0090 - Jagd auf die Dämonenwölfe
Er kam angeweht, und es schien, als würde er von dem Strom festgehalten, so daß der Schleier von Minute zu Minute dichter wurde.
Die Polizisten schimpften darüber.
Dem Libanesen war es egal. Er beschäftigte sich gedanklich bereits mit der Zukunft, und die sah für ihn und seinen Leibwächter düster aus.
Er dachte auch an Suleika, die jetzt bereits auf seinen Anruf wartete. Hoffentlich drehte sie nicht durch. Am besten wäre es, wenn sie verschwand. Wahrscheinlich jedoch wußten die Beamten auch über sie genau Bescheid.
Nach Djaffirs Berechnung hatten sie noch nicht die Strommitte erreicht, als der Außenborder angeworfen wurde. Das Tuckern unterbrach die Stille, am Heck schäumte das Wasser hell auf, dann wurde der Kahn schneller.
Captain Miller stand die Freude über den Erfolg deutlich im Gesicht geschrieben. Vor allen Dingen war dieser Einsatz unblutig abgelaufen, das hatte er gewollt.
Miller konnte sich nicht mehr beherrschen, legte den Koffer auf seine Knie und hob den Deckel hoch.
Eine weiße Styroporplatte deckte das Heroin ab. Als Miller die Platte zur Seite legte, sah er die zahlreichen Beutel.
Das tödliche Zeug schimmerte schneeweiß.
Sein Gesicht wurde kantig. Welch ein Elend konnte dieses Rauschgift über Tausende von Jugendlichen bringen? Die Abhängigen zahlten jeden Preis, und wenn sie kein Geld für Rauschgift hatten, dann besorgten sie sich etwas, durch Einbrüche, durch Überfälle und Morde. Es waren schon zahlreiche Menschen durch dieses Gift gestorben. Und die verdammten Großdealer schafften immer mehr ins Land.
Aber einen von ihnen hatten sie jetzt, obwohl die Bosse weiterhin im Hintergrund saßen und sich die Hände rieben. Miller wußte auch, daß ein Mann wie Djaffir schnell ersetzt werden konnte. Dafür liefen in London zu viele solcher Kerle herum.
Manchmal war es zum Weinen.
Der Nebel hatte zugenommen. Man konnte zusehen, wie er vom Wasser aus hochstieg, sich zu Schlieren und Wolken verdichtete und sich weiter ausbreitete. Den Ufern entgegen, um von dort weiter über das Land zu kriechen.
Captain Miller und seinen Männern paßte die graue Suppe überhaupt nicht. Obwohl zu dieser Stunde auf der Themse so gut wie kein Verkehr herrschte, war es immer riskant in einem unbekannten Gewässer zu fahren.
Miller fühlte sich wirklich nicht wohl, obgleich die Gefangenen wirklich nicht den Eindruck machten, als wollten sie einen Fluchtversuch wagen.
Sie hatten mit dem Polizeiboot leider nicht bis dicht an ihr Ziel fahren können, denn das wäre zu sehr aufgefallen.
Plötzlich horchte Miller auf.
Das tuckernde Geräusch des Außenborders war nicht das einzige auf dem Wasser, dazwischen mischte sich ein sattes Brummen, das von Sekunde zu Sekunde lauter wurde.
Ein anderes Schiff kam.
Auch die übrigen Polizisten und natürlich die Gangster hatten das Geräusch vernommen.
Bevor sich alle auf die gefährliche Situation einstellen konnten, tauchte ein gewaltiger Schatten aus der Nebelwand auf.
»Vorsicht!« brüllte Miller noch und spritzte von seinem Platz hoch.
Zu spät, der Schatten war bereits da.
Und er rammte das Boot.
Damit begann das Inferno!
***
Roderick van Cleef, ehemaliger First Lieutenant, und jetzt zu einem Werwolf generiert, war an sich zufrieden. Er hätte nicht gedacht, daß die Fahrt so gut und ohne weitere Zwischenfälle verlaufen würde. Er kam seinem Ziel immer näher.
London!
Die Millionenstadt sollte den Schrecken erleben. Wie die Pest würden die Werwölfe in die Stadt einfallen, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Und van Cleef war ihr Führer.
Rapp stand neben ihm. Auch er war zufrieden. Die Zusammenarbeit mit den Bestien klappte ausgezeichnet.
Den Sund hatten sie bereits hinter sich gelassen und fuhren jetzt schon auf dem eigentlichen Fluß in Richtung Osten. Allerdings wurde ihr Optimismus durch etwas gestört.
Die Sicht war nicht mehr so wie auf dem Meer. Dunst hatte sich gebildet. Er lag auf dem Wasser und nahm immer mehr zu. Je weiter sie kamen, je stärker wurde die Sichtbehinderung. Jetzt war es schon kein Dunst mehr, sondern Nebel.
Trotzdem verringerte van Cleef die Geschwindigkeit nicht. Er mußte es schaffen, wollte vor dem Hellwerden in London einlaufen und sich einen Liegeplatz suchen.
»Es ist riskant, so weiterzufahren«, gab Sergeant Rapp zu bedenken.
»Ich weiß«, erwiderte der Werwolf, »aber ich vertraue auf unser großes Glück.«
Rapp hob die Schultern. Ihm gefiel das nicht. Van Cleef schlug alle Warnungen in den
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