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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Er meinte, seine Faust auf einen Amboß gehämmert zu haben. Marners Rücken war hart wie Granit. Trotzdem hatte Winter diesen Klotz ins Wanken gebracht. Marner krachte gegen die Bretterwand und stieß mit der Faust ein Loch hindurch.
    Nun erfaßte Jerry doch das Grauen. Es waren massive Wände gewesen.
    Marners ehemaliger Komplice versuchte ins Freie zu gelangen, aber wie von der Sehne geschnellt flog Marner auf ihn zu. Diesmal bekamen die zupackenden Hände etwas zu fassen, und sie umschlossen Jerry Winters Hals. Jerry trieb es die Augen aus den Höhlen.
    Verzweifelt schlug Jerry um sich, bekam den blutbefleckten Mantel zu fassen, klammerte sich daran fest.
    Der abgetragene und im Lauf der Jahre dünn gewordene Stoff gab nach. Das Gewebe hatte keine Festigkeit mehr. Mit letzter Anstrengung riß Jerry Winter das Futter heraus.
    Doch er war schon tot, als die Schatulle zu Boden polterte und in eine Ecke sprang.
    Dabei löste sich die Arretierung des Deckels.
    Hark Marner ließ den Hals der Leiche los, als hätte er eine Nesselqualle in der Hand, die ihm die Haut verätzte.
    Mit einem Male sah er wieder glasklar. Der tranceartige Zustand fiel von ihm ab wie die Schuppen von einem getrockneten Fisch. Der Kanake hatte ihm eingeschärft, daß er das Kästchen unter keinen Umständen öffnen dürfe.
    Jetzt war es offen.
    Panik sprang Hark Marner an wie ein reißendes Raubtier, gepeitscht von dem Bewußtsein, daß er jetzt ebenfalls verloren war. Er blieb stehen wie er stand. Nicht einen Finger vermochte er mehr zu bewegen, während sein Puls zu einem rasenden Galopp ansetzte. Vom Grauen geschüttelt und gebeutelt mußte er zusehen, was mit dem Kästchen und mit ihm selbst geschah.
    In der offenen Schatuelle pulsierte es grellgelb in der gleißenden Farbe flüssigen Stahls. Hark Marner schloß geblendet die Augen. Es half nichts. Die gleißende Helligkeit drang noch durch Haut und Fettgewebe, schmerzte höllisch im Auge, als würde die Netzhaut versengt.
    Ein amöbenförmiges, konturenloses Gebilde schwebte aus dem Kästchen heraus und schwebte sekundenlang darüber als müsse es sich erst orientieren, bevor es wuchs und sich ausbreitete.
    Ein Dämon materialisierte in dieser Welt…
    Das pulsierende Strahlen schwächte sich ab, je größer die Gestalt wurde. Allmählich nahm sie menschliche Formen an. Immer deutlicher wurde, daß sie von Sekunde zu Sekunde einem Mann im Trenchcoat zu ähneln begann. Einem Mann mit einem roten Bart.
    Hark Marner ließ erschöpft die Arme sinken. Fassungslos stand er seinem Ebenbild gegenüber, dem genauen Duplikat seiner selbst.
    Und dieses Duplikat grinste ihn unverfroren an. Noch leuchtete es aus sich selbst heraus, doch dieses Leuchten wurde schwächer. Das Schemen bewegte sich auf den Mörder zu. Je näher es kam, um so enger wurde der Ring, der Marners Brust einzuschnüren schien, der sein Herz zusammenpreßte und ihm die Luft zum Atmen nahm. Schließlich röchelte er nur noch mühsam. Wogen der Angst und namenloses Entsetzen schlugen über ihm zusammen.
    Der Mörder wollte schreien und brachte doch keinen Ton heraus. Er war gelähmt von dieser ungeheueren Kraft, die schleichend von ihm Besitz ergriff.
    Er mußte Zeuge werden, wie sein Abbild neben ihn trat, dieselbe Pose einnahm und langsam in ihn glitt wie in ein knapp sitzendes Trikot.
    Als die Vereinigung abgeschlossen war, hatte der kleine Ganove Hark Marner aufgehört zu existieren. In seinem Körper lebte ein fleischgewordener Dämon, der sich anschickte, sein Reich auf dieser Welt zu errichten. Ein Reich des Schreckens und des Terrors.
    Fast unbegrenzt waren seine Mittel, die Pläne in ruchlose Taten umzusetzen. Er würde ein Heer von Mördern und anderen Verbrechern um sich scharen, um das zu vernichten, was er am meisten haßte.
    Das Gute…
    Nur noch wenige Tage, und Satans Fünfte Kolonne konnte zum Kampf antreten…
    ***
    »Kurulu hieß der Mann?« vergewisserte sich Professor Zamorra. »Ein reichlich ungewöhnlicher Name. Sie wissen doch hoffentlich noch, wo er seinen — wie sagten Sie doch gleich? — seinen ›Laden‹ betreibt.«
    »Ich denke, ich werde wieder hinfinden«, meinte Norna de Brainville.
    In diesem Augenblick wurde an die Tür zum Salon geklopft, in dem sich, die Illusionistin und Zamorra aufhielten.
    Der Dämonenjäger sah die Frau fragend an.
    »Ich weiß, wer das sein könnte«, sagte sie. »George Wishers hat angekündigt, daß er mich diesen Abend zu sprechen wünscht.«
    »George Wishers?«
    »Sie

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