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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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ausgeliefert.
    »Die Hände noch höher!«, befahl der Deutschsprechende schnarrend. Dann klopfte er den Dämonenjäger nach Waffen ab. Er fand den schweren Luger sofort. Ein triumphierendes Grinsen huschte über die Züge des jungen Soldaten. Er freute sich schon auf den Orden, den ihm dieser Fang einbringen würde. Vielleicht auch eine Erfolgsprämie.
    »Verirrt?«, meinte er höhnisch und wog die Waffe in der Hand. »Welche Nationalität? Franzose?«
    »Und Französin«, meldete sich Nicole. Sie war auch in dieser Situation glühende Patriotin der Grande Nation.
    »Folgen Sie uns.«
    »Was haben Sie mit uns vor?«, fragte Professor Zamorra.
    »Darüber habe ich nicht zu entscheiden«, antwortete der Wortführer. »Kommen Sie jetzt. Wir bringen Sie beide zu unserem nächsten Stützpunkt. Und bleiben Sie ständig hinter uns. Versuchen Sie, in meinen Fußstapfen weiterzulaufen.«
    Zamorra ersparte sich eine Frage. Der Soldat hätte kaum zugegeben, dass sich Sprengkörper unter dem Sandstreifen befanden. Der Zug setzte sich in Bewegung.
    »Kann ich die Hände wieder heruntemehmen?«, wollte Zamorra nach einigen Metern wissen.
    »Nein«, erwiderte der Soldat unfreundlich.
    Die beiden anderen Männer hoben Nicole über die Stacheldrahtrolle und setzten sie auf der anderen Seite wieder ab. Zamorra konnte ihr entrüstetes Schnauben hören. Vielleicht war sie etwas unsanft angefasst worden.
    Barbaren!, dachte Zamorra bei sich.
    Er hatte den Todesstreifen schon überwunden und war dabei gegangen, als müsse er über rohe Eier laufen, als ein triumphierendes Geheul ihm sagte, dass sie vermutlich die Zange gefunden hatten, die er nach dem Überwinden des Hindernisses achtlos beiseite geworfen hatte. Zamorra brauchte sich gar nicht erst umzusehen.
    Sie erreichten den Waldrand, wo sie Nicole und die restlichen Grenzer erwarten. Die Deutschen hatten sich noch nicht von der Stelle gerührt. Einer hob gerade eine Spiegelreflexkamera mit einem langen Teleobjektiv an die Augen. Sie wurden fotografiert.
    Seinem Bewacher schien das nichts auszumachen. Er grinste schwach. Er glaubte sich seiner Gefangenen sicher.
    Er kannte eben Professor Zamorra noch nicht.
    Schließlich kamen auch Nicole und die anderen beiden Grenzsoldaten nach. Zusammen machten sie sich in östlicher Richtung auf den Weg. Sie folgten einem ausgetretenen Pfad. Einer der Männer blieb zurück. Der Wortführer redete schnell in ein Walkie-Talkie und erstattete Bericht. Es fehlte noch, dass er beim Sprechen nicht Haltung annahm.
    Nach knapp zwanzig Minuten lichtete sich der Wald, und sie näherten sich einer Blockhütte, aus deren gemauertem Schornstein Rauch kräuselte. Funken stoben aus dem Kamin. Es roch würzig nach Harz und nach frisch aufgebrühtem Tee. Professor Zamorra und Nicole Duval hatten sich nicht unterhalten dürfen.
    Das Sprechverbot wurde jetzt aufgehoben, doch es gab ohnehin nicht viel zu sagen. Vor der Hütte stand ein Geländewagen. Zwei weitere Soldaten sahen ihnen neugierig entgegen und warfen ihre Zigarettenkippen weg, als der kleine Zug vor der Blockhütte ankam.
    Der deutschsprechende Soldat baute ein Männchen und erstattete militärisch knapp und mit vor Stolz gewölbter Brust Bericht. Zamorra bekam von der sich anschließenden kurzen Unterredung gerade soviel mit, dass sie zu einem Verhör nach Zeleznâ Ruda gebracht werden sollten. Hier ließ man sich auf keine Diskussionen mehr mit ihnen ein. ›Ihr Fall‹ wurde abgegeben. Sie sollten dem Staatssicherheitsdienst überstellt werden.
    Die Soldaten musterten die Fremden wie seltene Tiere im Zoo. Es geschah nur äußerst selten, dass Menschen von der BRD herüber in die CSSR kamen. Professor Zamorra und Nicole wurden bestaunt. Keinem fiel es ein, Fragen an sie zu richten.
    Zamorra war froh darüber. Er hätte sie kaum ausreichend beantworten können. Mit der Geschichte von Vlado, dem Geisterfürst, und dem Fluchthelfer, der in ihrem Hotelzimmer an Herzversagen gestorben war, durfte er keinesfalls herausrücken. Man hätte ihm kein einziges Wort geglaubt.
    Vielleicht hätte man nach vielen Tagen ausführlicher Vernehmungen und Gegenkontrollen nicht mehr an seiner Integrität als Wissenschaftler und Dämonologe gezweifelt, doch bis dahin verstrich Zeit, die durch nichts mehr wettzumachen war.
    Zamorra ging es immer noch um Jurai Cup. Der Mann musste gerettet werden. Hoffentlich war es dafür nicht schon zu spät. Vielleicht war Jurai Cup bereits tot. Die Soldaten, die sie wie Wundertiere

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