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0096 - Die Seelenfänger

0096 - Die Seelenfänger

Titel: 0096 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Sie forderten Zamorra wütend auf, sein Zerstörungswerk fortzusetzen. Die letzten Reste des mörderischen Geheimkultes zu vernichten.
    Ihre Zuversicht gab ihm Mut. Ihre Unterstützung feuerte ihn an. Sie gab ihm die Kraft, die letzten Schritte zu gehen. Damit es keine Wiederkehr gab für die Initiatoren des Satanskultes in diesem Teil der Welt.
    Aber er mußte sich konzentrieren. Er stand unter einer ungeheuren Anspannung aller seelischen Kräfte.
    Der Eishauch, der ihm aus der Gruft entgegenschlug, warnte ihn. Noch war der Orientale dort in seinen prächtigen Gewändern, umgeben von obskuren Schmuck- und Kultgegenständen, wirksam. Seine magischen Kräfte wollten erst beseitigt sein. Sonst würde er sich neue Diener holen und diese wieder neue Anhänger. Das alte Unglück hätte von neuem begonnen. Im buchstäblichen Sinn ein Teufelskreis. Aus dem es kein Entrinnen gab.
    Zamorra hatte, obwohl er dieses Blendwerk haßte, die allergrößte Hochachtung vor den magischen Kräften und Fähigkeiten dieser orientalischen Gaukler. Die in einem fremden Land, unter fremden Menschen, sich zu den wahren Herren aufgeschwungen hatten. Ohne einen Schuß abzufeuern. Ohne sichtbare Gewalt. Und doch unbesiegbar den Vormarsch angetreten hatten. Diese Gemeinde unterwandert. Abspenstig gemacht hatten, allem, an dem diese einfachen Menschen gehangen hatten. Die sie verhext hatten. Soweit gebracht, daß sie die undenkbarsten Rituale willig vollzogen.
    Welch ein Wunder, daß die Leute wie aus einem Alptraum erwachten. Ihre Scham über die eigenen Verirrungen sich gegen den ehemaligen Großmeister der Loge wandte. Sie forderten seinen abermaligen, diesmal endgültigen Tod.
    Sie wußten nicht, wie das zu bewerkstelligen war. Vampiren rammte man einen angespitzten Holzpflock ins Herz. Aber wie tötete man einen Toten, der solche Macht über die Lebenden bewiesen hatte?
    Sie vertrauten nicht nur auf Zamorras Zauberamulett.
    Sie wollten selbst mit Hand anlegen.
    Längst hatten sie die scheußlichen Requisiten des Teufelskultes weggeworfen. Mit den Füßen ihre Bocksmasken zerstampft. Die Kutten zerfetzt.
    Nicole sah manch bekanntes Gesicht aus dem Dorf. Debbie Hogg war darunter und das Ehepaar Donovan.
    Der Gastwirt schließliich demonstrierte den anderen durch seine vorwitzige Handlung, daß der Fluch noch nicht getilgt, der böse Bann keineswegs gebrochen war. Indem er wutentbrannt in die Gruft sprang, bereit, diesen Knochenberg in den prächtigen orientalischen Gewändern in den Boden zu stampfen, zu zermalmen.
    Er hatte kaum festen Boden unter den Füßen, da geschah, noch ehe der überraschte Zamorra eingreifen konnte, das Unfaßbare.
    Ein überirdisches Jaulen, Schreien, Blöken und Fauchen erklang. Niemand berührte Donovan. Und doch erhob sich der schmächtige Kerl in die Luft. Landete mit einem entsetzlichen Dröhnen auf dem Boden des Turms, außerhalb der Grube, die zu betreten er gewagt hatte.
    Äußerlich gab es keine Verletzung. Weder Kratzspuren noch Würgemale. Die Haut war unverletzt. Kein Einstich, kein Riß. Nicht die kleinste Schramme. Und doch war kein Knochen im leblosen Körper heil.
    Die Frau des Ermordeten schrie auf wie von Sinnen. Stürzte sich ahnungslos auf den Toten, um ihrem Kummer Ausdruck zu geben und ihrer Verzweiflung. Entsetzt schoß die Frau wieder hoch. Sie hatte keinen Widerstand gespürt.
    »Leute, seid vernünftig! Ich muß mich konzentrieren!« warnte Zamorra. Wenn ihn der ungeheure Zwischenfall erschüttert hatte, so wüßte er doch, daß er sich jetzt nicht gehen lassen durfte. Er mußte an den Kasten mit dem magischen Stein heran. Das Kristall durch die Kraft seines Amulettes zerstören. Dann fiel der ganze Spuk von selbst in sich zusammen. Dann war die magische Kraft des Verstorbenen Begründers dieser Sekte erloschen. Dann zerfielen auch seine Gebeine zu Staub. Dann folgte er seinen treuesten und mächtigsten Anhängern ins Schattenreich. Den sieben, gelb gewandeten Weisen und dem Zeremonienmeister mit der Bocksmaske.
    »Nicole!« Zamorras Stimme klang ernst und entschlossen. »Sorge dafür, daß alle den Turm verlassen. Wer weiß, wie es ausgeht! Donovans Tod soll uns eine Lehre sein. Ich möchte nicht, daß noch mehr mit dem Leben büßen. Geht alle hinaus. Wenn ihr etwas tun wollt, grabt Mavick aus, den ihr ermordet habt. Setzt den Täter fest. Damit er seine gerechte Strafe erhält.«
    »Es war Donovan und seine Frau hat ihm geholfen!«, erklang Debbie Hoggs Stimme. Zustimmendes Gemurmel wurde

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