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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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der Welt.«
    »Das schließe ich aus«, antwortete Professor Zamorra gepreßt. Nicole nippte an ihrem Drink.
    »Ist Graham Beckel der erste, der in der letzten Zeit nicht wieder aufgetaucht ist?« bohrte Zamorra weiter. Er gehorchte voll seinen Instinkten. Und die verhießen nichts Gutes.
    Richard Roudington musterte Professor Zamorra. Er hatte die Hände vor der Brust verschränkt.
    »Was wissen Sie, Professor?«, »Nichts. Ich gehe nur einem Gefühl nach. Es sind also schon mehr Leute verschwunden.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wollen Sie nicht die Karten auf den Tisch legen, Mister Roudington?«
    Die Hand, die das Glas hielt, begann zu zittern.
    »Aus dem Oberoi Interconti ist er verschwunden, sagten Sie?«
    »Das sagte ich.« Zamorras Ahnungen wurden ihm zur Gewißheit. Richard Roudington wußte etwas. Er weigerte sich nur, sein Wissen von sich zu geben.
    Noch weigerte er sich. Unter den ständigen Fragen Zamorras und den neugierigen Blicken Nicoles begann sein Widerstand zu erlahmen. Der Mann, der so unvermutet in seinem Büro aufgetaucht war, beeindruckte ihn irgendwie. Es ging eine zwingende Kraft von ihm aus.
    »Nun ja«, wand sich der Engländer. »Es gab tatsächlich Fälle von Vermißtenmeldungen während der letzten Woche.«
    »Wieviel? Alle aus dem Oberoi Interconti?«
    »Hm. Scheint so.«
    »Was heißt hier scheint so?« Zamorra begann, wütend zu werden. Ihm brannte die Zeit auf den Nägeln, während Roudington immer noch herumdruckste. Das Gespräch mußte ihm ziemlich an die Nieren gehen. Nervös knetete er sich die Finger. Das Eis schmolz in seinem Glas.
    »Es ist mir unangenehm, darüber zu sprechen«, meinte der Engländer schließlich.
    »Das sehe ich. Wenn Sie trotzdem die Güte haben würden?«
    »Sind Sie mit Mister Beckel verwandt?«
    »Ja, in Dreiteufelsnamen«, bellte Zamorra zurück. Andererseits konnte er den Beamten natürlich verstehen, wenn er nicht sofort aus der Schule plauderte. Vielleicht unterlagen die Vorfälle, von denen er wußte, der Geheimhaltung. Es war keine Reklame sowohl für das Interconti als auch für die Polizeidienststellen, wenn während einer einzigen Woche drei Ausländer auf Nimmerwiedersehen verschwanden.
    Die Zahl drei hatte sich plötzlich in Zamorra festgenistet, obwohl Richard Roudington sie nicht genannt hatte. Es passierte dem Dämonenjäger nicht selten, daß er die Gedanken anderer empfangen konnte.
    Roudington starrte hingebungsvoll die aufgeräumte Schreibtischplatte an.
    »Es sind innerhalb einer Woche drei weiße Gäste aus dem Oberoi an der Lodi Road verschwunden«, meinte er endlich und so leise, daß Zamorra ihn kaum verstehen konnte. »Natürlich haben wir alles unternommen, sie wiederzufinden. Leider bisher vergeblich. Was in dieser Stadt einmal verschwinden soll, taucht nie wieder auf.«
    »Raubmord?« fragte Zamorra.
    Roudington verneinte kopfschüttelnd. »Wie wir herausbekommen haben, hätte bei keinem der beiden anderen Verschwundenen sich ein Mord wegen ihrer Brieftaschen rentiert. In beiden anderen Fällen gingen die Gäste lediglich nachts noch ein wenig hinaus, um frische Luft zu schnappen oder sich die Beine zu vertreten. War es auch so bei diesem Mister Beckel?«
    »Ja. Sieht ganz danach aus. Jedenfalls habe ich im Hotel erfahren, daß Mister Beckel die ganze Nacht über nicht in seinem Zimmer war.«
    »Was macht Sie dann so sicher, daß ihm, äh, etwas zugestoßen sein könnte?«
    »Weil wir für den Vormittag verabredet waren. Zwar kannte ich Mister Graham Beckel noch nicht sehr lange, aber immerhin soweit, um beurteilen zu können, ob ein Mann seine Verabredungen einhält oder nicht. Mister Beckel hätte sie eingehalten, wäre er nicht durch irgend etwas daran gehindert worden. Deshalb gehe ich vom Schlimmsten aus, und deshalb habe ich Ihr Büro aufgesucht.«
    Richard Roudington schwieg. Er ritt nicht weiter darauf herum, daß Zamorra sich als Verwandter des Verschwundenen ausgegeben hatte.
    Zamorra ließ ihm auch gar keine Pause für weitere Überlegungen. Er fragte weiter.
    »Wenn Raubmorde nicht in Frage kamen, was dann?«
    Richard Roudington hob die Schultern und ließ sie resignierend wieder fallen.
    »Ritualmorde, nehme ich an. Dann und wann haben wir noch mit so etwas zu tun. Es gibt immer wieder ein paar Fanatiker, die sich in den veränderten Zeiten nicht zurechtfinden. Bei denen kommt es dann zu Kurzschlußreaktionen.«
    Roudingtons Angaben zeigten Zamorra nur, daß der Mann voll ins Schwimmen geraten war. Besser

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