0089 - Killer, Kampf und Kugelregen
Alarm, Phil.«
»Die Fahrzeugnummer war EB 2318, wenn ich nicht irre«, sagte Phil und setzte zum Trab an.
»Stimmt, Marke Fairlane, letztes Baujahr.«
»Okay, Jerry. Hab’s gesehen.«
Phil rannte los, was das Zeug hielt. In großen Sprüngen hetzte ich über die Straße zum Eingang des Cafés.
Ersparen Sie mir bitte eine eingehende Beschreibung. Jack Kennedy war tot, da gab es gar keinen Zweifel. Aber Sarah Barclay lebte.
Im Nu hatte sich die Straße belebt. War sie während der Schießerei wie ausgestorben gewesen, so herrschte nach wenigen Minuten vor dem Eingang des Lokals ein Gewimmel wie auf einem Jahrmarkt. Ich hatte bis zum Eintreffen der Polizei- und Ambulanzwagen alle Hände voll zu tun, um neugierige Leute von Jacks Leiche und von 44 der verletzten Sarah Barclay fernzuhalten.
Zum Glück kam Phil bald zurück und unterstützte meine Bemühungen.
***
Es war ja geradezu idiotisch, was der Boss von mir verlangt hat, dachte Rudy Fisher, der in dem lindgrünen Fairlane mit der Nummer EB 2318 saß und das Lenkrad krampfhaft zwischen den beiden Fäusten hielt.
Sie werden mich bestimmt schnappen, dachte er nervös. Diese-Vorstellung trieb ihm den Schweiß aus den Poren und den Fuß auf das Gaspedal.
Er umfuhr den Gramercy Park und wollte dann in Richtung George-Washington-Brücke weiterfahren.
Plötzlich vernahm er das Heulen der Sirenen von Polizeistreifenwagen.'
Sein Gesicht wurde hart und verbissen.
Aus einer Seitenstraße tauchte ein Funkwagen auf. Fisher trat das Gaspedal noch weiter durch und schoss haarscharf an dem Polizeifahrzeug vorbei.
Fisher sah im Rückspiegel, wie der Funkwagen wendete und zur-Verfolgung ansetzte.
Fatal, dachte er. Abhängen? Nicht zu schaffen. Wenn der eine abgehängt ist, tauchen zehn andere auf. Also raus aus dem Wagen.
Ungünstige Gegend, stellte er fest. Zu wenige Leute. Wenn ich rausspringe, knallen mich die Cops über den Haufen. Bleibe ich im Wagen, haben sie mich bald eingekreist.
Ihm wurde die Luft knapp. Er riss sich mit der Linken den Kragenknopf auf, ließ die Hand aber gleich wieder auf das Lenkrad fallen, als ihm ein neuer Funkstreifenwagen in die Quere kam. Es gelang ihm, auch daran vorbeizukommen.
Plötzlich sah Fisher am Straßenrand den Eingang einer U-Bahn-Station auftauchen.
Gehetzt warf er noch einen Blick in den Rückspiegel. Noch hundert Yard trennten ihn von den Streifenwagen. Das genügt, dachte Fisher befriedigt. Er brachte den Wagen rasch zum Stehen und sprang heraus.
Möglichst unauffällig mischte er sich unter die Straßenpassanten und ging zur Treppe der U-Bahn-Station.
Er wandte erst seinen Kopf, als er die Treppe erreichte. Mit kreischenden Pneus hielten gerade die Streifenwagen neben seinem Fairlane. Die Türen flogen auf.
Da war Fisher schon den Blicken der Cops entschwunden. Als er die Sperre erreichte, tauchte oben eine Uniform auf.
»Halt! Stehen bleiben!«, hörte Fisher gerade noch den Cop rufen, als er durch die Sperre eilte.
Im letzten Moment, bevor sich die Türen des Zuges automatisch schlossen, zwängte er sich in den letzten Wagen.
***
»Wir werden erst auf atmen, wenn die Polizei die Kerle hinter Schloss und Riegel hat«, sagte der Stepper Ralph Morrison zu seinem Kollegen, dem Zuschneider Dale Kendrick, in der Mittagspause. Sie pflegten stets nach dem Essen, das sie in der Betriebskantine der »Curley-Textilwerke« einnahmen, noch ein wenig auf dem geräumigen Hof der Firma herumzubummeln, um sich die Beine zu vertreten.
»Hätten wir bloß nichts dem Parker erzählt«, sagte der Kendrick, der einen Buckel hatte und etwa 55 Jahre alt war.
Seine Stimme klang weinerlich.
»Nun sei doch bloß nicht so ein Angsthase, Dale«, rief der Kollege, der einen Kopf größer und zwanzig Jahre jünger war.
»Du hast gut reden, Ralph«, jammerte Kendrick. »Du hast für keinen Menschen zu sorgen. Ich habe aber schließlich eine Frau und vier Kinder am Hals.«
»Mach dir keine Sorgen, Alter. Was soll uns denn jetzt noch passieren, da Parker tot ist. Hey, kannst du mir das mal verraten? Du kannst auch wirklich beruhigt sein. Eigentlich hat uns doch Parkers Tod das Leben gerettet.«
»Wie meinst du das, Ralph?«, fragte der Zuschneider unsicher.
Morrison blickte sich scheu um, und als er sah, dass die auf dem Hof herumflanierenden Kollegen weit genug entfernt waren, sagte er:
»Parkers Tod hat doch verhindert, dass unsere Namen vor der Öffentlichkeit genannt wurden. Wir sind sozusagen noch in letzter Sekunde gerettet
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