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0096 - Die Seelenfänger

0096 - Die Seelenfänger

Titel: 0096 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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des Professors konzentrierte sich. Die Anstrengung- stand ihm im Gesicht geschrieben. Ständig lief ein belebender Strom vom Amulett aus durch den Körper des Mediums, also Zamorras, und übertrug sich auf Nicole Duval. Es war, als werde eine Batterie, mutwillig entleert, wieder aufgeladen.
    Nach endlosen Sekunden höchster Anspannung gab Nicole Duval ein erstes Lebenszeichen von sich. Dann seufzte sie verhalten. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, lief über das ebenmäßige Gesicht.
    »Was ist?«, murmelte die junge Französin.
    Es dauerte noch eine Weile, ehe sie begriff. Sie richtete sich auf, erkannte Professor Zamorra und lächelte voller Vertrauen.
    »Ich habe sehr fest geschlafen«, bekannte sie.
    »Ich weiß«, nickte Zamorra und strich ihr das Haar aus der Stirn.
    Unbemerkt brachte er das Amulett wieder an seinen Platz. Die intensive Behandlung, die Patient wie Seelenarzt bis zum Äußersten gefordert hatte, war abgeschlossen.
    Die Erklärung für Nicoles vorherigen Zustand lag auf der Hand.
    Der Unheimliche, der Hohepriester der Teufelssekte, hatte ihr den posthypnotischen Befehl gegeben, in Totenstarre zu verfallen. Um ihren Widerstand zu brechen. Damit sie desto leichter entführt werden konnte. Unbemerkt wohl auch von Zamorra, der, wenn es nach dem Plan der Verderber gegangen wäre, ahnungslos in seinem Bett gelegen hätte.
    Ein solch posthypnotischer Befehl wurde wirksam entweder zu einer bestimmten Uhrzeit oder auf einen ganz bestimmten auslösenden Faktor hin wie das Löschen des Lichtes. Oder auf ein bestimmtes Geräusch. Die Möglichkeiten waren schier unbegrenzt. Zamorra, der sich selbst lange mit Hypnose und Autosuggestion befaßt hatte, wußte, daß es sinnlos war, danach zu forschen. Er begnügte sich damit, daß er den Bann gebrochen hatte. Nicole Duval war gerettet. Jedenfalls fürs erste…
    »Was gibt es denn, Zamorra? Wollen mich die Teufelsanbeter etwa zu einer nächtlichen Party einladen? Oder wolltest du mich schlicht und einfach verführen?«
    Nicole Duval hatte ihren Witz und ihre Unbekümmertheit zurückgewonnen. Was hinter ihr lag — daran gab es nicht die leiseste Erinnerung. Hypnose durch den Hohepriester des Ordens und Gegenhypnose durch Zamorra waren spurlos an diesem Gedächtnis vorübergerauscht. Sie war stets Objekt fremder Willenskräfte gewesen.
    Zamorra zwang sich zu einem Lächeln.
    »Da draußen scheint sich etwas zu tun. Ich sah ein paar finstere Gestalten, die in einer Scheune verschwanden. Wohl eine Art Versammlung.«
    Der Professor bemühte sich, seinen Worten keinen allzu alarmierenden Unterton zu verleihen.
    Nicole Duval schoß trotzdem hoch.
    »Du willst der Sache nachgehen und wolltest mich nicht allein zurücklassen? Sehr nett. Das hätte ich dir nie verziehen. Und so gemütlich ist es in diesem Bett wirklich nicht. Immer bereit. Ich komme mit.«
    Nicole zog sich blitzschnell an. Sie schlüpfte in eine Art Monteursanzug aus schwarzem Samt.
    »Eine ausgezeichnete Tarnfarbe für nächtliche Spaziergänge durch Dörfer, die von Teufelsanbetern kontrolliert werden«, scherzte sie.
    »Nimm eine Taschenlampe mit«, forderte Zamorra.
    In weniger als einer Minute war er bereit zu einem nächtlichen Ausflug. Er dachte nicht daran, daß sein Ausflug den Posten der Sekte, Angus Mavick, in größte Gefahr brachte.
    Zamorra half Nicole galant, aus dem Fenster zu klettern. Sie wohnten im ersten Stock. Aber die altertümlichen Häuser des Ortes waren einmal nicht sonderlich hoch und zweitens gab es überall Spaliere an den lehmverputzten Wänden, die man bequem als Leitern benutzen konnte.
    Unbemerkt gelangten sie auf ebene Erde.
    In der Schankstube brannte kein Licht mehr. Nebel war aufgekommen. Bleiche Schwaden zogen träge zwischen stillen Gebäuden dahin, umschwebten Baumkronen und lagen wie eine Schicht aus Watte mannshoch über taufeuchten Wiesen.
    Irgendwo schrie eine Katze.
    Nicole Duval zuckte bei diesem erbärmlichen, klagenden Laut zusammen und drängte sich eng an Zamorra. Schlagartig war ihr wieder der Ernst der Lage klar geworden.
    Ihr nächtlicher Ausflug schien nicht unbemerkt geblieben zu sein.
    Plötzlich tauchte in der Flanke der Mann mit der Bocksmaske auf. Und nur an winzigen Unterschieden erkannte Zamorra, daß es sich diesmal keineswegs um seinen heimlichen Verbündeten Angus Mavick handelte.
    Zamorra reagierte sofort.
    Ein blitzschneller Ausfallschritt, ein Handkantenschlag.
    Wie ein gefällter Baum stürzte der Teufelsanbeter, ehe er Alarm

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