0090 - Jagd auf die Dämonenwölfe
sofort zuzuschlagen und sich zu verteidigen, wenn er attackiert wurde.
Auf dem Schiff blieb es ruhig.
Der ehemalige Legionär dachte militärisch. Wahrscheinlich war dieser Werwolf als Späher vorgeschickt worden, der die Lage erkunden sollte. Deshalb würde es noch seine Zeit dauern, bis man entdeckte, was geschehen war.
Zeit für eine Flucht.
Aber allein?
Le Duc wollte nicht. Er mußte seinen Boß finden. Djaffir konnte nicht weit sein.
Der ehemalige Legionär begann zu suchen. Er lief einen Kreis, zog ihn erst groß, dann jedoch immer enger und wäre fast über den Libanesen gestolpert, der im hohen Ufergras auf dem Bauch lag.
Er schoß sofort hoch, als Le Duc neben ihm stehenblieb, stierte ihn mit irrem Blick an, doch dann glitt ein Lächeln über sein Gesicht.
»Du bist es!« sagte er.
»Wieso? Hast du einen anderen erwartet?«
»Ich, nein, oh, ich glaube, ich spinne. Weißt du, was ich auf dem Schiff gesehen habe?«
»Ja. Wolfsmenschen!«
»Satan! Du weißt?«
»Ich habe einen von ihnen geköpft.« Le Duc deutete auf sein Schwert. »Aus der Übung bin ich noch nicht.«
Djaffir starrte auf die Klinge. »Unglaublich«, flüsterte er. »Einfach unglaublich. Ich kann das nicht begreifen.«
»Wir müssen weg.«
Der Libanese nickte. »Sicher. Nur wohin?«
»Wir haben noch unser Boot.«
»Nein, das ist zu riskant. Bestimmt wissen die anderen Bullen irgendwo an Land schon, was mit ihren Kollegen geschehen ist. Die stehen doch immer in Funkkontakt miteinander. Wenn wir jetzt flüchten, dann über Land.«
»Und der Koffer?«
»Den müssen wir sausen lassen.«
»Verdammt, ein Kilo Heroin.«
»Was willst du machen?« Der Libanese streckte Le Duc seine noch gefesselten Hände hin. »Wie bist du losgekommen?«
»Ich habe einem Bullen den, Schlüssel weggenommen.«
»Shit. Ich…«
»Moment.« Le Duc wühlte in seinen Taschen nach. Er fand seinen Schlüssel, außerdem hing noch ein zweiter am Bund.
Djaffirs Augen leuchteten auf. »Vielleicht paßt der«, flüsterte er heiser.
Le Duc probierte.
Die Fesseln fielen.
Mel Djaffir lachte auf. »Jetzt fehlen nur noch meine Revolver, dann bin ich perfekt.«
»Da mußte du drauf verzichten«, erwiderte Le Duc. Er grinste, »aber ich habe noch mein kleines Schwertchen, damit gebe ich den Bestien Zunder.«
Djaffir nickte. Plötzlich ging das Theater los. Sie hörten vom Schiff her keuchende Laute, wütende Schreie und auch Stimmen. Das Fernbleiben des Werwolfs mußte entdeckt worden sein.
»Keine Sekunde länger mehr«, sagte Djaffir und begann zu rennen. Er machte den Fehler und brach wie ein Berserker durch die Büsche. Klar, daß es dabei nicht leise zuging.
Das hörte Sergeant Rapp.
Er war von Bord gesprungen und kam als erster lebend an Land. Rapp war übernervös, das letzte Manöver war nicht einkalkuliert gewesen, so daß sie ihren gesamten Plan ändern mußten.
Rapp lief ein paar Schritte und sah die Schatten der flüchtenden Dealer.
Er rief sie nicht an, sondern feuerte.
Vor dem Lauf der UZI flammten die Mündungslichter auf. Das harte Tack Tack zerriß die Stille.
Die Kugeln hackten den weichen Boden auf. Grassoden flogen hoch. Dreck spritzte umher. Einige Querschläger trafen in der Schußrichtung stehende Baumstämme, rissen dicke Splitter ab oder zerfetzten Gebüsche.
Die Dealer kannten das Geräusch einer Maschinenpistole. Sie reagierten automatisch und genau richtig.
Djaffir flog nach rechts.
Le Duc nach links.
Die Kugelgarbe hämmerte zwischen den beiden hindurch. Le Duc und sein Boß wurden nicht einmal gestreift. Beide drehten sich mehrmals um die eigene Achse, damit sie aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich der Geschosse kamen.
Le Duc fand in einer Mulde Deckung, der Libanese hinter einem knorrigen Baum.
Plötzlich verstummte das Schießen.
Sofort hetzten die beiden hoch und jagten den schrägen Damm hinauf. Hier waren sie besonders gefährdet, weil sie keinerlei Deckungsmöglichkeiten fanden.
Die Waffe hinter ihnen schwieg.
Erst als die Dealer auf der Krone des Dammes hockten, hörten sie die heisere, wutentbrannte Stimme. »Wir jagen euch Hundesöhne, und dann ziehen wir euch die Haut in Streifen vom Körper.«
Der Nebel ließ die Worte dumpf erklingen, er nahm ihnen jedoch nicht den drohenden Unterton.
»Weg!« zischte Djaffir, »denn die Kerle müssen uns erst einmal haben.«
Sie jagten auf der anderen Seite den Damm hinunter, rannten über einen tiefen Acker weiter und sahen gar nicht weit entfernt ein
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