0094 - Die flammende Sonne
Schwerkraft verlagerte sich. Wie es schien, wurden sie alle plötzlich von der linken Seitenwand angezogen, so als beschriebe ihr Schiff einen Bogen nach Steuerbord, ohne die Antigravausgleicher einzuschalten.
Captain Unista raffte sich zusammen. „Ein Traktorstrahl! Die Fremden haben uns eingefangen. Es wird höchste Zeit, daß wir ihnen unsere Waffen zeigen. An die Geschütze, Leute! Wir eröffnen das Feuer gemeinsam, damit die Überraschung um so größer wird."
Es dauerte zwei oder drei Minuten, bis alle auf ihren Posten waren. Dann befahl Captain Unista: „Feuer - in zehn Sekunden!"
*
Der Überfall kam für Rhodan völlig überraschend. Es war Oberst Sikermann unter größten Schwierigkeiten gelungen, das Ahnenschiff mit den Traktorstrahlen einzufangen. Zur gleichen Zeit fast materialisierte Gucky in der DRUSUS und teilte mit, daß drei Triebwerke der Arkoniden in einer Minute anlaufen würden. Sie würden die Aktion der DRUSUS unterstützen und zum Erfolg beitragen.
Langsam, unendlich langsam nur, veränderte sich der verhängnisvolle Kurs des Ahnenschiffs und der DRUSUS. Beide Schiffe fielen nun nicht mehr genau auf die weiß flammende Sonne zu, sondern würden rechts daran in geringem Abstand vorbeischießen. Die zusätzliche Gravitations-Fallgeschwindigkeit würde ihnen dabei zustatten kommen.
Ein Großteil der Energiereserven der DRUSUS flossen in den Traktorstrahl. Der Rest verteilte sich auf die rückwärtigen Wulsttriebwerke.
Rhodan starrte auf den breiten Frontbildschirm. Er sah die Wandung des Ahnenschiffes dicht vor sich und konnte jede Einzelheit genau erkennen. Zahlreiche Narben deuteten einwandfrei darauf hin, daß dieses Schiff lange Zeit mit einer Geschwindigkeit, die unter der des Lichtes lag, durch den Raum geflogen war. Anders war es nicht möglich, daß Meteore es getroffen hatten.
Und darunter waren die feinen Linien der Luken zu erkennen. Luken...
Als Rhodan es erkannte, war es fast zu spät. Dicht über dem Wulstrand entstanden plötzlich kleine, runde Öffnungen. Wie die Mündungen von Kanonen. Kanonen...!
„Schutzschirm!" brüllte Rhodan dem verdutzten Sikermann zu, der nach einer erstaunlich kurzen Schrecksekunde sofort schaltete. Seine rechte Hand flog auf die Kontrollen zu und schlug auf einen Hebel. Fast gleichzeitig hörten die Triebwerke auf zu heulen. Der Traktorstrahl aber blieb. Instinktiv hatte Sikermann das Richtige getan und nur den Antrieb abgeschaltet.
Der Schutzschirm baute sich auf und keine Sekunde zu früh.
Die ersten Energieschüsse trafen bereits auf den Außenrand des Schirms und flossen seitlich ab. Wie farbige Tränen rollten die Energieblasen dahin und wurden infolge der Massenträgheit abgeschleudert.
Dann aber waren nur noch die drei Triebwerke des Ahnenschiffes zu bemerken, die beide Schiffe negativ beschleunigten und den Flug verlangsamten.
Die Schüsse der Arkoniden trafen voll auf den Schirm, konzentrierten sich auf einen Punkt und versuchten, ihn zu durchbrochen. Aber dazu war es bereits zu spät.
„Verfluchte Bande!" stieß Sikermann wütend hervor und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn. „Beinahe hätten sie uns erwischt. Warum tun sie das nur, die Halunken? Wollen sie unbedingt in der Sonne braten?"
Rhodan zuckte mit den Schultern. In seinen Augen stand eine Frage. Dann wandte er sich an Gucky. „Nun, was meinst du dazu? Welcher von deinen Freunden könnte das gewesen sein?"
„Ich werde es bald wissen", gab der Mausbiber zurück. „Denen werde ich aber die Suppe versalzen! Einfach auf uns zu schießen! Aber ich glaube, drüben in dem Schiff weiß der eine nicht, was der andere tut."
„Bringe das in Ordnung", erwiderte Rhodan knapp und gepreßt.
Gucky nickte, konzentrierte sich und sprang. Alos und die Wissenschaftler, mit dem Erfolg ihrer Bemühungen sehr zufrieden, erschraken fast zu Tode, als Gucky ihnen von dem Feuerüberfall berichtete. Solange die Schutzschirme der DRUSUS eingeschaltet bleiben mußten, konnte der Antrieb nicht aktiviert werden. Von einem doppelten Hypersprung ganz zu schweigen.
„Es muß einigen Verrückten gelungen sein, die Waffenzentrale zu besetzen", schloß Ekral nüchtern.
„Alos, das wäre eine Aufgabe für Sie und Ihre Roboter."
„Und wer sorgt hier für Ordnung?"
„Wo ist die Waffenzentrale?" fragte Gucky, als ihm etwas anderes einfiel. „Hör zu, Ekral - ich habe eine Idee. Warum sollen wir unser Leben in Gefahr bringen, nur um ein paar Verrückte zur
Weitere Kostenlose Bücher