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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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sicher, dass die Hundespuren immer von demselben Witzbold hin gemalt werden.«
    »Ja. Aber die Geschichte mit dem Eber?«
    »Sie ist so unglaublich, dass sie sich wirklich nur als Halluzination erklären lässt. In den zehn Jahren, die der Oberst uns jetzt schon hier besucht, war er oft in der Bibliothek, vor allem wenn es einmal regnete und es nichts anderes zu tun gab. Sicher hat er vor Jahren schon einmal die Beschreibung des Ungeheuers gelesen und dann wieder völlig vergessen. Und dieses Bild ist aus seinem Unterbewusstsein plötzlich aufgetaucht, als er halb betäubt am Boden lag.«
    »Ja, das scheint sehr wahrscheinlich.«
    »Es könnte natürlich auch sein …« Robert verstummte.
    »Was könnte auch sein?«
    »Dass der Oberst uns nur Theater vorspielt und ebenfalls auf der Suche nach dem Schatz ist.«
    »Das halte ich für unwahrscheinlich.«
    »Bei Hopkins erschien es uns genauso unwahrscheinlich. Der Oberst könnte Ravignat als Komplicen gewonnen haben. Vielleicht hat er die Schwierigkeiten mit den Hunden und seinen Unfall dazu ausgenutzt, seine Ziele zu fördern.«
    »Aber wir können doch nicht jeden Menschen verdächtigen«, seufzte Georges Sirven.
     

     
    Robert gesellte sich zu Catherine, Elina und Gilles, die ihn am Tennisplatz erwarteten. Man spielte ein Doppel. Anschließend unternahmen die Paare einen Spaziergang im Park. Der Park ging bald in den Wald über und bot viele malerische Plätze. Die beiden Paare verloren sich rasch aus den Augen. Catherine zog ihren Verlobten auf einen Seitenweg, und Robert und Elina gingen in anderer Richtung weiter.
    Elina schien in Gedanken versunken. Sie sprach wenig. Bisweilen summte sie eine kleine Melodie vor sich hin. Robert betrachtete sie verzückt. Der Wunsch, diese schöne Frau, die sensible Künstlerin, diesen sympathischen Menschen näher zu ergründen, ergriff immer mehr von ihm Besitz.
     

     

Am späten Nachmittag suchte Robert seinen Vater wieder im Arbeitszimmer auf. Vater und Sohn hatten bald die Köpfe über Pläne gebeugt, die für eine Vergrößerung des Stahlwerkes entworfen worden waren.
    Sirven senior und junior sahen sich sehr ähnlich. Beide hatten schmale, hagere Gesichter, ein energisches Kinn und dunkle Augen. Die Haare des Vaters waren zwar weiß, hatten jedoch dieselbe Dichte wie die braunen seines Sohnes.
    Die beiden Männer wurden in ihrer Arbeit unterbrochen, weil jemand klopfte. Der Jagdhüter trat ein. Er war völlig außer Atem.
    »Was ist denn los, Pierre?« fragte Georges Sirven.
    »Sie werden’s nicht glauben«, keuchte Coutarel, »es ist … es ist …«
    »Beruhigen Sie sich doch erst mal!« sagte der Schlossherr.
    Der Jagdaufseher drehte nervös die Mütze zwischen den Fingern und machte ein entsetztes Gesicht.
    »Es ist wirklich nicht zu glauben. Es war am alten Dorf. Noch keine zwanzig Minuten ist’s her. Ich habe einen von unseren Hunden gesehen. Einen von denen, die nicht zurückgekommen sind. Ich hab’ gedacht, dass es Turenne sei. Wissen Sie, was der gemacht hat?«
    »Nein, das weiß ich nicht, deshalb würde ich vorschlagen, Sie sagen es mir«, erwiderte Georges Sirven ungehalten.
    »Also stellen Sie sich nur vor, er ist auf einen Baum geklettert. Auf die große Eiche, die gleich neben dem Hexenschloss steht. Er ist senkrecht am Stamm hinauf gerannt.«
    Robert und sein Vater wechselten einen vielsagenden Blick, dann begann der Schlossherr zu lachen.
    »Coutarel, haben Sie denn nicht endlich genug davon, uns hier Theater vorzuspielen?«
    Der Jagdaufseher wurde rot »Ich schwöre Ihnen, es ist die Wahrheit«, sagte er heftig. »So etwas würde ich doch nicht erfinden! Wozu denn? Neulich haben Sie schon durchblicken lassen, dass ich meine Arbeit nicht ordentlich verrichte, sonst hätten sich die Hunde nicht so benommen. Glauben Sie mir, die Sache mit den Hunden ist für mich noch viel ärgerlicher als für Sie. Obwohl ich gar nicht gern zum Hexendorf gehe, bin ich trotzdem noch mal hingegangen, um die Hunde zu suchen. Und da habe ich dann …«
    »Das glaube ich Ihnen nicht«, erklärte Georges Sirven.
    »Das kann ich ja verstehen, Herr Siven. Als mein Sohn neulich dasselbe behauptet hat, habe ich ihm befohlen, nicht solche Lügen zu verbreiten. Und was Maria erzählt hat, ehe sie abgehauen ist, habe ich natürlich nicht geglaubt, aber jetzt – jetzt frage ich mich …«
    »Coutarel!« schnitt ihm Georges Sirven in scharfem Ton das Wort ab. »Wollen Sie jetzt nicht endlich aufhören, uns zum Narren zu halten?

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