was Kelett genehm war. Sheila Conolly sank schluchzend zurück. Sie hatte so sehr gehofft, doch noch gerettet zu werden, und nun diese bittere Enttäuschung…
Kevin Siegel drängte die beiden Untoten beiseite. Er blickte auf Sheila Conolly hinunter und grinste gemein.
»Hatten Sie noch im Ernst damit gerechnet, gerettet zu werden?« fragte er höhnisch. »Wie konnten sie sich nur zu einer solchen Phantasterei hinreißen lassen?«
»Warum tut ihr mir das an?« stieß Sheila verzweifelt hervor. »Was habe ich euch getan?«
»Kelett braucht Seelen, und er will ein Gefolge haben, das ihm treu ergeben ist. Deshalb sind Sie hier. Daß wir bei der Auswahl der Opfer eine besonders glückliche Hand gehabt hatten, war uns nicht sofort klar. Erst als sich John Sinclair, der Geisterjäger, einmischte, begriffen wir, daß wir heute Nacht mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen können.«
»Wo ist John?« fragte Sheila heiser.
»Irgendwo in der Stadt. Aber er wird noch in dieser Nacht den Friedhof des Grauens betreten und seine Seele verlieren! Dafür ist bereits alles in die Wege geleitet.«
»John wird euch alle zur Hölle schicken!«
»Das wird er nicht können. Ihm werden die Hände gebunden sein! Ich habe mich eingehend über ihn informiert. Ich weiß, daß er und seine Freundin Jane Collins auf den kleinen Johnny aufpassen sollten, während Sie und Ihr Mann die Show der ›Hot Devils‹ in der Chelsea Hall ansahen. Ich weiß, daß John Sinclair Ihren Jungen wie seinen eigenen Sohn liebt. Deshalb habe ich Order gegeben, Jane Collins und Johnny Conolly aus Ihrem Haus zu holen und hierher zubringen.«
»Nein!« schrie Sheila entsetzt auf.
»Wenn wir den Jungen haben, wird Sinclair uns aus der Hand fressen!«
»Ihr verfluchten Teufel!« schrie Sheila. »Warum laßt ihr den Jungen nicht aus dem Spiel. Euch ist wohl keine Gemeinheit zu schmutzig…«
»Das ist richtig«, bestätigte Kevin Siegel. »Wir steuern alle unsere Ziele ohne den Hemmschuh eines Gewissens an. Das garantiert uns einen durchschlagenden Erfolg. Kelett wird Sinclairs Seele bekommen. Genau wie die Ihre. Das ist gar keine Frage.«
Der Manager warf einen Blick auf seine Uhr.
»Es ist Zeit für die Zeremonie. Kelett hat uns die Ehre gegeben, dabei sein zu dürfen«, sagte Kevin Siegel.
Er zückte einen Dolch, dessen Klinge mit schwarzmagischen Symbolen geschmückt war. Seine beiden Begleiter stellten Sheila auf sein Geheiß auf die Beine, und der Manager durchschnitt mit dem Dämonendolch die Fußfesseln der Frau.
Flankiert von vier Untoten mußte Sheila Conolly die Hütte verlassen. Kevin Siegel setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe.
Er führte sie bis zur Mitte des Gottesackers und sprach dort eine Formel der Schwarzen Magie sowie einige Worte in der Dämonen-Sprache, die Sheila nicht verstand.
Daraufhin geisterte ein dumpfes Grollen durch die Finsternis, und in derselben Minute spaltete sich die Erde vor den Füßen des Managers.
Ein glutroter Schein leuchtete aus der Tiefe empor. Eine Treppe aus schwarzem Stein führte hinunter. Sheila war sich der Tatsache bewußt, daß sie rettungslos verloren war, wenn sie erst einmal diese Stufen hinter sich gebracht hatte.
Gehetzt schaute sie sich um.
Sie wollte noch einmal zu fliehen versuchen.
Doch die Untoten erkannten ihre Absicht sofort.
Hart packten sie zu und zerrten die junge Frau mit sich die Treppe hinunter. Sheila gelangte in einen kreisrunden Saal.
Die Wände bestanden aus schwarzem Marmor. Sie reflektierten auf eine eigenartige Weise das Flackern des Höllenfeuers, das aus einem großen runden Loch im Boden züngelte.
Sheila bemerkte, daß die Untoten und auch Kevin Siegel das
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