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0096 - Die Seelenfänger

0096 - Die Seelenfänger

Titel: 0096 - Die Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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Legionäre, die aus Italien stammten. Sondern Angehörige aller Rassen und Völker. Warum also nicht auch Männer aus dem nahen Osten, die etwa über Jerusalem mit den Herren der Welt, den Römern, Verbindung bekommen hatten? Damit gibt es eine direkte Verbindung zwischen den Jesiden und eurer Gegend hier. Der Kult wird sich ausgebreitet haben. Hier in dieser Gegend saßen die hartnäckigsten Anhänger der neuen Religion.«
    »Das ist lange her«, meinte Marvick erleichtert.
    »Nun ist nichts hartnäckiger als die Gewohnheit. Mit dem Christentum mag sich vieles in den Köpfen der Menschen geändert haben, was aber nicht besagt, daß sie alles andere vergessen hätten. Reste dieses Teufels- und Dämonenkults können sich erhalten haben.«
    »Das würde ja bedeuten…«, entsetzte sich Marvick.
    »Eben. Und um das herauszufinden, bin ich mit meiner Sekretärin nach Daunton gekommen«, schloß Zamorra seinen Bericht.
    »Ich kenne alle, die in dieser Gegend zu Hause sind.« Angus wurde wütend. »Wollen Sie behaupten, einer davon betet heimlich den Teufel an und bringt ihm womöglich Opfer?«
    »Einer mindestens«, nickte Zamorra. »Denn ich habe ihn gesehen. Er trug ein weißes Gewand und eine Bocksmaske.«
    Zamorra stieß auf eisiges Schweigen.
    Aber wie zur Bestätigung seiner Worte erklang draußen, in der Nacht, das Jaulen eines Dudelsackes.
    Nicole Duval sprang erschrocken auf und stürzte an das Fenster.
    »Da ist er wieder«, stöhnte sie.
    Zamorra trat zu ihr und legte beschwichtigend seinen Arm um ihre schlanke Hüfte. Gemeinsam starrten sie in die Nacht.
    In einiger Entfernung, umgeben von einem bläulichen Licht, stand auf einer Anhöhe unbeweglich der rothaarige Hüne und blies auf seinem Dudelsack diese Melodie, die schrill und bösartig irgendwelche Reflexe im Hirn der Zuhörer auslöste. Vor Angst erstarrt, unfähig, sich dem Bann der ruchlosen Töne zu entziehen, lauschten Professor Zamorra und seine hübsche Sekretärin dem nächtlichen Konzert.
    ***
    »Ich habe Angst. Sie werden uns steinigen«, klagte Nicole Duval.
    Sie saß auf ihrem Bett und konnte sich nicht dazu entschließen, die Kleider abzulegen. Sie war todmüde. Erschöpft von der Reise. Aber ihre Nerven streikten. Nach allem, was sie beobachtet hatte. Wobei, es sich um nicht mehr als einen harmlosen Auftakt gehandelt haben konnte. Das war ihr klar. Eine letzte Warnung, bevor das Grauen endgültig zuschlug und Zweifler und Neugierige vernichtete.
    »Die Dorfbewohner werden gar nichts unternehmen«, meinte Zamorra leise. Die Verbindungstür zwischen den beiden Gastzimmern stand offen.
    Zamorra beendete gerade seine Abendtoilette.
    Er trug einen warmen Bademantel und bequeme Hausschuhe. Nach dem Abendessen hatte er sich ziemlich unvermittelt von seinen Zuhörern verabschiedet. Weil ihm eine Welle der Feindseligkeit und Ablehnung entgegengeschlagen war, die jeden Versuch erstickte, auch nur andeutungsweise das heikle Thema weiter zu verfolgen. Stumm wie die Fische hatten ihn die Dauntoner verabschiedet. Er spürte ihre Blicke noch jetzt in seinem Rücken. Und er wußte, daß er schweren Zeiten entgegenging. Fast bereute er es, Nicole mitgenommen zu haben.
    Sie hatten die Zimmer heimlich getauscht. Zamorra hielt eine solche Vorsichtsmaßnahme für unumgänglich, weil der Unbekannte bereits einmal Nicole seinem hypnotischen Willen unterworfen hatte.
    »Ich lasse besser die Verbindungstür offen«, meinte Zamorra, »und versuche du zu schlafen. Ich habe noch zu arbeiten.«
    Er löschte alle Lichter bis auf einen Kerzenstumpf, den er am Kopfende des Bettes aufstellte.
    Zamorra kam kaum weiter als bis zur Hälfte des ersten Kapitels, in dem die Rede war von schaurigen und verderbenbringenden Ritualen, denen sich Novizen der Teufelsmagie zu unterwerfen hatten, als es leise an sein Fenster klopfte. Eine Stimme wisperte etwas, was der Professor beim besten Willen nicht verstehen konnte.
    Langsam stieg er aus dem Bett.
    Da bewegte sich bereits der Vorhang. Ein dunkelblaues Tuch aus festem Stoff. Eine verstümmelte Hand kam zum Vorschein, der eine Ziegenmaske folgte.
    Die gelben Bocksaugen funkelten im unruhigen Licht der Kerze. Übergroß fiel Zamorras Schatten auf die Wand des Zimmers.
    Jemand mit schwächeren Nerven hätte losgeschrien.
    Zamorra beglückwünschte sich zu seinem Entschluß, mit Nicole die Zimmer zu tauschen. Nahm er doch an, der Angriff stehe unmittelbar bevor und gelte seiner hübschen Sekretärin.
    Statt dessen schlüpfte die

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