0098 - Der Joker des Teufels
wenigen Augenblicken nicht Tony Ballard, sondern eines der beiden schrecklichen Mädchen vor mir haben würde.
Bei dieser Begegnung stand sehr viel auf dem Spiel. Ich mußte mir wichtige Informationen verschaffen, um Licht in das Dunkel zu bringen, das diese Angriffe auf Tony Ballard und mich umhüllte.
Wer hatte diese teuflischen Girls auf uns gehetzt? Wo war er zu finden? Wie war ihm das Handwerk zu legen?
Auf diese und auf viele andere Fragen wollte ich Antworten haben. Deshalb mußte ich einen Todesschuß nach Möglichkeit vermeiden, sonst erfuhr ich nämlich nichts.
Tappend kamen die Schritte die glatten Marmorstufen herunter.
Ich sah Beine.
Mädchenbeine in Disco-Jeans.
Lautlos stemmte ich mich von der Marmorwand ab. Vorsichtig schlich ich dem Mädchen entgegen.
Und eine Sekunde später hatte ich Wanda vor mir.
***
»Du bist ein Snob«, sagte Tyne Hopkins grinsend zu seinem Kollegen Brian Dee. Die beiden waren Streifenpolizisten, saßen in ihrem gutgeheizten Patrolcar und fuhren die Earls Court Road in südöstlicher Richtung entlang.
Es war ein ruhiger Abend für sie. Wegen des Glatteises und der anhaltenden Schneefälle zogen es die meisten Londoner vor, in ihrem behaglichen Heim zu bleiben, als bei einer Fahrt mit dem Wagen einen Unfall zu riskieren.
»Wieso bin ich ein Snob?« fragte Brian Dee. Er lenkte das Polizeifahrzeug.
»Na, hör mal, wenn einer nach Kitzbühel zum Schilaufen fährt…«
»Darf ich das denn nicht?«
»Dort ist doch die Prominenz zu Hause. Was sucht da denn ein armer Schlucker wie du? Ich habe gelesen, daß in Kitzbühel jeder dritte Mann einen wertvollen Pelzmantel trägt.«
»Soll ich dir verraten, woher ihn ein Großteil der Typen hat? Aus der Leihanstalt in München. Damit sie in Kitz brillieren können.«
Hopkins schüttelte den Kopf. »Ist doch blöd!«
»Natürlich ist es das.«
»Und trotzdem fährst du auch dorthin?«
»Doch nur wegen der Pisten. Aber was rede ich mit dir über diese Dinge. Du hast vom Schilaufen doch so viel Ahnung wie ein Esel vom Eistanzen.«
»Da hast du allerdings recht«, sagte Tyne Hopkins. »Ich kann diesem weißen Sport nichts abgewinnen. Man steht bei grimmiger Kälte wartend an den Liften, und wenn man endlich oben auf dem Berg ist, rutscht man auf zwei schmalen Brettern wieder hinunter. Also ich finde das stupide.«
Brian Dee winkte lachend ab. »Ich schlage vor, wir wechseln das Thema.«
»Okay.«
Doch nicht sie wechselten das Thema, sondern der Kollege in der Polizeifunkzentrale. Ihr Wagen wurde gerufen.
Tyne Hopkins hakte das Mikrophon los und meldete sich.
»Wo befindet ihr euch im Augenblick?« wollte der Mann in der Zentrale wissen.
Hopkins warf einen Blick zum Seitenfenster hinaus und gab dann die präzise Ortsbestimmung durch.
»Wir erhielten soeben einen merkwürdigen Anruf aus einem Pub in der Redcliffe Street. Da scheint ein Verrückter aufgetaucht zu sein. Er trägt eine grauenerregende Horrormaske und versetzt die Gäste in Angst und Schrecken.«
Tyne Hopkins schüttelte grinsend den Kopf. »Auf was für Ideen die Leute kommen.«
»Ihr kümmert euch darum?«
»Klar«, sagte Hopkins. »Das machen wir.«
»Ich warte auf eure Meldung, Jungs.«
»Die kommt in ein paar Minuten«, sagte Tyne Hopkins. »Ende.« Er hängte das Mikro wieder an den Haken. »Du hast gehört, was läuft, Brian. Drück mit Gefühl auf die Tube. Wir müssen an ‘ner Horrorparty teilnehmen.«
Die Verlängerung der Earls Court Road nannte sich Redcliffe Gardens. Brian Dee überquerte die Brompton Road, fuhr am Redcliffe Square vorbei und erreichte kurze Zeit später die Redcliffe Street.
Geschickt zog er den Polizeiwagen in die Kurve. Nach zehn Yard hielt er ihn an. Weder Hopkins noch Dee nahmen diesen Einsatz besonders ernst. Sie rechneten damit, daß der Verrückte bei ihrem Erscheinen das Spiel beenden und sich friedlich von ihnen abführen lassen würde.
Aber die Sache sollte sich ganz anders abspielen.
Sobald der Wagen stand, stieg Tyne Hopkins aus. Auch Brian Dee verließ den Polizeiwagen.
Und dann geschah etwas, das den beiden Polizeibeamten eiskalte Schauer den Rücken hinunter jagte.
Sie vernahmen ein Gebrüll, das ein Löwe ausgestoßen haben mußte. Dann hörten sie die entsetzten Schreie der Pubgäste.
Und im selben Augenblick durchschlug der Körper eines Mannes das Glas des Pubfensters. Jemand mußte ihn mit großer Kraft durch die Scheibe geworfen haben.
Klirrend fielen die Glasscherben auf die Straße. Der
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