0094 - Schreie im Schreckenshaus
Gegensatz zu ihrem Vater noch nie zu tun gehabt.
Nervös zündete sie sich eine Zigarette an.
Es war Nachmittag, und über das Land blies ein kalter Januarwind. Der gefrorene Boden erinnerte an Beton. Wenn es jetzt schneite, dann blieb das Zeug liegen.
Langsam kam die Dämmerung. Im Westen ging die fahle Wintersonne unter. Sie wärmte sowieso nicht und war auch mittags nur ein heller Fleck am Himmel.
Die Zeit verrann.
Das Girl rauchte hastig. Der blaue Dunst lag als Wolke innerhalb des Führerhauses.
Linda drehte die Seitenscheibe nach unten und ließ frische Winterluft in den Wagen.
Tief atmete sie durch.
Plötzlich glaubte sie, klackende Geräusche zu hören. Als würde jemand Erbsen auf ein Blechdach kippen.
Nach einer Weile verstummten die Geräusche.
Es wurde wieder still.
Linda drückte die Zigarette aus. Sie beugte sich dabei zur Seite und bekam sie nicht mit, wie drei Männer in großer Eile das Haus verließen, in ihre Wagen sprangen und losfuhren.
Erst als die beiden Fahrzeuge schon die Straße erreicht hatten, wurde Linda aufmerksam.
Sie hob die Schultern und schaute auf die Uhr. Jetzt mußten ihr Vater und dessen Freund eigentlich bald kommen, denn die Dunkelheit nahm immer mehr zu.
Ohne Licht konnte man nicht mehr fahren. Langsam verschwammen auch die Konturen der auf dem Grundstück stehenden Holzstapel.
»So kommt doch«, flüsterte Linda. Sie schaute immer wieder aus dem Fenster, doch die Sicht wurde schlechter und schlechter. Deshalb sah sie auch nicht den Zombie, der über das Grundstück schlich und sich ihren Wagen als Ziel ausgesucht hatte.
Im toten Winkel kletterte er über den Zaun. Als er die Spitze erreicht hatte, ließ er sich kurzerhand fallen.
Mit einem dumpfen Laut prallte er auf den harten Boden. Sofort richtete er sich wieder auf. Ein leises Knurren drang aus seinem Maul. Er spürte keine Schmerzen, und auch die Kugeln hatten ihm nichts anhaben können. Wo sie ihn getroffen hatten, blieben Löcher zurück, und die Geschosse steckten noch in seinem Körper.
Der Zombie wußte Bescheid. Jetzt brauchte er das Mädchen nur zu überreden, abzufahren. Das mußte schnell gehen, denn auch er wußte, wer ihm auf den Fersen war.
Geduckt näherte er sich dem VW. Bis zum Heck schlich er vor, öffnete die Klappe und kletterte auf die Ladefläche. Von innen zog er den Einstieg zu.
Ein Teilziel war erreicht.
Bis zur Rückwand des Führerhauses schlich er vor und hämmerte gegen die schwarze kleine Scheibe.
Linda hörte das Geräusch und erschrak. Sie war in Gedanken vertieft gewesen.
»Dad? Bist du es?« Sie drehte den Kopf, obwohl sie durch die Scheibe nichts sehen konnte.
Ein unverständliches Gemurmel war die Antwort.
Linda stutzte. Wenn es ihr Vater war, weshalb kam er nicht zu ihr nach vorn wie bei der Hinfahrt?
Nun, er hatte sicherlich seine Gründe. Als es abermals klopfte, wertete Linda dieses Geräusch als Zeichen und startete. Sie gab etwas heftig Gas, und der Zombie verlor das Gleichgewicht. Er flog quer durch den Laderaum.
Zudem war der Weg auch nicht der beste. Ein Feldpfad, in dem die dicken Reifen einiger Lastwagen und Traktoren ihre Spuren hinterlassen hatten. Sie waren jetzt gefroren und wirkten wie Schlaglöcher.
Schon bald hatte das Girl die Straße erreicht und bog nach links ab.
***
Erst jetzt erreichte Suko die Stelle, wo der Zombie verschwunden war. Daß der Chinese nichts mehr sah, war klar.
Wütend zog er sich zurück.
***
Linda aber lenkte den Wagen bis zu einer Kreuzung. Rechts ging es in die Londoner City, da wollte sie nicht hin. Sie hatte ein anderes Ziel.
Cold Plains, im Süden der Millionenstadt, wo sie bei Lady Gowan Arbeit gefunden hatte.
Sie hatte einige Meilen zu fahren, bis sie den kleinen Ort erreichte. Linda war nach wie vor davon überzeugt, ihren Vater und dessen Freund auf der Ladefläche zu haben, nebst dem abzuholenden Sarg.
Die Landschaft änderte sich. Sie wurde noch ländlicher. In weiten Kurven wand sich die Straße von Ort zu Ort. Am Rand stehende Wagen waren mit einer leichten Eisschicht bedeckt.
Die Temperatur fiel.
Linda hatte die Heizung auf volle Touren gestellt, doch der Wagen war alt, und die Heizung brachte auch nicht mehr viel.
In den Morgenstunden hatte es Nebel gegeben, und an den schattigen Stellen der Fahrbahn war die Nässe noch nicht verschwunden, und es konnte sich leicht Glatteis bilden. Daran dachte das Mädchen und senkte deshalb die Geschwindigkeit.
Sie erreichte den Ort Caterham, wo sie
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