0090 - Satans Doppelgänger
nämlich!«
»Aber das ist doch…«
»Ja, ja, eine reine Vermutung, ich weiß. Trotzdem kann ich Ihnen nur noch einmal raten, dieses Ding zu nehmen und in die nächste Schlucht zu werfen.«
»Nein«, widersprach der Kunstgewerbehändler, »das werde ich nicht tun. Ich sehe nicht den geringsten Zusammenhang…«
Bill winkte ab. »Das hatten wir schon, Chris. Vergessen wir die Theorie für den Augenblick und wenden wir uns der Praxis zu. Wir müssen die Polizei benachrichtigen. Und da es in dieser Einöde kein Telefon gibt…«
»… müssen wir mit dem Wagen fahren«, ergänzte Stigwood. »Wenn man mit dem Wagen überhaupt noch fahren kann!«
»Sehen wir mal genau nach.«
Sie gingen nach draußen. Ava schloß sich an. Sie konnte es nicht ertragen, allein in dem Haus zu bleiben, in dem ihr Vater gestorben war und auf seinem Totenbett lag.
Die Mörder hatten sich mit dem Lieferwagen schon ein Stück entfernt gehabt. Vorhin hatte Bill schnell die Scheinwerfer wieder gelöscht und den Motor abgestellt. Deshalb lag der Wagen jetzt völlig im Dunkeln, denn das Licht vom Haus drang kaum herüber.
Sie brauchten eine Taschenlampe. Ava sagte Bill, wo er im Haus eine finden konnte. Er ging und holte sie. Kurze Zeit später war er wieder zurück.
Die Lampe war gut und leistungsfähig. Mit ihrer Hilfe stellten sie schnell fest, daß der Wagen rein äußerlich nicht beschädigt war. Abgesehen vom rechten Hinterreifen, den Bill Fleming zerschossen hatte. Aber ein Reifenwechsel würde diesen Mangel schnell beheben.
»Setzen Sie sich rein, Chris«, forderte Bill seinen Begleiter auf. »Fahren Sie die Knarre bis vor das Haus. Da können wir besser sehen. Die paar Yard geht es auch mit dem Plattfuß.«
Stigwood nickte, schwang sich auf den Fahrersitz.
Plötzlich hörten Ava und Bill seinen Aufschrei, in dem sich höchstes Erschrecken ausdrückte. Sofort war der Kulturhistoriker an der Fahrertür.
Der Kunstgewerbehändler stieß sie von innen auf. »Bill…«
»Was ist passiert?« fragte Fleming argwöhnisch. Er leuchtete Stigwood mit der Lampe ins Gesicht. Dieses war totenbleich, was nicht nur an dem künstlichen Licht lag.
Stigwood sagte: »Ich griff gerade in die Tasche, um den Schlüsselbund herauszuholen, und da sah ich…«
»Der Schlüssel steckte, ich weiß«, erwiderte Bill. »Ich habe ja vorhin den Motor abgestellt.«
Stigwood hielt ihm seine Hand hin. Darin lag der Schlüsselbund — Zündschlüssel, Türschlüssel, noch ein paar andere, die Stigwood persönlich gehörten.
Bill verstand nicht ganz. »Ja und?«
»Ich hatte ihn in der Tasche«, sagte der Händler mit schwerer Stimme.
»Was denn…«
Stigwoods Hand verschwand aus dem Lichtkegel der Taschenlampe. Aus dem Innern des Wagens hörte Bill Schlüsselklappern. Dann kam die Hand seines Begleiters zurück.
In ihr lagen jetzt zwei Schlüsselbunde. Und sie waren absolut identisch.
»Es ist wirklich nicht meine Art, den Schlüssel auf dem Zündschloß stecken zu lassen«, sagte Stigwood schleppend.
***
Nachdem sie den Reifen gewechselt und sicherheitshalber vollgetankt hatten, verließen sie das Motel. Der nächste Polizeiposten befand sich in Lorton. Der Ort lag etwa zwanzig Meilen vom Motel entfernt. Ava und ihr Vater pflegten dort immer ihre Vorräte zu ergänzen. Und das Mädchen hatte im Ort auch noch mehrere Verwandte, eine Schwester ihrer verstorbenen Mutter und deren Familie.
Sie fuhren zu dritt. Niemand wollte im Motel Zurückbleiben, denn die Möglichkeit, daß die Mörder zurückkamen, war nicht auszuschließen.
Der diensthabende Beamte in Lorton war begeistert, kurz vor dem Morgengrauen mit der Nachricht eines Mordes konfrontiert zu werden. Er behandelte sie so, als ob sie die Mörder seien. Erst als ihn Bill energisch darauf aufmerksam machte, daß sich ein Mädchen unter ihnen befand, das seinen Vater verloren hatte, wurde der Mann umgänglicher.
Er zitierte noch einen Kollegen herbei, verständigte den zuständigen Sheriff in der Nachbarstadt und rüstete dann zum Aufbruch. Gefolgt vom Wagen der beiden Beamten kehrten Fleming, Stigwood und Ava zum Motel zurück.
Es war alles noch so, wie sie es verlassen hatten. Die Beamten machten sich an die Untersuchung des Mordes. Sie verschafften sich nur einen generellen Überblick, denn die eigentliche Ermittlungsarbeit wollten sie lieber dem Sheriff überlassen.
Der kam in Begleitung eines Arztes und zweier weiterer Beamter, als die Sonne bereits ein Stück am Himmel hochgekrochen
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