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0094 - Das Grauen lauert in Soho

0094 - Das Grauen lauert in Soho

Titel: 0094 - Das Grauen lauert in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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bereute es inzwischen halb, die Illusionistin und ihren Freund zu so früher Stunde ins Sheraton gebeten zu haben. Noch glaubte er, es mit zwei verschiedenen Problemkreisen zu tun zu haben.
    Wenn eine Bühnenkünstlerin sich mehr als zwielichtiger Machenschaften bediente, um spektakuläre berufliche Erfolge zu haben, dann war das eine Sache. Wenn ein mordender Dämon nachts über die Dächer von Chelsea zog, um ein Mädchen umzubringen und obendrein allem Anschein nach und Zamorras sämtlichen einschlägigen Erfahrungen zum Trotz Banken überfiel, so war das eine andere. Beide Fälle waren nicht unter einen Hut zu bringen.
    Aber Norna de Brainville war nun mal hier, und Zamorra, wollte sie nicht wieder unverrichteter Dinge nach Hause schicken.
    Im Augenblick kam er in der Aufklärung der mysteriösen Verfolgungsjagd der Nacht und ihrer Hintergründe ohnehin nicht weiter. Was lag dann näher, als mittlerweile die Quelle aufzustöbern, aus der die Illusionistin das Buch über die Geheimwissenschaften der alten Khmer gezogen hatte?
    »Kurulu hieß also dieser Mann, der Ihnen die Abschrift verschafft hat?« vergewisserte sich Zamorra. »Und Sie können mich zu ihm führen?«
    Norna de Brainville nickte.
    »Deshalb sind wir gekommen. Aber eigentlich war Jake es, der mich auf diesen Kurulu aufmerksam machte.«
    Zamorra zog eine Augenbraue hoch und fixierte den jungen Mann, von dem er schon vor dem Maskenball auf Glenmore Castle erfahren hatte, daß er mit der Illusionistin das Lager teilte und selbst unverschämt reich war. Er konnte von den Zinsen eines Vermögens leben, das Vater und Großvater ihm hinterlassen hatten. Es sprach für ihn, daß er es nicht dabei bewenden ließ. Obwohl er immer wieder in den Klatschspalten halbseidener Regenbogenpublikationen auftauchte, so ließ er es dennoch nicht bei einem bloßen Playboy-Dasein bewenden. Er benützte sein Geld und seinen Einfluß um verschiedene große Entwicklungsprojekte in Ländern der Dritten Welt durchzuboxen.
    »Es stimmt«, gab Jake Brabham zu. »Ich habe Norna da hineingeritten. Anfangs hielt ich alles für einen Riesenspaß.«
    Professor Zamorra hielt es für besser, den Mann nicht mit Fragen zu unterbrechen. Er wollte zuhören.
    »Es war vor rund einer Woche«, fuhr Jake Brabham sinnierend fort. »Ab und zu habe ich das Befürfnis, aus dieser feingelackten Gesellschaft auszubrechen, in der ich mich sonst bewegen muß.« Er grinste schmal. »Dann mache ich es wie Harun al Radschid, tarne mich mit Klamotten aus zweiter Hand und mische mich unters niedere Volk, wie man wohl sagt. Wenn man immer nur auf hochgestochenen Partys irgendwelcher blasierter Leute herumlungert, verliert mal leicht den Blick für das Wesentliche. Finden Sie nicht auch, Professor?«
    Der junge, etwa dreißigjährige Mann, begann Zamorra sympathisch zu werden. Er mußte sein anfängliches Urteil, Jake Brabham wäre nur irgendein reicher Schnösel, revidieren.
    Deshalb nickte er ermunternd. »Ich breche auch von Zeit zu Zeit aus und lasse womöglich alle gängigen Konventionen hinter mir.«
    Jake Brabham lächelte ihn dankbar an.
    »Vor einer Woche war ich wieder mal so weit«, gestand der Verlobte der Illusionistin. »Ich ging auf einen meiner Trips, wie ich diese Ausflüge nenne. Und dabei verschlug es mich in die Gegend der Docks. Ich hatte schon ziemlich etwas intus, als ich von einem Polynesier angesprochen wurde. Von diesem Kurulu eben. Er hat mir schauderhafte Geschichten von Geistern und Dämonen erzählt. Es war richtig lustig. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so prächtig amüsiert. Ich fürchte, wir haben dabei gesoffen wie die Stiere.«
    Jake Brabham schaute seine gepflegten Fingernägel an. »Jedenfalls kam dieser Kurulu auf die Idee, mich mit zu sich nach Hause zu nehmen. Er könne mir dort beweisen, daß es wirklich Dämonen gibt. Er würde sogar damit handeln. Herrgott — ich habe Tränen gelacht. Aber ich ging mit ihm. Und ab jetzt kann ich Sie nur mehr mit Vermutungen bedienen, Professor. Ich war schon voll bis zum Rand. Die Erinnerungen an den Rest der Nacht sind nur mehr äußerst nebelhaft. Jedenfalls glaube ich noch zu wissen, daß mir dieser Kanake einige ungeheuere Zaubertricks vorgeführt hat. Richtig gespenstisch. Von Norna her bin ich ja einiges gewöhnt. Trotzdem fiel ich wohl aus allen Wolken. In meinem Suff fiel mir ein, daß ich Norna etwas Gutes tun und ihm einige Tricks abkaufen könnte. Draufhin gab er mir das Bündel Papier, das Norna Ihnen schon

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