0091 - Satans Schloß
streckte es Michelle abwehrend entgegen. Die Beretta wollte ich nur im äußersten Notfall einsetzen.
»Du entkommst uns nicht!« schrie Michelle mir zu. »Du und deine Komplizen, ihr werdet diese Gegend nicht lebend verlassen! Darauf kannst du dich verlassen, John Sinclair!«
Sie raffte sich auf und hetzte davon. Äußerlich war nicht die kleinste Verletzung an ihr zu erkennen, und sie bewegte sich gewandt und geschmeidig wie ein Panther.
Ich sah ihr nach, bis sie in einem nahegelegenen Wald verschwand. Dann erst fühlte ich mich sicher und steckte die Beretta weg.
Suko lief mit zwei Gendarmen auf mich zu. Einer war Sergeant Frambon.
Vergeblich hielt ich nach Jane Ausschau.
Schweratmend blieb Suko vor mir stehen. »Du siehst nicht gerade blütenfrisch aus, John«, stellte er mit einem schiefen Grinsen fest.
»Du auch nicht«, erwiderte ich und schlug ihm auf die Schulter. »Als ob sie dich in eine Waschmaschine gesteckt und geschleudert hätten.«
»So ungefähr hat es sich auch angefühlt«, erwiderte mein Freund und berichtete von dem Unfall des Polizeiwagens mit dem führerlosen Motorrad. »Der Arzt ist tot«, schloß er.
Ich nickte. »Damit habe ich gerechnet.«
»Das ist noch nicht alles.« Suko machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich habe Pierre aus den Augen verloren.«
Das war allerdings schlimm, weil der junge Mann nicht mehr vernünftig handelte. Er hatte in der letzten Zeit zu viel verkraften müssen.
Sergeant Frambon hatte eine Menge Fragen an mich, doch ich winkte ab. »Ich brauche erst einmal einen Wagen, der mich in die Stadt zurückbringt. Danach sehen wir weiter.«
Ich sagte nicht, daß ich mir um Jane Gedanken machte. Sie war allein in Nouvatelle zurückgeblieben, und ich wollte sie nicht lange ohne Schutz lassen. Sie konnte zwar auf sich selbst aufpassen, doch unsere Gegner schlugen skrupellos zu, wo immer sie eine Chance sahen.
Der Sergeant hielt einen vorbeikommenden Wagen an, der Suko und mich mitnahm. Als Gegenleistung versprach ich Frambon, ihm seine Kollegen zu schicken.
Er war zwar offensichtlich nicht zufrieden, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, da ich nicht nachgab.
Der Autofahrer war ein Bauer aus der Gegend. Den ganzen Weg über redete er ununterbrochen über die Autowracks, aus denen wir lebend entkommen waren. Ich hörte nur mit einem halben Ohr hin und streifte im Vorbeifahren das Violon mit einem forschenden Blick.
Suko merkte es, stellte jedoch keine Fragen. Er wußte, daß ich früh genug mit ihm sprechen würde, falls ich eine Idee hatte. Und tatsächlich formte sich ein vager Plan.
Michelle gab ich verloren. Aber wir durften nicht auch noch ihren Freund Pierre aufgeben. Wir mußten den Mächten der Hölle zuvorkommen!
***
Jane erwartete uns schon mit großer Ungeduld. Sie saß am Steuer des Geländewagens, war jedoch noch nicht abgefahren.
»Ihr hättet mich sonst vielleicht nicht gefunden«, sagte sie erleichtert, als wir zu ihr stiegen. »Ich weiß, wo Pierre wohnt.«
Der tote Arzt war in sein Haus getragen worden. Auf dem Hauptplatz arbeitete die Gendarmerie. Den versprochenen Wagen schickte ich zum Violon hinaus. Dann suchte sich Jane ihren Weg durch schmale, verwinkelte Straßen, bis sie vor einem schmalbrüstigen Haus anhielt.
Ich sprach mit Pierres Eltern, die mir auch nicht weiterhelfen konnten. Sie hatten ihren Sohn nicht gesehen, waren jedoch nicht besorgt, sondern wütend.
»Er ist großjährig«, rief Monsieur Arambon. »Aber wenn er glaubt, er kann tun, was er will, hat er sich getäuscht!«
»Es ist von Pierre nicht richtig, daß er uns solchen Kummer macht«, meinte auch seine Mutter.
Ich versuchte vergeblich, die beiden davon zu überzeugen, daß das keineswegs Pierres Absicht war. Zuletzt warfen sie mich sogar noch hinaus. Sie wollten mit den unheimlichen Vorgängen in Nouvatelle und auf dem Château Brouillard nichts zu tun haben.
»Ich glaube, ich kann Pierre jetzt besser verstehen«, sagte ich zu meinen Freunden, als ich wieder im Wagen saß. »Er weiß, daß er von zu Hause keine Hilfe erhält. Deshalb klammerte er sich so an uns.«
»Aber wo ist er jetzt?« fragte Jane ratlos.
Ich zuckte die Schultern und sah Suko fragend an, doch auch er schüttelte nur den Kopf.
»Wenn er bis heute abend nicht auftaucht, versuche ich es im Violon«, sagte ich. Das war die Idee, die mir vorhin gekommen war. »Dort hat er sich oft mit Michelle aufgehalten. Vielleicht zieht es ihn dahin zurück.«
Jane überließ mir für die Rückfahrt
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