0090 - Satans Doppelgänger
die Decke, dann sah er seine Freundin und Sekretärin wieder an.
»Mademoiselle, nehmen Sie bitte ein Stenogramm auf.«
Nicole griff nach ihrem Block und angelte Zamorras Kugelschreiber vom Schreibtisch.
»Ich höre!«
»Telegramm an Mr. Bill Fleming, Manhattan, New York: Ankomme mit Maschine wie angekündigt, Zamorra.«
Nicole hatte schon bei dem Wort >Bill< zu schreiben aufgehört. »Im Ernst, Chef?« fragte sie.
»Im Ernst!« sagte der Professor.
***
Bill Fleming und Chris Stigwood haften ihr normales Gepäck bereits vom Rollband geholt. Jetzt befanden sie sich auf dem Weg zum entsprechenden Frachtgutschalter, um nachzuhören, ob die separat verschickten Kunstgewerbegegenstände schon angekommen waren.
Auf einmal hörten sie die Erwähnung ihrer Namen im Flughafenlautsprecher; »… werden die Herren Fleming und Stigwood, angereist aus Albuquerque, New Mexiko, dringend gebeten, unverzüglich zum Informationsschalter in Terminal zwo zu kommen. Achtung, ich wiederhole…«
»Die meinen uns«, stellte der Kunstgewerbehändler fest.
»Ja, hörte sich so an«, stimmte ihm Bill zu. »Und wenn man es so lautstark tut, dann sollten wir wohl machen, was man von uns verlangt.«
Sie gingen zum erwähnten Informationsschalter hinüber. Dort saßen zwei adrette Girls zwischen einer Reihe von Telefonen und dicken Büchern.
Bill meldete sich bei einem der Mädchen und nannte seinen und Stigwoods Namen.
»Oh ja, Mr. Fleming! Sie möchten bitte hier am Schalter warten.«
»Auf wen?«
»Da ist gerade ein Anruf von der City Police gekommen. Es sei sehr wichtig…«
»Danke, Miß«, sagte Bill und gab den Platz am Schalter einer Frau frei, die sich danach erkundigen wollte, ob >die< Maschine aus Brasilien schon angekommen sei.
»Polizei?« wiederholte Stigwood. »Was, zum Teufel…«
»Vergessen wir nicht, daß wir Zeugen in einem Mordfall waren«, räumte Bill ein.
Sie warteten. Eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, eine ganze. Nichts tat sich. Mehrere Rückfragen am Schalter stießen nur auf freundliches Achselzucken. Dann reichte es Bill.
»Schluß jetzt mit der Herumsteherei«, sagte er ärgerlich. »Gehen wir, Chris.«
»Und wenn nun…«
»Die Polizei kann uns ja verhaften, wenn sie etwas von uns will. Ich warte jedenfalls keinen Augenblick länger.«
Sie machten sich auf dem Weg zur Frachtgutausgabe. Dort legte Stigwood seine Frachtpapiere vor und erkundigte sich nach seinen Schätzen.
Der Angestellte hörte ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der zweifelsfreie Mordlust erkennen ließ. Der Mann blickte auch weniger auf Stigwoods Papiere als auf sein und Bills Gesicht.
Schließlich sagte er mit kaum gezügelter Wut: »Wenn Sie jetzt nicht auf der Stelle verschwinden, dann haue ich Ihnen derartig eins in die Fresse…«
Stigwood prallte regelrecht zurück. Auch Bill war mehr als befremdet. Ein solches Verhalten von Seiten eines Flughafenangestellten war ihm noch nie untergekommen. Freundlichkeit war ja nicht jedermans Sache. Aber so etwas…
Bill trat ganz dicht an den Schalter heran. Er war schon immer der Ansicht gewesen, daß man sich nichts gefallen lassen sollte. Von niemandem.
»Hören Sie mal, Sie Komiker…«, begann er.
»Und das gilt auch für Sie, Fleming!« giftete ihn der Mann bösartig an.
Das gab Bill zu denken. Fleming? Woher kannte der Angestellte seinen Namen? Er ahnte, daß hier etwas faul war im Staate New York.
»Woher wissen Sie, wie ich heiße, Mister?« fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
»Das fragen Sie noch? Verschwinden Sie endlich, Sie Betrüger. Sonst…«
»Ja, ja«, sagte Bill, »Sie wiederholen sich. Wie wäre es mit einer Erklärung für Ihre Prügelbedürfnisse?«
Es dauerte noch ein ganzes Weilchen, bis der aufgebrachte Mann den Sachverhalt, so wie er ihn sah, zum besten gab. Ein Kollege, den er herbeigerufen hatte, stand ihm dabei zur Seite.
Was die beiden Männer Fleming und Stigwood erzählten, war erstaunlich. Demnach waren sie beide, Fleming und Stigwood, vor einer Stunde schon einmal an diesem Frachtgutschalter gewesen und hatten die in Albuquerque aufgegebene Sendung abgeholt und mittels eines mitgebrachten Lastkarrens abtransportiert. Stigwoods Einwand, daß dies ja wohl ein Witz sei, zumal er ja die einzig und allein zur Abholung berechtigenden Frachtpapiere in. Händen habe, brachte die Angestellten erneut auf die Palme. Gerade in dieser Versteifung Stigwoods auf die Papiere sahen sie den Tatbestand des beabsichtigten Betruges. Der angebliche
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