0096 - Der Anti
Wenn Sie bis dahin nicht mit erhobenen Armen aus Ihrem Loch hervorkommen, erleben Sie das, was wir Barbaren die Hölle nennen."
„Ihr mischt Euch in die interne Politik des Reiches ein!" meinte Kaata abweisend.
„Für mich sind Sie ein Verbrecher. Los schon, kriechen Sie aus Ihrem Loch. Ich verlange den Aktivator zurück."
„Holt ihn Euch", rief der Priester. Diesmal klang seine Stimme nicht mehr so gelassen. Er fühlte, daß er bei Rhodan auf Granit biß.
Rhodan ignorierte den Anti. Laut rief er aus: „Iwan, etwas weiter links fahren. Tempo beschleunigen. Er kann deine Schutzschirme nicht zerstören."
Goratschin antwortete. Es war klar, daß Segno Kaata jedes Wort mithörte, wenigstens so lange, bis Rhodan plötzlich zur englischen Sprache überwechselte.
„Okay, nun hört gut zu. Englisch wird der Bursche nicht verstehen. Ich vermute, daß sein Energieschirm eine schwache Stelle hat. Etwas stimmt da nicht, andernfalls könnte er in aller Ruhe unsere Maßnahmen abwarten. Möglicherweise ist die parapsychisch bedingte Strukturveränderung der normalen Kraftfeldlinien in irgendeiner Form gefährlich. Das herauszufinden, muß unsere Aufgabe sein. Er trachtet danach, das Raumschiff zu bekommen. Wenn Iwan noch näher kommt, wird der Priester versuchen, die Space-Jet zu erreichen. Das muß unter allen Umständen verhindert werden. Wenn wir ihn auch nicht töten können, so dürfte er die hohe Aufschlagwucht der starken Impulsstrahlen nicht schadlos überstehen, bestimmt aber nicht auf die Dauer. Er kann leicht durch Stürze verletzt werden, oder gar Knochenbrüche davontragen. Damit rechnet er natürlich.
Achtung, Iwan: Auf deinen Desintegrator wird der unbekannte Schutzschirm kaum positiv ansprechen. Halte deshalb immer auf die jeweiligen Deckungen des Priesters, zerstöre sie und verschaffe uns damit freie Sicht.
Atlan: Sobald er zu sehen ist, das Feuer immer so einrichten, daß er in die zum Schiff entgegengesetzte Richtung gewirbelt wird. Damit verhindern wir einen Durchbruch. Alles klar? Okay, Iwan, fange an. Du bist nahe genug heran."
Rhodans Plan war klar. Wahrscheinlich hätten wir Kaata auch nach einigen Stunden so geschwächt gehabt, daß er von selbst aufgegeben hätte. Nur standen mir diese Stunden nicht mehr zur Verfügung.
Der Hohepriester hatte verstanden, daß die Lage für ihn gefährlich wurde.
Er tauchte plötzlich hinter seiner Deckung auf und begann mit meterweiten Sprüngen auf die knapp hundert Meter entfernte Space-Jet zuzurennen. Die geringe Schwerkraft des Gela l-Mondes erlaubte riesige Sätze, jedoch wurde dieser Vorteil teilweise wieder aufgehoben.
Dem Anti gelang es kaum, nach einem solchen Sprung festen Fuß zu fassen. Daran war er nicht gewöhnt.
Rhodan schoß zuerst. Die ultrahelle, fast lichtschnelle Schußbahn erreichte den Priester mitten im Sprung. Infolge des fehlenden, schalleitenden Mediums „Luft" geschah alles völlig lautlos.
Ich sah, daß sich der fingerstarke Energiestrahl am Individualschirm des Priesters brach, um anschließend schauerartig abgeleitet zu werden.
Der Körper wurde mit enormer Wucht und mitten im Sprung aus der Bahn gerissen, meterweit zur Seite gewirbelt und dort gegen eine Klippe geschleudert.
Natürlich wirkte der Schirm als Pralldämpfer, aber einige Erschütterungen mußten doch auf den Organismus weitergeleitet werden.
In plötzlich aufkommender Wut, in der ich all meine Hilflosigkeit und Verzweiflung abreagierte, ging ich ins Ziel, und eröffnete ein wahnwitziges Energiefeuer auf den Priester, der plötzlich einer blitzumlohten Statue glich. Er lehnte mit dem Rücken an der hohen, stabilen Felskante, aber er konnte sich nicht mehr bewegen.
Die unablässig und sehr genau auftreffenden Energiestrahlen aus den schweren Impulswaffen nagelten ihn infolge der hohen Aufschlagkräfte im Sinne des Wortes fest.
Ich schoß, bis die rote Warnlampe zu flackern begann. Der Impulsblaster war überhitzt. Rhodan griff zuerst zu seinem Handstrahler, der naturgemäß eine wesentlich schwächere Energieabgabe besaß als die starken Geräte.
Ich warf meinen großen Blaster in den nachtschwarzen Schlagschatten dicht neben meiner Deckung. Dort konnte er infolge der hohen Wärmeabstrahlung am raschesten abkühlen.
Als wir mit den normalen Handwaffen zu feuern begannen, gelang es Kaata, sich aus der Fessel zu befreien. Taumelnd, immer wieder zu Boden stürzend, zog er sich hinter den vorspringenden Abhang zurück, hinter dem er verschwand.
Rhodan
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