0094 - Schreie im Schreckenshaus
sich hatten. Schließlich hatten sie uns ebenfalls erkannt.
Dann schwangen die beiden vorderen Türen auf.
Ich hielt bereits den Schlüssel in der Hand, stoppte meine Bemühungen jedoch, als ich sah, daß zwei Männer den Wagen verließen. Sie hatten sich nicht umgezogen und waren noch so gekleidet wie auch in der Lagerhalle.
Die Männer kamen auf den Bentley zu. Aber sie machten keine Anstalten, unter ihren Mänteln nach den Waffen zu greifen. Sie hielten die Arme sogar demonstrativ von ihren Körpern ab.
Der dritte Kerl blieb im Rover. Ich konnte ihn nicht genau erkennen, da die getönten Scheiben meine Sicht erschwerten.
Zwei Schritte vor mir blieben sie stehen. Suko befand sich auf der anderen Seite des Bentley und schaute uns über das Dach hinweg zu.
»Ja?« fragte ich.
Der Größere der beiden griff an seine Hutkrempe und zog sie etwas weiter in die Stirn. Er hatte ein blasses Gesicht, in dem die bläulichen Bartschatten besonders auffielen.
Sein Kumpan wirkte kompakter. Die Schultern drohten die Mantelnähte fast zu sprengen.
»Was wollen Sie?« sprach ich den Größeren an.
»Schätze, wir haben noch eine Rechnung offenstehen«, vermutete er und lächelte dabei.
»So? Welche?«
»Denken Sie an das Lagerhaus. Sie haben einen Mann von uns angeschossen. Ich habe Sie noch nie bei Scorpio gesehen. Wer sind Sie, Mister?«
»Mein Name ist Sinclair.«
»Der sagt mir einen Dreck.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Arbeiten Sie für Scorpio? Hat er Sie angestellt, um sein verdammtes Gold zu schützen?«
»Gold?«
Durch die Zähne zog der Killer den Atem ein. »Normalerweise habe ich nicht soviel Geduld, aber ich will Ihnen eine Chance geben. Verraten Sie uns, wann das Gold abtransportiert wird. Wenn nicht, dann werden Sie…«
»Was werde ich?« unterbrach ich ihn.
»Dann werden Sie sterben. Und der Chink da drüben auch.«
Suko zuckte zusammen. Er haßte dieses Schimpfwort, und auch ich konnte es nicht ab. Trotzdem blieb ich gelassen, lächelte sogar und nickte dabei.
»Wissen Sie eigentlich, daß das eine Morddrohung war?«
»Klar, das sollte sie auch sein.« Diese Antwort gab der Dicke und steckte seine rechte Hand in die Manteltasche.
»Es ist gut, daß Sie sich dessen bewußt sind. Denn damit haben Sie gedroht, einen Scotland-Yard-Beamten in Erfüllung seines Dienstes zu erschießen!«
Das saß. Die Typen vor mir hatten von nichts eine Ahnung; Sie wußten nicht, mit wem sie sprachen. Um so größer war der Schock.
»Scotland Yard«, echote der Größere.
»Genau. Das kann ich Ihnen sogar beweisen.« Schnell warf ich dem Untersetzten einen Blick zu. »Und nehmen Sie nur die Hand aus der verdammten Tasche.«
Er war noch so geschockt, daß er sogar gehorchte.
Ich zeigte meinen Ausweis. »Hiermit nehme ich Sie beide fest wegen Bedrohung eines Polizeibeamten«, sagte ich meinen Spruch auf.
Der Größere fluchte, doch sein Kumpan faßte wieder in die Tasche. Er sprang zurück, riß seinen Arm nach oben, und ein schwerer Revolver glänzte in seiner Faust.
Da ich meinen Ausweis in der Hand hielt, war ich noch immer gehandikapt. Mir blieb nur die Flucht nach vorn.
Wuchtig warf ich mich gegen den zweiten Killer, der nach hinten flog und die Balance nicht mehr halten konnte.
Im gleichen Augenblick krachte ein Schuß.
Doch nicht der Killer, sondern Suko hatte gefeuert. Der Gangster bekam die Kugel in die rechte Schulter, wurde von der Aufprallwucht zur Seite gedriftet und ließ seine Kanone fallen. Der blaue Mantelstoff färbte sich plötzlich rot.
Da griff der Fahrer ein.
Wie ein Gummimännchen jumpte er aus seinem Wagen. Die Pistole hielt er in einer Hand, und er feuerte sofort. Dieser Bastard nahm keine Rücksicht auf Unschuldige.
Fahrzeuge wurden abgebremst. Passanten blieben stehen oder flüchteten schreiend zu den nächst erreichbaren Deckungen. Ich bekam das alles aus den Augenwinkeln mit, denn ich hatte mich nach vorn geworfen und einen Baumstamm als Schutz gefunden.
Eine Kugel hieb in den Stamm.
Suko schoß zurück.
Ich peilte um den Baum herum, sah den Hut des Killers über der offenstehenden Wagentür schweben und schoß ebenfalls.
Die Kopfbedeckung flog davon.
Sofort verstummte die Waffe meines Gegners. Der Gangster gab Fersengeld. Ich sah ihn rennen, wollte hinterher, doch ich sah, daß Suko günstiger stand.
Der Chinese kümmerte sich um ihn.
Ich beschäftigte mich mit dem Killer, der mich angesprochen hatte. Er wollte ebenfalls die Flucht ergreifen, kam aber nur
Weitere Kostenlose Bücher