Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0098 - Der Joker des Teufels

0098 - Der Joker des Teufels

Titel: 0098 - Der Joker des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
sich für eine schwarze Marmorgruft im westlichen Teil des Brompton Cemetery.
    Sie öffnete die schmiedeeiserne Gittertür vor den glatten Stufen, die nach unten führten, und trat zur Seite.
    Sie lächelte Eric Kibbee und Barry Blondell frostig an. »Hier seid ihr bis auf weiteres gut untergebracht.«
    Diese Worte gingen Barry Blondell wie ein Messer unter die Haut. Für ihn kam es einer Kapitulation gleich, wenn er jetzt diese Stufen hinunterging.
    Er, der Pechvogel, wollte sein Glück ein letztes Mal versuchen. Was hatte er schon zu verlieren?
    Wenn er da hinunterging, war er garantiert verloren. Wenn er aber davonlief, hatte er immerhin noch eine kleine Chance.
    Eric Kibbee setzte seinen Fuß auf die Marmortreppe.
    Ich nicht! schrie es in Barry Blondell. Alles lehnte sich in ihm auf. Er war noch jung. Er wollte sein Leben noch nicht verlieren.
    Seinen ganzen Mut mußte er aufbieten, um das große Wagnis auf sich zu nehmen. Wanda, Audrey und Carrie rechneten nicht damit, daß Blondell auszureißen versuchen würde.
    Das war sein Vorteil. Er konnte sie überraschen.
    Kibbee machte den nächsten Schritt. Er rutschte auf der glatten Marmorstufe aus, riß die Arme hoch, kippte zur Seite, konnte sich abfangen und einen Sturz vermeiden.
    Damit lenkte er die Aufmerksamkeit der drei Mädchen auf sich.
    Und Barry Blondell kommandierte sich im Geist: Jetzt!
    Augenblicklich handelte er.
    Er sprang zurück. Audrey nahm die rasche Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und zuckte herum. Barry versetzte ihr einen kraftvollen Stoß.
    Sie verlor das Gleichgewicht, machte einen Schritt zurück, glitt auf dem Marmor aus und fiel gegen Wanda und Carrie.
    Die beiden fingen sie auf.
    Audrey stieß einen wütenden Fluch aus. Eric Kibbee drehte sich um und verfolgte mit geweiteten Augen, was passierte.
    Der Junge riß aus. Der Bursche tat das, was Kibbee hatte tun wollen, wozu ihm aber der Mut gefehlt hatte.
    Obwohl sich an Kibbees Situation nichts ändern würde, hielt er Barry Blondell die Daumen. Er hoffte für den Jungen, daß er davonkam.
    Barry Blondell war mit ungeheurem Tempo aus seinen Startlöchern geflitzt. Er blickte sich nicht um, sondern rannte, was seine Beine hergaben.
    Jetzt kam ihm das tägliche Lauftraining zugute, das er im Hyde Park, ob Sommer oder Winter absolvierte.
    Wie eine Gazelle auf der Flucht jagte er über Grabeinfassungen und Grabhügel. Er lief zwischen Grabkreuzen und Grabsteinen hindurch.
    Die Schneeflocken geißelten sein Gesicht, das von der großen Anstrengung verzerrt war. Er keuchte schwer, und er war entschlossen, bis zum Umfallen weiterzurennen.
    Wanda starrte Eric Kibbee aggressiv an. »Du wünschst dir, daß er durchkommt, nicht wahr?«
    Kibbee schwieg.
    »Du hoffst, daß er die Bullen zu Hilfe ruft!« knurrte Wanda. »Aber er hat es noch nicht geschafft. Audrey wird ihn zurückholen. Los, Audrey! Hinterher!«
    Audrey war sofort unterwegs. Ein tierhaftes Grollen flog aus ihrem Mund. Gleichzeitig wurde sie wieder zum Ungeheuer.
    Barry Blondell wußte, daß er um sein Leben lief. Wenn er diesen Wettlauf nicht gewann, war er rettungslos verloren.
    Er konnte sich vorstellen, was für schreckliche Dinge die drei Bestien dann mit ihm anstellen würden, und die Furcht davor verlieh seinen Beinen Flügel.
    Er spürte nichts von der Kälte. Ihm war heiß. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Welch ein Abend. Voller Grauen und Horror.
    Er war durch Zufall in diese schrecklichen Ereignisse hineingerutscht und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
    Barry Blondell erreichte eine Kastanienallee. Nun wagte er einen gehetzten Blick zurück. Sein Herz übersprang einen Schlag, als er das Untier, das ihn verfolgte, durch die Dunkelheit wischen sah.
    Mit langen Sätzen lief er die Allee entlang. Sie führte auf eine Leichenhalle zu. Barry Blondell suchte ein Versteck.
    Er verbarg sich zwischen zwei hohen, schlanken Säulen.
    Das Biest lief an seinem Versteck vorbei. Ein kurzes Triumphgefühl erfüllte den Jungen. Ehe die schreckliche Verfolgerin seine Spur wieder finden konnte, war er bereits auf dem Weg zum geschlossenen Haupttor des Friedhofs.
    Er überkletterte es. Ganz oben, als er das rechte Bein über die lanzenähnlichen Enden der Stäbe schwang, rutschte er ab.
    Beinahe hätte ihn das Gitter aufgespießt. Er konnte sich gerade noch abfangen und stieß die Luft vor Schreck geräuschvoll aus.
    Dann überkletterte er das Hindernis und sprang auf der anderen Seite auf die Straße, Weiter! hämmerte es in seinem Kopf.

Weitere Kostenlose Bücher