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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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haben doch bestimmt die Zeitungen gelesen, Monsieur. Auch von dem Banküberfall in Chelsea.«
    »Ach ja. Die Geschichte scheint reichlich ominös vonstatten gegangen zu sein.«
    »Deshalb will mich Monsieur Wishers sprechen. Er glaubt, die Räuber hätten irgendeinen Taschenspielertrick angewandt, und er erhofft sich Aufklärung von mir. Ich fürchte nur, daß ich ihm in diesem Punkt kaum helfen kann. Jedenfalls wäre es interessant, die Einzelheiten zu erfahren. Wollen Sie bei dem Gespräch dabei sein, Monsieur le Professeur?«
    »Läßt es sich einrichten, daß ich heimlich lausche?« fragte Zamorra unverblümt.
    »Wieso?«
    »Ich nehme an, daß Mister Wishers Ihnen sehr viel Vertrauen entgegenbringt, wenn er Sie in dieser Angelegenheit befragt. Ich würde bei Ihrer Unterredung nur stören. Wenn Sie es für notwendig erachten, mich hinzuzuziehen — ich bin solange draußen auf dem Balkon.«
    Norna de Brainville überlegte nur ein paar Sekunden lang.
    »Meinetwegen«, sagte sie dann. »Sie wußten über das Buch Chatelneau Bescheid. Vielleicht können auch Sie Sir Wishers helfen. Ich denke nicht, daß es einem Vertrauensbruch gleichkommt, wenn Sie sich während unserer Unterhaltung zufällig draußen auf dem Balkon aufhalten.«
    Zamorra lächelte gewinnend, stand auf und ging hinaus. Er lehnte die Tür nur an.
    »Bitte?« sagte Norna de Brainville in Richtung Tür.
    Sie wurde geöffnet. Einer ihrer Lakaien kam herein und verbeugte sich mit vor der Brust gekreuzten Armen.
    »Sir George Wishers wünscht Sie zu sprechen, Mylady. Er hat Sie schon den ganzen Abend über gesucht.«
    »Ich weiß Bescheid«, sagte die Illusionistin. »Führen Sie Sir Wishers herein und lassen Sie uns allein.«
    Eine weitere Verbeugung, »Sehr wohl, Mylady.«
    Direktor George Wishers hatte sich nur mäßig kostümiert. Zu seinem weißen Smoking trug er lediglich eine groteske Kopfbedeckung mit roten Teufelshörnern und gekräuseltem Nylonfell. Direktor Wishers hinkte.
    Ein Überbleibsel vom letzten Krieg. Norna de Brainville mochte diesen Mann. Er war eine Seele von einem Menschen. Anders als manche seiner Berufskollegen hatte er sich auch als Bankier ein mitfühlendes Herz bei einem wachen Verstand bewahrt. Bei ihm hatten nackte Zahlenkolonnen die Fähigkeit zu gefühlsbedingten Entscheidungen noch nicht ruiniert.
    »Freut mich, daß Sie meiner Einladung trotz dieses unliebsamen Zwischenfalls gefolgt sind«, sagte Norna de Brainville mit einem mitfühlenden Lächeln.
    George Wishers bewies sich als Gentleman und berührte Nornas Hand beim obligaten Handkuß nicht.
    »Ihre Einladung kam früher als diese Gangster«, antwortete er mit schmerzlich verzogenem Gesicht. »Ich kann Sie sprechen, Mylady? Bestimmt wissen Sie schon längst, was ich auf dem Herzen habe.«
    »Kommen Sie nur, Sir. Tun Sie sich keinen Zwang an. Natürlich kann ich mir denken, was Sie bedrückt. Nehmen Sie doch Platz.«
    Auch Norna de Brainville setzte sich und legte graziös die langen Beine übereinander.
    »Ich weiß nicht recht, wo ich beginnen soll«, druckste der Bankier herum und fuhr sich mit dem Finger in den zu eng gewordenen Hemdkragen. Seine läppische Maske nahm er ab. »Ich mag Sie sehr gern, Norna. Und ich teile auch diese verrückten Meinungen nicht, die über Sie im Umlauf sind.«
    »Welche Meinungen?«
    »Nun ja.« Wishers wurde der Kragen offensichtlich noch eine Spur enger. Auf seiner Stirn mit den Geheimratsecken perlte der Schweiß. »Das dumme Gerede eben, Ihre Zaubereien gingen tatsächlich nicht mit rechten Dingen zu.«
    Norna de Brainville lachte viel zu schnell, viel zu schrill und viel zu gekünstelt auf.
    »Sprechen Sie doch bitte weiter, George.«
    »Sie sind eben der einzige ›Fachmann‹ auf diesem Gebiet, den ich kenne, wenn ich mich etwas ungeschickt ausdrücken darf. Sie haben heute abend wieder einmal mehr Unglaubliches vollbracht. Und sicher haben Sie auch gelesen, was in unserer Filiale in Chelsea vorgefallen ist.«
    Die Frau nickte ernst.
    »Ich habe davon erfahren.«
    »Und?« Bankdirektor George Wishers beugte sich vor. »Was sagen Sie dazu? Könnten die Gangster irgendeinen Zaubertrick angewandt haben? Wurden die Leute in der Bank hypnotisiert oder ähnliches? Gibt es Nervengase, die einen derartigen Gedächtnisverlust nach sich ziehen können?«
    Norna de Brainville bedachte George Wishers mit einem langen rätselhaften Blick, schaute ihm tief in die Augen.
    »Es geht Ihnen, doch nicht nur ums Geld, George.«
    Der Direktor der

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