0097 - Der unheimliche Richter
mich. Ich würde ihnen schon zeigen, wie der Hase lief.
Zuerst einmal belauerten wir uns. Ich schaute mit Kopf und Schultern aus dem Wasser und hatte meinen Arm so erhoben, daß ich schräg von unten die Beutewaffe gegen die Ghouls schleudern konnte. Dabei befand ich mich in der schlechteren Position, denn ich mußte mich gegen zwei Ghouls wehren.
Grimes griff vorerst nicht in den Kampf ein.
Langsam wurde mir kalt. Längst hatte eine Gänsehaut meinen Körper überzogen, die Muskeln waren nicht mehr so geschmeidig wie sonst. Ich mußte den Kampf schnell beenden.
Die Ghouls bewegten sich hin und her. Sie belauerten mich und suchten einen schwachen Punkt.
Ich riskierte einen schnellen Blick zurück. Jane stand noch im Wasser, der andere Ghoul jedoch war bis an den Beckenrand getreten. Es war klar, daß er die Detektivin angreifen würde.
Und wahrscheinlich kam auch noch Grimes hinzu, denn Jane Collins war das beste Druckmittel gegen mich.
Auf einen langen Fight konnte ich mich nicht einlassen. Aber nutzte mir die Lanze überhaupt etwas? Konnte ich einen Ghoul damit töten?
Es war mehr als fraglich. Wenn die Spitze aus geweihtem Silber gewesen wäre, dann bestimmt – aber so kaum.
Da kam mir eine Idee, wie ich mein Kreuz wirkungsvoll einsetzen konnte.
Ich mußte die Kette um die Lanzenspitze wickeln und damit zustoßen. Das würde kein Ghoul verkraften.
Gedacht, getan. Blitzschnell streifte ich die Kette über den Kopf, während ich von der rechten Seite wieder attackiert wurde. Ich warf mich zurück. Wasser sprühte über mein Gesicht und rann mir als feuchter Film in die Augen.
Sofort stieß ich mich wieder hoch, hielt das Kreuz schon in der Hand, als ich den Schrei hörte.
Jane!
Ich kreiselte herum.
Der Ghoul hatte sich vom Beckenrand fallen lassen und war auf die Detektivin gestürzt. Mit seinen eisenharten Fäusten drückte er sie unter Wasser.
Jane wehrte sich verzweifelt, doch der Ghoul hatte sie so eingeklemmt, daß sie keinen ihrer Judogriffe einsetzen konnte. Blasen sprudelten aus ihrem Mund, und ich sah, daß ihre Bewegungen schwächer wurden.
Keine Sekunde durfte ich verlieren.
Wie ein Torpedo arbeitete ich mich durch das Wasser. Hoch spritzte es auf, der Ghoul wurde aufmerksam, drehte sich um, und ich schaute in sein verzerrtes Gesicht.
Mein rechter Arm schnellte aus dem Wasser. Hoch hielt ich das Kreuz, bannte damit den Ghoul, und im nächsten Augenblick warf ich mich auf ihn.
Dabei drückte ich das Kreuz gegen seinen Körper.
Sein mörderischer Schrei hallte von den kahlen Wänden der kleinen Schwimmhalle wider.
Der Ghoul zuckte, als stünde er unter Strom. Das geweihte Kreuz hatte ein regelrechtes Loch in seinen Körper gebrannt. Er verlor den Boden unter den Füßen und tauchte unter. Sofort begann die Auflösung. Schlierenartig vermischte sich das Zeug mit dem Wasser.
Ich kümmerte mich um Jane und riß sie hoch. Sie trieb dicht unter der Oberfläche.
Die Detektivin war so schwach, daß sie kaum stehen konnte. Der Ghoul hatte ihr sehr stark zugesetzt.
Ich drehte mich, damit ich die beiden anderen Wesen im Auge behalten konnte, hob Jane Collins hoch und setzte sie auf den Beckenrand.
»Paß auf!« keuchte sie und spie Wasser aus.
Ich nickte und wandte mich wieder den Ghouls zu. Diesmal wollte ich den Kampf nicht vom Wasser aus führen, sondern auf dem Trockenen. So rasch es ging, lief ich um das Becken herum. Dabei wickelte ich die Kette um die Lanzenspitze, prüfte durch einen Zug, daß sie auch gut hielt, und nickte zufrieden.
Von Grimes sah ich nichts mehr. Dieser Feigling hatte es vorgezogen, zu verschwinden oder sich zu verstecken. Er würde erst wieder auftauchen, wenn seine beiden Vasallen mich erledigt hatten. Dazu wollte ich es nicht kommen lassen.
Auch die Ghouls liefen. Sie hatten die Wirkung des Kreuzes erlebt und keine Lust, mit dem geweihten Gegenstand Bekanntschaft zu machen. Wie es aussah, wollten sie das kleine Schwimmbad verlassen.
Der erste riß bereits die Kunststofftür auf, als ich mich noch in die Höhe des Sprungbretts befand.
Der zweite Ghoul befand sich einige Schritte hinter dem ersten.
Er hielt die Lanze in der Hand, drehte den Kopf, und als er sah, wie dicht ich ihm bereits auf den Fersen war, zeichnete Erschrecken sein schwammiges Gesicht.
Aber auch Haß.
Urplötzlich blieb er stehen und hob den rechten Arm, um seine Waffe auf mich zu schleudern.
Ich sprang aus vollem Lauf nach rechts, prallte gegen die Wand und prellte mir die
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