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0096 - Die Seelenfänger

0096 - Die Seelenfänger

Titel: 0096 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Versenkung aufgetaucht war und schon lange vor sich hinbrodelte.
    Der Mann in der Bocksmaske gab wiederum ein Zeichen.
    Dann nahm er auf einem Thron Platz, der aus dem schwarzen Basaltblock hochfuhr. Ein geschnitzter Sessel, dessen Einzelheiten teuflische Allegorien darstellten, besonders die Holme der Lehne.
    Der Zeremonienmeister setzte sich.
    Die Träger stellten ihre Last ab, verneigten sich und verschwanden, rückwärtsgehend, den Blick ergeben auf den Mann in der Bocksmaske gerichtet.
    Zwei Gestalten, offenbar Frauen, übernahmen jetzt das Regiment.
    Es folgte die sogenannte Invocatio, eine scheußliche Beschwörung.
    Fortwährend wurden neue Zutaten in den Kessel geschüttet. Unterschiedliche Reaktionen erfolgten dabei.
    Einmal schoß ein bleiches leuchtendes Licht hoch, verglühte wie eine Signalpatrone unter der Kuppel des Baus, der jetzt ganz erfüllt war von einem bestialischen süßlichen Gestank, der das Gehirn umnebelte.
    Zwei Helfer nahmen die regungslose Gestalt von der Trage. Sie schwenkten sie über dem Kessel, dort, wo giftiggrüne Dämpfe emporstiegen.
    Dabei glitt das Tuch zur Seite, das bislang jeden Blick auf die Unglückliche verwehrt hatte.
    »Nicole!« schrie Zamorra.
    Er sprang auf und starrte, fassungslos vor Bestürzung, in die Tiefe.
    Seine Sekretärin lächelte ihm zu. Langsam richtete sie sich auf. Stand vor dem Altarblock und starrte zum Logenmeister hinauf.
    Wie in Trance sagte Nicole: »Du hast mich rufen lassen!«
    »Du hast mich gehört. Bist du bereit?«
    »Ich bin bereit, den Eid abzulegen. Ich bin bereit!«
    »Halt!« donnerte Zamorra. Hilflos rannte er auf der Empore herum. Nirgends gab es einen Ausweg. Er konnte nicht durch die Luft fliegen wie diese unseligen Menschen es vielleicht taten.
    Höllengelächter schlug ihm von unten entgegen. Geballte Fäuste reckten sich dem Eindringling entgegen.
    Aber der Zeremonienmeister winkte nur ab.
    Die Aufnahmerituale wurden fortgesetzt.
    Nicole hatte jeden Widerstand aufgegeben. Kein Zweifel! Sie befand sich fest, wenn auch nicht willentlich, in der Gewalt der Sekte. Wenn nicht bald etwas geschah, war es zu spät. Dann gab es keine Rettung mehr…
    ***
    Vergeblich versuchte Zamorra die Loggia zu verlassen, während dort unten das Verhängnis seinen Lauf nahm. Er war gefangen. Eingesperrt.
    Da griff er zum letzten Mittel. Er setzte alles auf eine Karte. Entschlossen schwang er sich über die Brüstung.
    Er visierte einen dicken kichernden Satyr an, der gespannt die Zeremonie verfolgte. Dann ließ er los.
    Zamorra stürzte in die Tiefe und traf genau. Er landete, mit den Füßen voran, auf den Schultern des Sektierers.
    Der Aufschlag stauchte den Unglücklichen gewaltig zusammen. Er blieb liegen. Denn er hatte die Wucht der Landung abgefangen, die Zamorra sonst in einen hilflosen Verletzten verwandelt hätte.
    Jetzt erst wurden andere aufmerksam.
    Sie rüsteten zum Angriff.
    Da riß Zamorra die Arme hoch.
    Aus zwei einfachen Hölzern hatte er ein Kreuz geformt. Unbeirrt schritt er vorwärts, durch die Gasse, die schnell entstand.
    Da war ein Zischen und Fauchen um ihn, aber er kümmerte sich nicht darum. Kalt und hoch aufgerichtet schritt er weiter.
    Er erreichte Nicole, die unbeweglich vor dem brodelnden Kessel stand.
    Zamorra ließ sie auf das Kruzifix blicken.
    Mit dem leichenhaft starren Gesicht seiner Sekretärin ging blitzartig eine merkwürdige Verwandlung vor sich. Erst flatterten die Augenlider dann lösten sich die grimassenhaft steifen Gesichtszüge. Der Blick wurde lebendiger. Nicole erschrak sichtlich.
    Sie griff sich ans Herz und wäre gefallen, wenn Zamorra sie nicht aufgefangen hätte.
    »Wo bin ich?« fragte Nicole leise.
    »In Sicherheit«, beteuerte der Professor. »Nimm das Kreuz! Halte es hoch! Es wird dich schützen.«
    »Nichts wird euch retten!« antwortete der Mann mit der Bocksmaske.
    Er war nicht einmal aufgesprungen. Vielleicht hatte er eine ähnliche Aktion erwartet. Sie schien sogar sein Vergnügen an der nächtlichen Feier zu erhöhen.
    »Du kannst die, die die niederen Weihen empfangen haben, mit diesem Kinderspielzeug vielleicht in die Flucht schlagen«, grollte der Zeremondenmeister. »Aber mich bringst du damit nicht zu Fall. Zamorra, du bist verloren. Am Ende fressen dich die Würmer und deine hübsche Sekretärin wird unserem Orden angehören. Sie ist dem Satan geweiht. Du kannst es nicht verhindern. Sie es nidit. Sie steht unter meinem Bann.«
    »Vorher mußt du mich besiegen!«, entgegnete Zamorra

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