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0097 - Der unheimliche Richter

0097 - Der unheimliche Richter

Titel: 0097 - Der unheimliche Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Tür zu. Meine Gesichtsfarbe mußte eine grüne Tönung angenommen haben, denn Jane Collins schaute mich starr an. »Ist er tot?« hauchte sie.
    »Ja.«
    »Der Ghoul?«
    Ich nickte.
    »Mein Gott.« Jane Collins schluchzte auf.
    »Er ist noch da«, sagte ich. »Der hat sich hier irgendwo versteckt. Wir müssen ihn finden, Jane, bevor er noch weiteres Unheil anrichten kann.«
    »Und Grimes?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht.« Ich atmete tief ein und wandte mich den Duschräumen zu.
    Wenn der noch übriggebliebene Ghoul oder Grimes sich versteckt hatten, dann meiner Ansicht nach nur dort.
    Jetzt wäre ich froh gewesen, meine Beretta bei mir zu haben, doch die lag zu Hause. Nackt, wie Gott mich erschaffen hatte, schlich ich vor.
    Jane hielt sich dicht hinter mir. Ich vernahm ihren schweren Atem. Auch sie hatte Angst, ein ganz natürliches Gefühl, nach dem, was wir erlebt hatten.
    Vor den Duschräumen blieb ich stehen. Jane hatte mir die Lanze abgenommen, mein Kreuz hielt ich jetzt in der rechten Hand. Ich legte den Finger auf die Lippen. Jane verstand das Zeichen und nickte.
    Wir lauschten.
    Rechts ging es zum Eiskeller. Dort hatte sich der Ghoul sicherlich nicht versteckt, denn er endete in einer Sackgasse. Von uns aus links lagen die einzelnen Duschräume.
    Es gab nur Einzelduschen, modern ausgestattet mit drei Düsen, so daß man auch von den Seiten angestrahlt wurde.
    Die Duschen hatten Türen.
    Ich schaute den Gang hinunter.
    Jede Tür war geschlossen.
    Oder?
    Eine fiel mir auf. Die zweitletzte in der Reihe. Wenn mich nicht alles täuschte, stand sie einen Spaltbreit offen. Sollte sich der Ghoul dort verkrochen und in der Eile vergessen haben, die Tür zu schließen?
    »Bleib du zurück!« wies ich Jane flüsternd an.
    Sie sagte nichts. Ihr Gesicht wirkte konzentriert, denn auch sie wußte, um was es ging.
    Auf Zehenspitzen – und diesmal im wahrsten Sinne des Wortes – schritt ich über die Fliesen weiter. Trotzdem konnten wir ein Schrittgeräusch nicht vermeiden.
    Der Ghoul konnte uns hören.
    Und er hörte uns!
    Plötzlich wurde die Tür, die schon offen gewesen war, vollständig aufgestoßen. So hart, daß sie gegen die danebenliegende Tür knallte und wieder zurückgeworfen wurde.
    Da war der Ghoul schon draußen.
    Er rannte in die entgegengesetzte Richtung, aber das war eine Falle. Der Gang endete vor einer Mauer.
    Der Ghoul klatschte förmlich dagegen, weil er nicht rechtzeitig abstoppen konnte.
    Jane hielt es nicht mehr aus. Sie drängte sich an mir vorbei, riß die Lanze hoch und wollte sich auf den jetzt unbewaffneten Ghoul schleudern.
    »Nein!« schrie ich.
    Die Detektivin hörte nicht. Mit einem harten Griff entwand ich ihr die Waffe.
    Jane Collins fiel gegen die Gangwand und schaute mich aus großen Augen an.
    »Was ist mit dir?«
    »John, ich…« Sie begann plötzlich zu weinen und sackte an der Wand zusammen.
    Ich aber ging auf den Ghoul zu. Den rechten Arm ausgestreckt, und in der Hand hielt ich das Kreuz. Die Waffe, die dieser Dämon am meisten fürchtete.
    Wie ein Häufchen Elend hockte er vor der Wand. Nichts war mehr von seiner Gefährlichkeit zu merken. Kein Unbedarfter hätte wohl je geglaubt, hier eines der grausamsten Wesen der Finsternis vor sich zu haben.
    Er trug Lumpen. Fetzen aus alten Kleiderresten. Die Arme hatte er erhoben und den Kopf darin vergraben.
    Einen Schritt vor ihm blieb ich stehen. Die Wolke erreichte meine Nase. Automatisch atmete ich nur ganz flach.
    »Wo steckt Grimes?« fragte ich.
    Er schwieg.
    Ich bückte mich, packte mit der freien Hand zu und riß ihm die Arme vom Gesicht weg.
    Er jaulte auf.
    Dieser Ghoul hatte eine widerliche Physiognomie, eine regelrechte Fratze. Eine durchsichtige Haut, unter der es pulsierte und floß. Kleine rote Adern durchzogen das Gewebe. Als der Ghoul sein Maul öffnete, sah ich die kräftigen Zähne.
    »Wo ist Grimes?« wiederholte ich meine Frage.
    »Ich weiß es nicht.«
    Dem Ghoul glaubte ich nicht. Deshalb verschärfte ich meine »Verhörmethoden« und hielt das Kreuz dicht vor sein Gesicht. Schaurig brüllte er auf. Er sackte noch mehr zusammen, wollte sein Gesicht schützen, doch ich schlug ihm die Arme zur Seite. Meine Finger berührten dabei die teigig weiche Masse, und ich fuhr angeekelt zurück.
    Er schien wirklich nicht zu wissen, wo Grimes steckte, denn dann hätte er geredet. Ihm war klar, welch ein Schicksal ihn erwartete, und dem wollte er entgehen.
    Der Ghoul griff mich an.
    Er dachte wohl, daß mich die Fragen

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