Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
Vom Netzwerk:
doch schon seit Jahrmillionen nicht mehr. Und schon gar nicht in dieser Größe. Die Spannweite muß mindestens zwanzig Meter betragen haben.«
    Es sprach für Nicole Duval und ihren wachen Verstand, daß sie in diesem Augenblick des Schreckens noch an so prosaische Dinge wie Spannweite und ähnliches gedacht hatte. Zamorra konnte sich ein leises Lächeln nicht verkneifen. Seine Schrecksekunde war schon längst vorüber. Mit Dämonen und Gespensterwesen hatte er schon zahllose Male zu tun gehabt. Er war ihnen ein ernstzunehmender Gegner, und das festigte sein Selbstvertrauen. Er geriet nicht mehr leicht in Panik.
    Da mußte schon mehr passieren, als daß offensichtlich ein Schemen aus einer anderen Welt sich in den Himmel über Delhi erhob.
    Nicoles Beben wurde unter seinen Streichelbewegungen schwächer und ebbte schließlich ganz ab. Zamorra ließ das Mädchen wieder los.
    »Einen Drink?«
    Nicole nickte. Sie fröstelte. Zamorra reichte ihr den Morgenmantel, der über eine Stuhllehne hing.
    »Einen Whisky«, meinte sie tapfer.
    Wenn sie einen derart harten Stoff verlangte, dann mußte ihr der Schreck doch ganz gewaltig in die Glieder gefahren sein. Nicole Duval bevorzugte normalerweise die weicheren Drinks.
    Zamorra beschäftigte sich mit der kleinen Bar und angelte nach einer Flasche Scotch. Er goß zwei Gläser voll und reichte eines davon Nicole.
    Die jetzt fällige Frage stand unausgesprochen im Raum.
    Hatte diese Erscheinung etwas mit dem Verschwinden Graham Beckels und der anderen beiden Männer zu tun?
    Zamorra trank in kleinen Schlucken. »Jetzt wissen wir endlich, wo wir anzufangen haben«, sagte er in das entstandene Schweigen hinein.
    »Du willst dich darum kümmern?« Zamorra lächelte schmerzvoll. »Hattest du denn etwas anderes erwartet?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Warum fragst du dann?«
    »Nun… Ich habe Angst.«
    »Das ist nur natürlich.«
    »Trotzdem. Aber diesmal ist es anders. Ich glaube, du färbst langsam auf mich ab, Chef. Diesesmal habe ich auch Ahnungen. Und… und sie sind gräßlich…«
    ***
    An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Zamorra und Nicole duschten, zogen sich an und waren schon um halb vier Uhr früh im Café Espresso, das rund um die Uhr geöffnet war. Einige Nachtschwärmer, die vermutlich im »Taj« gewesen waren, kämpften mit der starken schwarzen Brühe gegen die Wirkung des Alkohols an, den sie zuviel in sich hineingeschüttet hatten.
    Zamorra bestellte nur ein kleines Frühstück. Der Appetit war ihnen gründlich vergangen. Die knusprigen Sandwiches kamen ihnen zäh und geschmacklos vor. Der zerlassene Käse über dem Schinken dehnte sich wie Kaugummi. Sie tranken nicht einmal die beiden Kännchen Kaffee leer, denn draußen wurde es bereits hell.
    Es hielt sie nicht länger im Hotel.
    Zamorra hatte sich stundenlang mit Graham Beckel unterhalten. So wußte er auch, wo er indische Gurus und natürlich auch Scharlatane finden konnte. Auf Beckels Führung mußte er nun verzichten. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich allein auf den Weg zu machen. Vielleicht konnte ihm auch ein Taxifahrer weiterhelfen. Sie kannten die Stadt am besten.
    Der Dämonenjäger ließ sich vom Portier ein Gefährt herbeiwinken. Erst der dritte Wagen genügte seinen Ansprüchen, denn in Delhi fährt alles, was noch Räder hat. Nur ein knappes Drittel ist nach europäischem Standard verkehrssicher.
    Ein australischer Vauxhall und sein Fahrer erhielten den Zuschlag. Der Sikh war höflich. Er sprang hinter dem Steuer weg, öffnete Zamorra und Nicole den Wagenschlag, fragte nach dem Ziel.
    Zamorra legte sich nicht fest. Er gab nur die Altstadt an.
    Die Straßen waren um diese Zeit noch ausgestorben. Auf den Trottoirs schliefen die Parias, die Unberührbaren, die nicht einmal das schäbigste Dach über dem Kopf hatten. Für einen Europäer war es nicht ganz einfach, sich an den Anblick zu gewöhnen. Für ihn gleicht ein Aufenthalt auf dem indischen Subkontinent einer Reise auf einen anderen Stern. Die beiden Kulturkreise hatten nichts gemein.
    Der Sikh mit dem blaßgrünen Turban sprach sehr gut Englisch. Fast akzentfrei. Er erzählte, daß er noch studieren würde und später Arzt werden wolle. Mit dem Taxifahren verdiente er sich das Geld, das er so dringend brauchte.
    Zamorra hörte nur mit halbem Ohr hin. Die meisten Taxifahrer wußten irgendwelche Geschichten, mit denen sie ein großzügiges Trinkgeld herauszuschlagen hofften. Der Dämonenjäger aus Frankreich antwortete nur

Weitere Kostenlose Bücher