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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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Tür war nirgends zu erkennen. Und die Vorhänge waren so faltenreich drapiert, dass man auch nirgendwo einen Schlitz sah. Wenn man hier heraus wollte, musste man erst sämtliche vier Wände abtasten.
    Es dauerte nicht lange, da erschien ein Chinese mittleren Alters und sagte: »Wollen die Herren zusammenbleiben oder wollen Sie allein rauchen?«
    Phil grinste und sagte mit spitzen Lippen: »Wir wollen zusammen rauchen, mein erlauchter Halunke.«
    Der Bursche verzog keine Miene, sondern fragte weiter: »Wollen die Herren von einem Mädchen bedient werden?«
    Phil warf mir einen kurzen Blick zu. Ich schüttelte den Kopf. Diese Tour kannten wir aus den Polizeiberichten von ausgehobenen Opiumhöhlen zur Genüge, danach stand uns nicht der Sinn.
    »Wir verzichten auf Mädchen«, antwortete Phil.
    Der Kerl verneigte sich und verschwand. Er trug eine seidene Pumphose und nichts sonst. Sein muskulöser Oberkörper war stark eingefettet, eine raffinierte Tour gewisser Ringkämpfer. Man kann die Burschen nirgends packen, weil sie glitschig wie ein Aal sind. Offensichtlich gab es hier gelegentlich Zwischenfälle.
    Schon nach kurzer Zeit erschien er wieder. Er brachte ein Kästchen mit, ein Becken mit glimmenden Kohlen und zwei lange Pfeifen.
    Wir streckten uns aus.
    »Schöne-Träume«, sagte Phil ironisch.
    »Danke, das Gleiche«, gab ich grinsend zurück.
    Dann kam die übliche Prozedur. An einer langen Nadel hielt er das pechschwarze Kügelchen über die Glut, schob es in die Pfeife und reichte sie uns. Wir machten langsam ein paar Züge.
    Die Wirkung ließ keine Minute auf sich warten. Mir wurde leicht, als ob ich ein Vogel wäre und fliegen könnte. Und dann versank alles um mich her in ein helles Dämmerlicht. Bizarre Gestalten tauchten vor mir auf, singende Mädchen waren plötzlich da, weich und fließend wogten Bilder ineinander über und die ganze Träumerei begann.
    Ich gebe zu, dass es ein überirdisches Gefühl ist, aber ich muss auch sagen, dass ich für ein paar selige Träume nicht meine Gesundheit hergeben würde.
    Irgendwann war alles vorbei, und zurückgeblieben war nur eine nervenzerreißende Übelkeit. Man hatte das Gefühl, als wolle man seine Eingeweide erbrechen.
    Wir stöhnten ein bisschen um die Wette, bis unser halb nackter Kammerlöwe wieder erschien und auf einem Tablett zwei violette Getränke brachte.
    »Schon wieder dieses verfluchte Zeug«, stöhnte Phil. »Wollen wir’s trinken, Jerry?«
    »Ich denke schon. Bewusstlos sein ist immer noch besser als dieser verfluchte Katzenjammer.«
    Wir griffen nach den Gläsern.
    »Vorher wollen die Herren bitte noch sagen, wo sie wohnen. Die Herren werden inzwischen nach Hause gebracht.«
    »Okay, lassen wir uns nach Hause bringen«, seufzte Phil. Er sagte den Namen unseres Hotels und unsere Zimmernummern.
    Dann kippten wir das Zeug hinunter.
    Ein paar Minuten später waren wir wieder ins Reich des Dunkels abgefahren. Wie wir in unsere Zimmer kamen, wissen wir beide nicht.
    Ich wurde nur plötzlich munter, weil mir jemand mit einem nassen Handtuch ins Gesicht schlug. Noch bevor ich mich entschlossen hatte, die Augen aufzumachen, klatschte mir das eiskalte, nasse Handtuch noch einmal ins Gesicht, diesmal schon ein bisschen wuchtiger.
    Ich blinzelte und öffnete die Augen schließlich ganz.
    Vor meinem Bett stand unser chinesischer FBI-Kollege, dreifacher Doktor und Oxford-Akademiker Liu Fang. Er hielt das zusammengedrehte Handtuch von meiner Waschtoilette in der Hand und sagte, kaum dass ich die Augen aufgemacht hatte: »Schnell, Mister Cotton. Es ist ein neuer Mord passiert. Die Kollegen erwarten Sie und ihren Freund sofort bei der Telefonzelle in der Hastings Street.«
    Ich war mit einem Schlage hellwach.
    »Wieder ein Mädchen?«, fragte ich.
    Liu Fang nickte.
    »Eine Studentin namens Malo Chenang.«
    ***
    Phil wurde von mir mit der gleichen Behandlung geweckt, die Liu Fang mir hatte angedeihen lassen. Er kam langsam zu sich. Als ich ihm erklärte, um was es ging, war er ziemlich schnell wach. Liu Fang hatte sich lautlos verdrückt, denn im Hotel sollte ja niemand merken, dass wir ins kannten.
    Wir hielten beide die Köpfe unters kalte Wasser, rieben uns trocken und machten uns sofort auf den Weg.
    Zwar fühlten wir uns noch ein wenig flau in der Magengegend, aber darauf konnten wir jetzt keine Rücksicht nehmen.
    Liu Fang hatte uns den Weg zur Hastrings Street beschrieben. Als wir dort ankamen, sahen wir bereits eine schwarze Limousine mit geschlossenen

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