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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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seinem Körper. Er glitt tiefer und tiefer. In einem Anflug von Panik versuchte er, sich am Erdreich festzukrallen, doch unter seinen Fingern zerkrümelte alles. Dreck rieselte in seinen Hemdkragen, geriet in den aufgerissenen Mund.
    Zamorra würgte und spuckte.
    Die Talfahrt war so schnell zu Ende, wie sie begonnen hatte. Verhältnismäßig weich kam er auf.
    Sein erster Gedanke galt den eigenen Knochen. Sie schienen heil geblieben zu sein. Dann rief er nach Nicole, Er konnte kaum mehr die Hand vor den Augen sehen.
    »Hier bin ich«, kam weinerlich die Antwort aus dem Dunkel.
    »Bist du verletzt?«
    »Nein. Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Wenigstens ein Lichtblick«, schimpfte Zamorra. »Kannst du aufstehen?«
    »Ich stecke bis zu den Hüften im Dreck«, antwortete Nicole. »Aber ich kann mich selbst befreien. Wenn ich nur an meine Taschenlampe heranreichen würde.«
    Zamorra kam an die seine heran. Man hatte sie ihm nicht abgenommen. Er leuchtete den Winkel aus, aus dem Nicoles Stimme kam.
    Sie hatte nicht untertrieben. Sie war tatsächlich bis zur Taille in einem matschigen Erdhaufen vergraben und versuchte gerade, sich freizuschaufeln. Geblendet schloss sie die Augen.
    Zamorra knipste das Licht wieder aus und schaute nach oben. Grob geschätzt, waren sie drei Meter tief eingebrochen. An einen Aufstieg zur Öffnung war gar nicht zu denken. Die Erde würde immer wieder nachrutschen.
    Doch Zamorra hatte noch mehr gesehen.
    Vor dem Loch, in das sie gestürzt waren, zweigte ein halb verschütteter Gang ab.
    Sofort dachte Zamorra an etwaige unterirdische Burganlagen.
    »Natürlich«, murmelte er halblaut. »So muss es sein. Das erklärt auch, wie dieser Fluchthelfer über die Grenze gekommen ist, ohne den Soldaten in die Hände gefallen zu sein oder in die Luft gejagt zu werden.«
    »Was sagst du, Chef?«
    »Ach, nichts. Wir sprechen später darüber. Erst müssen wir weg von hier.«
    Zamorras Augen hatten sich an das Halbdunkel gewöhnt. Er konnte Nicole jetzt auch so erkennen und kroch zu ihr hinüber, um ihr beim Freikommen zu helfen. Mit vereinten Kräften schafften sie es schnell.
    »Und jetzt nichts wie weg von hier«, meinte Zamorra, während Nicole sich noch notdürftig säuberte und den gröbsten Schmutz von ihrer Kleidung klopfte.
    »Weg?«, fragte sie. »Wie sollten wir?«
    »Du brauchst dich nur umzudrehen. Ich denke, wir haben den kürzesten Weg zur Hölle genommen. Wir müssen in einem Geheimgang gelandet sein, der zur Burgruine gehört haben dürfte.«
    »Oh…«
    Zamorra fasste Nicole unter und drängte sie in das schwarz gähnende Loch in ihrem Rücken hinein. »Nun mach doch endlich! Wir können hier keine Wurzeln schlagen. In spätestens fünf Minuten wird es furchtbar eng hier. Dann bekommen wir Besuch von der Polizei.«
    Nicole schwieg. Sie erwiderte kein Wort, obwohl Zamorra ansonsten wesentlich freundlicher zu ihr war. Doch sie sah gleichzeitig ein, dass sie ihrem Chef an diesem Tag noch keinen Anlass für ein lobendes Wort gegeben hatte. Sie hatte so ziemlich alles verbockt, was nur falsch zu machen war.
    »Hör auf, jetzt auch noch deine Selbstvorwürfe zu pflegen«, sagte Professor Zamorra in ihre Gedanken hinein. »Wir sitzen auch so schon tief genug in der Tinte. Außerdem ist es noch gar nicht gesagt, dass ich allein davongekommen und nicht den Tschechen in die Hände gefallen wäre. Vielleicht hatte dein Auftauchen sogar noch etwas Gutes. Vorausgesetzt, dieser Gang ist keine Sackgasse.«
    »Kaum«, sagte Nicole Duval. »Ich spüre einen Luftzug.«
    Sie hatte recht.
    Zamorra spürte ihn jetzt auch.
    Der Dämonenjäger spürte noch mehr. Das Zauberamulett begann, an seiner Brust zu brennen und zu jucken.
    ***
    Karel Capek spulte seinen ganzen Bestand an farbigen slawischen Flüchen herunter. »Ich würde diese verdammten Köter am liebsten abknallen«, schloss er. »Spielen die sonst auch immer verrückt?«
    Die Frage galt Dudas Nascok. Der schüttelte den Kopf, versuchte, Zeit zu gewinnen.
    Sollte er dem Leutnant von den Legenden erzählen, die sich um die Burgruine des Leichenfürsten rankten?
    Er verwarf den Gedanken sofort wieder.
    Hämisches Gelächter wäre das Günstigste gewesen, was er für seine Warnungen erhalten hätte. Karel Capek war in Moskau ausgebildet worden, und er ließ seine Bildung und Weitgereistheit oft genug heraushängen. Capek würde Nascoks Warnungen als haltlose Hirngespinste abtun.
    »Ich habe das noch nie erlebt«, sagte er deshalb.
    »Aber ich arbeite

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