0090 - Atlan in Not
eine Entwicklung von ihrem ersten Atemzug an bis zum Finale zu übersehen und dabei nicht zu vergessen, auch jene unwägbaren Zwischenfälle mit einzukalkulieren. Er handelte tatsächlich ohne Überlegung, er handelte rein intuitiv.
„Springer, sollten wir nicht Atual und Ortece jetzt mit den neuen Tatsachen bekannt machen, denn die Aras sind nach euch Springern die zweitgrößte Völkerfamilie im Arkonreich, und der Rat der Zehn fragt in einer dieser Meldungen wieder an, wann Sie auf Aralon eintreffen."
„Ist es dafür nicht noch zu früh?" wagte Cokazes ältester Sohn zu fragen, unverzüglich wurde er hart zurechtgewiesen. Im nächsten Augenblick verlangte Cokaze eine Verbindung mit den beiden Leitern der Bank.
Viele Minuten vergingen, bis Atuals Gesicht auf dem Bildschirm in Cokazes Kabine erschien. Der Sippenchef hielt sich mit keiner Vorrede auf. „Atual, ich spreche jetzt im Namen von achthundertsiebenundfünfzig Patriarchen, im Namen von einhundertsechsundzwanzig verschiedenen Werften, der Schwerindustrie und der Waffenfertigung. Ich spreche für alle Chefs der Überschweren. Ich sende nach dieser Durchsage einen Boten mit den erforderlichen Dokumenten ab, denen zufolge alle oben Genannten ihre gesamten Konten kündigen. Wohin die Mittel zu überweisen sind, ist aus den Dokumenten..."
„Wie Sie wünschen, Patriarch", unterbrach Atual ihn ohne Erschütterung. „Wir erwarten die Dokumente!" Er nickte leicht und schaltete ab.
Hinter Cokazes Rücken entstand unter seinen Söhnen Unruhe. Niemand hatte mit diesem Mißerfolg gerechnet. Springer-Bankiers schienen eben Naturen mit besonderen Eigenarten zu sein. Der Patriarch war außer sich. Thomas Cardif rauchte mit Genuß. In dieser Minute war er Perry Rhodan, wären nicht seine gelblichen Arkonidenaugen gewesen. Er lächelte amüsiert.
„Wollen Sie die Dokumente nicht zur Bank bringen lassen, Springer?" Fast im gleichen Atemzug meinte er: „Wir sollten dem Rat der Zehn auf Aralon von unserer Ankunft Mitteilung machen."
Vollständig im Fahrwasser des jungen Cardif schwamm der lebenserfahrene Sippenchef doch nicht. „Wir lassen Ortece und Atual bis zum Abend warten! Sie sollen an den Bluff glauben. Um so eher sind sie dann bereit, aus ihrer Reserve zu treten, und ich ... ich könnte bis dahin noch einige Verbindungen aufnehmen!"
Cokaze bewies sein Format, mit Recht der reichste Patriarch des arkonidischen Imperiums zu sein.
Verhandlungen verstand er zu führen; seinen Worten den Anstrich unbedingter Glaubwürdigkeit zu verleihen, mußte ihm wohl angeboren sein. Immer wieder hatte er früher schon seine Söhne darauf hingewiesen, daß man mit taktischen Lügen alles verspielen, aber nie Reichtum gewinnen könnte.
Cokaze schaffte es, vier Großindustrielle an einem vereinbarten Ort zu treffen. Er verhandelte mit ihnen. Als er drei Stunden später wieder auf der COK II eintraf, reichte er Thomas Cardif neun weitere Dokumente zur Einsichtnahme.
„Cokaze, zum erstenmal in meinem Leben bewundere ich einen Galaktischen Händler!" sagte Thomas Cardif impulsiv und streckte ihm nach Terranersitte die Hand entgegen. Der Patriarch hatte diesen Brauch auf der Erde erlebt und oft darüber gespottet, doch jetzt ergriff er, ohne zu zögern, Cardifs Hand und erwiderte den festen Druck. Cokazes Gesicht strahlte. Er freute sich über Cardifs ehrliche Begeisterung.
*
Zur selben Zeit zuckten Telekom-Kurzimpulse zwischen Arkon und Terra hin und her. Diesen Funkverkehr zu belauschen und die Kurzimpulse auf ihre normale Zeitlänge zu strecken, war unmöglich.
Dazu strahlten die Antennen sie auch noch zerhackt und verschlüsselt ab. Aber ohne merkbaren Zeitverlust kamen sie bei Rhodan und Atlan im Klartext aus dem Hyperfunklautsprecher. „Aber das ist noch nicht alles, Admiral", sagte Rhodan ins Rillenmikrophon. „Ich sehe es dir an. Also?"
Über die Entfernung von 32000 Lichtjahren blickte Atlan den Freund an. „Stimmt, Perry! Ich habe dir noch nicht alles mitgeteilt, und jetzt tut es mir leid, daß ich es gerade dir sagen muß: Hinter all diesen Machenschaften steckt Thomas Cardif. Er ist der Stratege!"
„Thomas Cardif?" unterbrach Rhodan den Arkoniden scharf und auch ungläubig. „Er ist gerade erwachsen und..."
Von Arkon, aus dem riesigen Kuppelsaal der Mammutpositronik, kam schweres Atmen. Der farbige Bildschirm vor Rhodan zeigte einen kopfschüttelnden Atlan. Jetzt ging das Kopfschütteln in Nicken über. „Perry, du hättest recht, wenn Thomas
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