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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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dabei überrascht, ist die Tatsache, dass man sich offenbar gar keine besondere Mühe gibt, vorsichtig zu sein. Sollte hier rein zufällig einmal ein Kriminalbeamter hereinkommen, der müsste doch auf den ersten Blick sehen, was hier gespielt wird.«
    »Es gibt eigentlich nur zwei Erklärungen dafür«, meinte Phil leise. »Entweder ist bei der Polizei tatsächlich noch nichts von dieser Gifthöhle bekannt geworden, was immerhin möglich wäre, denn die Süchtigen werden sich hüten, ihre Lieferanten preiszugeben, und die Lieferanten ihrerseits vermasseln sich ja nicht selber das Geschäft - oder aber die zuständigen Behörden sind bestochen worden.«
    Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile, dann kam ein Mann durch eine Tür hinter der Theke in die Bar. Er trug einen gut sitzenden Smoking, war klein, wendig und aalglatt, was aus jeder seiner Bewegungen ersichtlich wurde. Nebenher bemerkt war er ein Chinese.
    Wir beobachteten ihn aus den Augenwinkeln. Er gab fast jedem Gast einzeln die Hand und wechselte ein paar Worte mit allen. Zum Schluss kam er zu uns an den Tisch und verbeugte sich.
    »Gestatten, Si Tschu«, sagte er mit vollendeter Höflichkeit. »Ich bin der Besitzer dieses Hauses. Sie sind die beiden Herren, von denen Mrs. Vandergoods sprach, nicht wahr? Nun, seien Sie mir willkommen. Es wird nicht mehr lange dauern. Allerdings muss ich Sie schon bitten, Ihre Kameras dem Mixer in Verwahrung zu geben. Sie werden verstehen, dass ich es unmöglich dulden kann, wenn dabei Fotos aufgenommen werden. Sie verzeihen meine Hast. Ich habe mich noch um vieles zu kümmern. Ich wünsche ihnen die schönsten Träume, die Sie sich denken können. Guten Abend, meine Herren.«
    Noch im Sprechen griff er mit schwammigem Griff nach unseren Händen, schüttelte sie schlaff, verbeugte sich knapp und verschwand wieder. Wir sahen uns verdattert an.
    Plötzlich grinste Phil.
    »Merkst du was? Der Zufall spielt uns in die Hände. Oder sollten wir die Sache fahren lassen? Wir haben keinen Auftrag, uns um die Opiumhöhlen zu kümmern.«
    »No«, stimmte ich zu, »das haben wir nicht. Aber so eine Chance bekommt man nicht so oft geboten. Ich denke, wir nutzen sie. Warum sollten wir nicht so nebenher einer Opiumhöhle das Handwerk legen?«
    Phil kippte seinen Whisky hinunter und brummte: »Okay, auch meine Meinung. Wenn wir auffallen, können wir es immer noch plausibel erklären. Wir sind Reporter Zeitungsleute interessieren sich für alles.«
    Ich sah nachdenklich zu der Tür hinter der Bartheke.
    »Sicher«, murmelte ich, »das macht mir keine Sorgen. Mir gefällt nur dieser Si Tschu nicht.«
    »Wieso?«
    Ich brannte mir eine Zigarette an. Während ich dem ersten Rauch nachblickte, sagte ich leise: »Das ist nie und nimmer der Mann, der die Qualität hätte, ein ganzes Viertel nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Hinter dem steht ein anderer. Und damit wird die Sache erst wirklich interessant. Wer ist der Hintermann? Wer ist der Mann, der wirklich hier im Chinesenviertel den Ton angibt?«
    »Den werden wir auch noch finden«, murmelte Phil. »Wir sind ja noch nicht lange hier. Weder Rom noch New York sind an einem Tage erbaut worden.«
    Wir unterhielten uns noch eine Weile und gaben uns dabei Mühe, uns die Gesichter der anwesenden Weißen einzuprägen. Bei den Chinesen versuchten wir es gar nicht erst. In irgendeinem Sinne sehen doch alle Chinesen gleich aus, und wenn wir einen der hier Anwesenden in einem anderen Anzug irgendwo wiedergesehen hätten, es wäre mehr als fraglich gewesen, ob wir ihn auch erkannt hätten.
    Es mochte auf elf gehen, als die chinesische Kellnerin, ein junges Ding mit einem engen schwarzen Seidenkleid, auf den Tisch in der Nische uns gegenüber ein Tablett mit sechs Gläsern abstellte. Die Flüssigkeit darin schillerte in einer violetten Farbe.
    Die Leute an dem Tisch, vier Männer und zwei Frauen, alles Weiße, kippten das violette Zeug sofort hinunter, erhoben sich und verließen die Bar. Mir kam der Aufbruch etwas unvermittelt, und so sah ich ihnen mit gerunzelter Stirn nach.
    Ungefähr zehn Minuten später bekamen drei Männer an der Bar ebenfalls das violette Zeug vorgesetzt, kippten es in einem Atemzug hinunter und gingen.
    Nach weiteren zehn Minuten wurden zwei alte Chinesen damit beglückt, die weiter hinten in einer Nische saßen. Auch sie verschwanden sofort.
    »Phil«, murmelte ich, »sie machen es gar nicht so dumm, wie wir gedacht haben. Du hast das violette Zeug gesehen?«
    »Sicher.

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