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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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verlor selbst das Gleichgewicht, kroch auf dem wegrutschenden Geröll weiter.
    Er packte den Mann an der Schulter und riss ihn herum. Die Taschenlampe beleuchtete ein altes, verwittertes Gesicht mit vielen Knittern darinnen.
    »Nicht, Fürst!«, gellte der Mann plötzlich auf deutsch. »Bitte nicht! Bitte, lass mich leben! Du hast schon Czodi, meinen Bruder, geholt! Bitte, bitte, lass mich leben!«
    Zamorra knipste die Taschenlampe aus, steckte sie in die Manteltasche zurück und zerrte den Mann hoch.
    »Nur ruhig, mein Lieber. Ganz ruhig. Niemand tut dir etwas. Komm, steh auf. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Du bist in Sicherheit.«
    »… Sicherheit…?«
    »Ja, ja. Reiß dich zusammen. Du bist in Westdeutschland. Mein Name ist Zamorra. Professor Zamorra. Du kennst Professor Jurai Cup?«
    Pavel Zapotoky hing in Zamorras Griff wie ein nasser Sack.
    »Cup? Professor Jurai Cup. Oh…«
    Die Antwort des Mannes endete in einem Stöhnen. Er sah aus, als würde er jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren.
    »Was ist mit Professor Cup?«, fragte Zamorra beschwörend. Doch der Mann antwortete nicht mehr. Er war ohnmächtig geworden.
    Professor Zamorra ließ ihn auf das Geröll niedersinken. Schnee wehte ihm ins Gesicht, und beißend fiel eine eiskalte Sturmbö ihn
    »Nicole!«
    Die junge Frau löste sich aus dem Schatten der Uferböschung und kam heran. Sie stellte keine Fragen.
    »Meine Taschenlampe findest du rechts außen«, sagte Professor Zamorra. »Leuchte den Weg ab. Er muss einer von der Begleitmannschaft sein.«
    »Okay, Chef. Zum Wagen?«
    »Ja.«
    Nicole Duval ging voraus, Zamorra hievte sich den Bewusstlosen auf die Schultern und folgte ihr. Auf der ganzen Strecke erwachte der Grenzgänger nicht mehr. Auch dann nicht, als Zamorra ihn in den Fond des Citroën verfrachtete und sich neben ihn setzte.
    Seine Sekretärin fuhr zu ihrem Hotel. Der Tscheche war nach wie vor nicht ansprechbar. Wenn Zamorra ihm die eingefallenen Wangen tätschelte, murmelte er immer nur einzelne Brocken auf tschechisch. Und aus jedem Ton, den der Mann von sich gab, war seine Furcht herauszuhören.
    Der ›Sonnenhof‹ lag in tiefer Dunkelheit. Kaum waren seine Konturen gegen den nachtschwarzen Himmel auszumachen. Der Mond schien nicht mehr. Dunkle Schneewolken hatten ihn verschluckt. Schnee bedeckte auch schon die Treppen zur Terrassé hinauf.
    Professor Zamorra lud sich seine Last erneut auf die Schultern. Nicole ging voraus und fingerte die Schlüssel zum Eingang heraus. Der ›Sonnenhof‹ beschäftigte keinen Nachtportier.
    Es gab auch keinen Lift. Zamorra fühlte deshalb ein fürchterliches Brennen in den Lungen, als er mit dem Tschechen über seine Schulter endlich vor seinem Zimmer stand.
    Nicole schloss auf, machte Licht. Wohlige Wärme schlug ihnen entgegen. Zamorra ließ den Mann auf sein Bett fallen.
    »Schnaps!«, befahl Professor Zamorra knapp. »Er muss wach werden. Der Mann kann uns vermutlich erzählen, was das für ein Schrei war, den wir gehört haben.«
    Eine Zimmerbar gab es nicht in den Appartements des ›Sonnenhofs‹. Nicht einmal ein Zimmertelefon. Aber auf den Schreibtischen waren kleine Fläschchen in einem Plastikständer aufgestellt. Fläschchen mit heimischen Kräuterschnäpsen. Vier Stück. Nicole öffnete alle vier und trank zuerst selbst ein Gläschen leer. Sie konnte das jetzt gebrauchen.
    Mit dem Rest kam sie zum Bett herüber.
    Zamorra schüttelte dem Mann den Inhalt des ersten Fläschchens in den Mund.
    Keine Reaktion. Eine braune Flüssigkeit ergoss sich über das Kopfkissen.
    Professor Zamorra wiederholte den Versuch und passte diesmal besser auf, dass er nichts verschüttete. Gleichzeitig hieb er dem Mann seine Faust auf die Brust.
    Das half endlich.
    Der Mann schluckte, prustete und hustete. Den vierten Schnaps schluckte er ganz. Er schlug die Augen auf.
    Die Pupillen waren trotz der Deckenbeleuchtung, die genau auf das Gesicht des Fremden fiel, geweitet. Als stünde der Mann unter Drogen. Seine Pupillen nahmen das Licht nicht wahr.
    »Hören Sie mich?«, fragte Professor Zamorra und rüttelte den Mann an den Schultern. »Hören Sie mich?«
    Ein schwaches Nicken.
    »Wo ist Jurai Cup? Was ist geschehen?«
    »Hölle…«, kam es ganz schwach und leise aus dem Munde des Mannes. »Tod… Jurai Cup… Leichenfürst.«
    Mit einem Male bäumte der Mann sich im Bett auf.
    »Vlado!«, schrie er schrill. »Weg mit dir! Weg! Zurück zur Hölle, Fürst! Geh zurück! Czodi! Czodi, wo bist du? Hat der

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