0089 - Guckys große Stunde
nicht das dafür erforderliche vertrauenswürdige Aussehen?"
Es hätte ein Scherz sein können, aber Rhodans graue funkelnde Augen sagten das Gegenteil. Er war über Reginald Bulls Schwarzseherei verärgert. Seit der letzten Silvesternacht machte Bully sie alle mit seiner aufgeschnittenen Daumenkuppe und dem davon abgeleiteten kommenden Unglück kopfscheu. Dabei war der Dicke gar nicht abergläubisch, doch in diesem Falle hatte es ihn derart gepackt, daß er keinem einzigen Beruhigungsversuch zugänglich war. So auch jetzt. Er machte sich aus Rhodans verärgerter Erwiderung nichts.
„Perry, Thomas wirft dir deinen Fahrplan durchein ..."
Wieder war über die Alarmphase die Hyperfunkstelle da. John Marshall funkte von der Venus: „Die Impulstriebwerke aller Walzenraumer beginnen zu laufen. Alle Schleusen an den Springerschiffen sind geschlossen. Mit dem Start der Raumer auf der Venus muß in spätestens dreißig Minuten zu rechnen sein. Ende. Marshall."
„Dieser Optimist, der Marshall", sagte Bully. „In zehn Minuten gehen die Schiffe in den Raum. Perry, du hast einen verteufelt klugen Sohn. Thomas scheint dich besser zu kennen als ich. Nein, ich wette jetzt nicht. Thomas steckt hinter dieser Eile, die die gesamte Cokazesippe an den Tag legt."
Ja, das stimmte, Perry Rhodans Fahrplan war tatsächlich durcheinander geworfen worden! Rhodan schien nun doch ein wenig besorgt.
Da klopfte es.
Der Gutachterausschuß, aus vier Herren bestehend, trat ein. Sie waren die besten Spezialisten für Arkongesetze, über die die Erde verfügte. Ihr Wissen auf diesem Gebiet war umfassender als das der auf der Erde vorhandenen Positronengehirne.
„Bitte", sagte Rhodan, „machen Sie es kurz, meine Herren!"
Es kam selten vor, daß er einem Besucher keinen Platz anbot. Jetzt war dies der Fall. Sie hatten tatsächlich wenig zu sagen, und das Wenige war für Rhodan nicht erfreulich. Es ging um die Antwort auf die Frage, ob das nach außen hin immer noch als Regent fungierende Robotgehirn auf Arkon auf Grund arkonidischer Gesetze befugt war, der Cokazesippe unmißverständlich zu befehlen, das Solare Imperium unverzüglich zu räumen und es auch in Zukunft nicht mehr mit irgendwelchen Forderungen zu belästigen.
Der Gutachterausschuß verneinte!
„... wenn Admiral Atlan in seiner Rolle als Imperator des Arkonidenreiches nicht vorzeitig entdeckt werden will, dann muß er dem Patriarchen Cokaze völlig freie Hand lassen. Die Gesetze zwingen die Positronik dazu und damit auch den Admiral, und die Logik verlangt es ..."
Mit kurzem Kopfnicken entließ Rhodan dann die Herren. Bully hatte schweigend am Fenster gestanden und sich zu dem Thema nicht geäußert. Doch als die Herren die Tür von außen geschlossen hatten, sagte er: „Jetzt sind wir um eine Hoffnung ärmer. Man könnte sich die Haare ausreißen. Perry, warum bist du nur mit deinem Fünf-Stunden-Ultimatum so schnell bei der Hand gewesen? Wenn mein Daumen ..."
„Jetzt höre endlich einmal mit deinem Daumen auf!" brüllte Perry den Freund an und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. Dieser elementare Gefühlsausbruch Rhodans war ein einmaliges Erlebnis. Er, der sonst immer so beherrschte Mann, hatte einer Lappalie wegen die Nerven verloren, doch der wahre Grund lag in der Tatsache, daß er sich durch sein Ultimatum nur selbst unbeweglich gemacht hatte und über keine Möglichkeit mehr verfügte, Zeitgewinne zu erzielen. Da kam vom Mars die Meldung: Flotte der Galaktischen Händler startet!
Sarkastisch bemerkte Bully dazu: „Und unser eiserner Besen ist erst in frühestens drei Stunden in der Lage, diese Ecke des Weltraumes von Springern zu säubern. Schöne Milchstraße, was hat uns dieses Jahr 2044 schon an Nackenschlägen eingebracht!"
Überlaut krächzte der Empfang dazwischen: „Springerflotte bleibt nach unentzifferbarem Kurzfunkspruch plötzlich zwischen dreitausend bis fünftausend Kilometer über der Venus stehen!"
Bevor Bully etwas sagen konnte, meldete sich auch ihr Agentenhauptquartier auf dem Mars. Dort waren Cokazes Walzenraumer nach einem Alarmstart auch plötzlich an der Grenze zum Weltraum stehengeblieben. Perry Rhodan und Reginald Bull blickten sich gegenseitig fragend an. Der rothaarige, untersetzte Dicke schien ratlos. „Wenn unsere eingesetzten Telepathen nicht einmal in der Lage sind, die Gedanken des Springerpatriarchen zu lesen ..."
„Hast du vergessen oder willst du vergessen, daß unsere Leute bisher immer noch nicht herausgefunden
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