0096 - Wir jagten den U-Bahn-Mörder
sich die Notbremse. Meeker starrte durch die Scheiben. Hinter dem zweiten Signal muß der Notausgang kommen.
Es muß dann alles ganz schnell gehen, sagte er sich. Bevor das Zugpersonal zur Besinnung kommt, muß schon alles erledigt sein. Hab ich überhaupt den Schlüssel für das Eisengitter? Mit hastigen, fahrigen Gesten tastete er seine Manteltaschen ab. Der Schlüssel war da!
Jeder Streckenarbeiter der U-Bahn besaß einen Schlüssel für die Notausgänge, die sich zwischen den einzelnen Stationen für eventuelle Katastrophen befinden.
Da tauchte der helle Lichtschein auf, den der Notausstieg in den dunklen Tunnel warf. Meekers Rechte fuhr nach oben, seine Finger umklammerten den Griff der Notbremse und rissen ihn mit aller Kraft nach unten.
Es knirschte und ächzte geradezu ohrenbetäubend, dann gab es einen heftigen Ruck und der Zug stand still. Im gleichen Moment hatte Albert Meeker schon die Wagentür auf gerissen und sprang mit einem mächtigen Satz auf das andere Gleis. In der Ferne tauchte eine Bahn aus der entgegengesetzten Richtung auf. Meeker mußte sich beeilen, um den Notausgang noch unbeschadet erreichen zu können. Er hatte kaum seine Füße in die Tunnelnische gesetzt, als die Wagenkette heulend an ihm vorüberbrauste.
Mit dem Schlüssel in der Hand kletterte er die eisernen Stufen empor. Vom Tageslicht geblendet kniff er die Augen zusammen.
»Hay, ihr Lausebengels!« rief er wütend nach oben. Direkt auf der Einstiegklappe des Maschendraht-Gitters standen zwei Jungens und unterhielten sich.
»Macht mal schleunigst Platz da!« knurrte er und steckte den Schlüssel ins Schloß. Gut geölt, dachte er, als das Schloß sofort aufsprang. Die Jungens waren inzwischen beiseitegetreten und starrten den Mann wie ein Ungeheuer aus der Tiefe an.
»Wo kommst du denn her?« sagte der eine und der andere stotterte: »Onkel, ist die U-Bahn kaputt?«
»Ja«, brummte Meeker. Er verzichtete darauf, die Klappe zu schließen. Das Zugpersonal würde sowieso gleich hier auftauchen. Also nichts wie v/eg!
Er sah sich um. Keiner der Straßenpassanten schenkte dem Mann seine Aufmerksamkeit, der da eben dem Notausgang der U-Bahn entstiegen war.
Albert Meekers Schritte wurden zusehends schneller. Als er um die nächste Straßenecke bog, konnte er gerade noch feststellen, daß das Zugpersonal soeben seine Köpfe aus der Einstiegklappe steckte. Sie würden die Boys befragen. Das konnte noch einige Sekunden in Anspruch nehmen. Meeker lief die 207. Straße hinunter. Am Broadway angelangt, verlangsamte er endlich seine Schritte. Er hörte das Sirenengeheul einiger Funkstreifen -wagen und wollte nicht unnötig auffallen. Unangefochten erreichte er schließlich eine U-Bahn-Station und war wieder einmal von der Erdoberfläche verschwunden. Er bestieg die nächste Sub, die in den Bahnhof donnerte und atmete auf.
***
Wir schoben unsere Waffen wieder in die Schulterhalfter zurück.
»Komm!« sagte ich zu Phil.
Wir hetzten zu meinem Jaguar, der vor dem Eingangs-Portal der Subway-Verwaltung stand. Ich klemmte micli hinter das Steuer und startete den Wagen, während Phil auf der anderen Seite einstieg. Nach einer halben Minute langten wir am Notausstieg an. Eben hielt dort mit kreischenden Bremsen ein Funkwagen der City Police.
»FBI«, sagte ich zu den herausspringenden Cops und zeigte ihnen kurz meinen Dienstausweis. Das Zugpersonal der Bahn befragte gerade zwei kleine Jungens.
»So ein Strolch!« schimpfte der Zugführer. »Zieht einfach die Notbremse und steigt hier aus. Wie finden Sie denn das?« Er wandte sich kopfschüttelnd an uns.
»Es war der U-Bahn-Mörder«, sagte ich so leise, daß es die beiden Jungen nicht hören konnten.
»Teufel!« entfuhr es dem Zugführer.
»Zu spät!« sagte ich. »Er hat sich jetzt längst in Sicherheit gebracht!«
»In welche Richtung ist der Mann weggegangen?« fragte Phil einen der Jungen.
»Da, die Sherman Ave ‘runter!«
Ich gab den Cops eine kurze Beschreibung Meekers. Sie sollten sofort die Zentrale informieren. Phil und ich zwängten uns wieder in den Jaguar.
Wir fuhren durch die umliegenden Straßen, dann durch die 207. Street und befanden uns schließlich auf dem Broadway.
»Hat keinen Zweck, so weiterzumachen«, resignierte Phil.
»Okay«, stimmte ich grimmig zu, gab Gas und lenkte den Wagen zum FBI-Districtsgebäude. Wir marschierten sofort zum Chef-Büro.
Mr. High hatte gerade eine Besprechung mit einem Chemigraphen. Er schickte den Mann fort, als wir um eine
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