0088 - Der Friedhof des Schreckens
Herren. Ich werde anderweitig gebraucht.« Damit verließ ich die Polizeistation, setzte mich in meinen Bentley und steuerte die Chelsea Hall an.
Dabei hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Es war zu befürchten, daß das Böse auch das Wesen von Sheila und Bill Conolly total umkrempeln würde.
Dann waren die beiden nicht mehr länger meine Freunde, sondern meine erbitterten Gegner, die vermutlich alles daransetzen würden, mir in tückischster Weise ein Bein zu stellen.
***
Bill Conolly kam zu sich.
Ein heftiger Schmerz pochte in seinem Kopf. Er konnte sich kaum konzentrieren. Mühsam öffnete er die Augen.
Was war geschehen?
Die Erinnerung setzte tropfenweise ein. Zunächst entsann er sich der Ankunft von Jane Collins und John Sinclair, die in seinem Haus die Rolle der Babysitter übernommen hatten.
Dann waren er und Sheila weggefahren.
Zum Konzert…
Der Rest fiel Bill Conolly schlagartig ein. Sein Herz krampfte sich unwillkürlich schmerzhaft zusammen.
Er stöhnte.
Sheila!
Sie war von der Geisterhand auf die Bühne befohlen worden und hatte dort oben so lange nach der aggressiven Musik der Horror-Band getanzt, bis sie sich in nichts aufgelöst hatte.
»Sheila!« schrie Bill mit belegter Stimme.
Er richtete sich auf. Jetzt erst nahm er den harten, beinahe grausamen Rock wahr, den die ›Hot Devils‹ immer noch spielten.
Die Musik machte Bill konfus.
Sie schien ihn verletzen zu wollen, tat ihm sonderbarerweise aber nicht in den Ohren, sondern auf dem Körper weh.
Ihm was, als würden all seine Nervenstränge auf der Hautoberfläche liegen, und jemand würde mit einer Drahtbürste darüber streichen.
Ächzend kam Bill Conolly auf die Beine. Er erinnerte sich wieder, gegen die Spukhand gekämpft zu haben. Sie hatte ihn k. o. geschlagen.
Und niemand in dem riesigen Saal der Chelsea Hall hatte davon etwas mitbekommen. Die Zuschauer waren alle geistig weggetreten.
Die schreckliche Musik der Horror-Band hatte sie total in ihren Bann geschlagen. Sie waren alle der Welt völlig entrückt.
Bill Conolly fand das besorgniserregend. Doch noch viel besorgniserregender fand er das Verschwinden seiner Frau.
Sheila! Wohin war sie von der Macht des Bösen entführt worden? Wie konnte er ihr helfen? Wie sollte er seine Frau zurückholen?
Bestand diese Möglichkeit überhaupt?
Bei diesem Gedanken hatte Bill das Gefühl, Eiswasser würde durch seine Adern fließen. Er konnte sich ein Leben ohne Sheila nicht vorstellen.
Er brauchte sie. Und vor allem Klein John brauchte sie. Sollte das Kind in dieser Nacht seine Mutter verloren haben?
Schrecklich.
Bill Conolly riß sich zusammen. Er wollte etwas unternehmen. Irgendetwas. John fiel ihm ein. Wenn der Geisterjäger hier gewesen wäre, hätte Bill sich etwas wohler gefühlt.
John Sinclair wußte in diesem Fällen fast immer Rat.
Außerdem wußte er im Kampf gegen Geister und Dämonen besser Bescheid als er, Bill. Aber John Sinclair war nicht da.
Also war der Reporter gezwungen, allein gegen die Macht des Bösen anzutreten und zu versuchen, herauszufinden, wohin Sheila verschwunden war.
Kein Risiko war Bill zu hoch.
Er war bereit, alles auf sich zu nehmen, wenn er damit erreichte, Sheila zu retten. Vorerst einmal wollte er das Konzert der ›Hot Devils‹ platzen lassen, denn solange diese Kerle spielten, waren die Zuschauer schachmatt gesetzt.
Bill hoffte, es würde sich ändern, denn er wollte die Band zwingen, zu spielen aufzuhören.
Vielleicht erhielt er dann Unterstützung aus den Reihen der Zuschauer.
Entschlossen wollte Bill losstürmen.
Da gewahrte er auf einmal, daß er von grünschimmernden Gitterstäben umgeben war. Er verstand nicht, wieso ihm das erst jetzt auffiel.
Er befand sich in einem Käfig, der auch oben geschlossen war. Die Stäbe waren so dick, daß nicht einmal Herkules sie hätte auseinanderbiegen können.
Bill sah sich verwirrt um.
Teufel, er mußte hier raus.
Aber wie?
Wütend warf sich der Reporter gegen die Stäbe. Sie klirrten. Bill packte sie. Sie waren so kalt wie die Geisterhand, mit der er gekämpft hatte. Die Kälte, die in Bills Hand strömte, war kaum auszuhalten.
Dennoch ließ der Reporter die Stäbe nicht los. Er rüttelte zornig daran, und er schrie um Hilfe, so laut er konnte.
Doch den Lärm, den die Horror-Band auf der Bühne produzierte, konnte er unmöglich überschreien. Verzweifelt ließ er von den Gitterstäben ab.
Er rieb die eiskalten Handflächen aneinander. »Ich will hier raus!« schrie er
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