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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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als oben im freien Gelände. Eine dumpfe modrige Schwüle hatte sie eingehüllt und machte das Atmen zur Qual.
    »Es ist kein Aberglauben«, presste er mühsam hervor. »Zumindest die Alten im Dorf behaupten das felsenfest«, schränkte er sofort ein. »Sie sagen, die Burgruine sei verhext…«
    Karel Capeks Lachen klang gekünstelt.
    »Verhext? Oh, Mann! Wann ist bei euch das Mittelalter wieder ausgebrochen? Es gibt keine verhexten Plätze auf dieser Welt. Ich befürchtete schon, früher wären hier mal Bunker angelegt worden, oder etwas Ähnliches. Ich dachte, es würden unter Umständen noch Bomben herumliegen. Aber vor Hexen haben wir bestimmt keine Angst, was Männer?«
    Kein zustimmendes Gemurmel kam von seinen Leuten. Sie schwiegen alle. Sie spürten das Unheil, das schwer in diesen Gewölben lastete, und sie wehrten sich nicht krampfhaft gegen diesen Eindruck. Sie gaben sich ihm hin.
    »Dann eben nicht«, brummte Karel Capek und machte sich an den Abstieg.
    Ein Handlauf fehlte. Es war schwierig, auf dem rutschigen Untergrund nicht die Balance zu verlieren. Der bullige Suchscheinwerfer wog schwer in Capeks Hand. Hinter ihm leuchtete dann noch eine weitere Lampe auf. Die Männer folgten ihm in die Tiefe. Sein Orientierungssinn sagte dem Leutnant des Staatssicherheitsdienstes, dass sie sich mindestens einhundert Meter unter der Erdoberfläche befinden mussten.
    Capek fühlte sich schon längst nicht mehr so sicher, wie er sich gab. Er wollte nur mehr seinen Leuten ein gutes Beispiel abgeben. Doch auch er konnte sich der unheimlichen Atmosphäre dieser Gruft nicht länger entziehen. Er wäre am liebsten umgekehrt, doch das durfte er sich nicht eingestehen. Er hätte sein Gesicht verloren.
    Nach einer endlos scheinenden Weile hatte er endlich den Grund der riesigen Grotte erreicht. Nun schrie er doch auf.
    Er war bis zu den Knien in eine staubtrockene, helle Masse eingebrochen, die auf den ersten Blick wie ein unebener Boden aus Schutt und Geröll ausgesehen hatte.
    Aber nun erkannte Leutnant Karel Capek, dass er inmitten spröde gewordener menschlicher Gerippe stand. Gebleichte Totenköpfe grinsten ihm mit leeren Augenhöhlen entgegen.
    Capek wich zurück zur Treppe. Um ein Haar wäre ihm die Lampe entfallen.
    ***
    Zamorra hatte die niedrigere Abzweigung genommen. In ihr führte der Weg nicht bergab wie bei den Soldaten, sondern ging unmerklich aufwärts.
    Doch auch hier herrschte die modrige Schwüle vor, die jeden Atemzug zu einer Tortur werden ließ. Das magische Amulett brannte und juckte zum Verrücktwerden.
    Zamorra kraulte sich an der Brust.
    Sein Medaillon hatte ihm schon manche Sensationen mitgeteilt. Es hatte geschimmert, geglüht und war heiß geworden. So irrsinnig gejuckt hatte es noch nie auf seiner Haut. Es war, als würde es elektrische Ströme von hoher Voltzahl durch seinen Körper jagen. Zamorra konnte diese neuartige Mitteilung seines Amuletts nicht deuten. Sie war ungewöhnlich.
    »Chef?«, klang es dünn neben ihm. »Was ist mit dir?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Professor Zamorra wahrheitsgetreu. »Mir ist seltsam zumute.«
    »Hängt es mit dem Medaillon zusammen?«
    »Auch. Es juckt plötzlich. Es hat vorher noch nie gejuckt. Irgendetwas Neues kommt auf uns zu. Ich spüre es mit allen Fasern.«
    »Etwas Neues?«
    »Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Wir müssen sehen. Aber unsere Verfolger scheinen wir wenigstens abgehängt zu haben. Ich höre nichts mehr von ihnen.«
    »Ich auch nicht. Ob sie sich verlaufen haben?«
    »Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich denke eher, sie haben den anderen Gang genommen. Irgendwann werden sie feststellen, dass sie damit auf der falschen Fährte waren, und uns wieder auf der Pelle sitzen.«
    »Aber unser Vorsprung ist jetzt größer.«
    »Das ja. Aber ich bin mir keineswegs sicher, ob uns das etwas hilft. Mein Amulett kitzelt immer grässlicher. Ich muss es abnehmen.«
    Professor Zamorra setzte seinen Vorsatz in die Tat um. Er nahm das Medaillon seines Vorfahren in die Hand.
    »Weiter«, sagte er und leuchtete den Weg vor ihnen ab. Der Lichtfinger seiner Taschenlampe schälte einige Stufen aus der undurchdringlichen Dunkelheit vor ihnen. Eine Wendeltreppe. Nicole und Zamorra konnten nicht mehr nebeneinander laufen. Zamorra übernahm die Führung. Nicole drängte sich dicht an ihn.
    Das Gemäuer, an dem Professor Zamorra sich mit seiner freien Hand abstützte, war nass und kalt. Nicole hielt sich an der Rückenschlaufe seines Mantels fest. Sie

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