0098 - Der Joker des Teufels
überlief es ihn kalt. Wie eine verrückte Phantasie kam ihm sein schreckliches Erlebnis vor.
Ein Fieberwahn schien es gewesen zu sein. Aber wäre er hier beim Friedhof gewesen, wenn es sich tatsächlich nur um eine grauenvolle Wahnvorstellung gehandelt hätte?
John Sinclair. Tony Ballard. Die drei teuflischen Mädchen. Eric Kibbee. All das war Realität!
Barry Blondell nagte ungeduldig an seiner Unterlippe. Er fragte sich, was in diesem Moment auf dem Friedhof passierte.
Würden John Sinclair und Tony Ballard mit den gefährlichen, drachenähnlichen Wesen fertig werden? Würde es den Geisterjägern gelingen, Eric Kibbee zu befreien?
Blondell hatte Mitleid mit Kibbee. Niemand konnte dem Gefangenen besser nachfühlen, was er seelisch und nervlich durchmachte, als er, Barry Blondell, denn um ein Haar hätte er Kibbees Schicksal teilen müssen.
Die Scheiben waren nun schon so stark beschlagen, daß der Junge nicht mehr hinaussehen konnte.
Das behagte ihm nicht. Er fühlte sich eingeschlossen, wie in einer kleinen Zelle gefangen. Deshalb holte er schnell sein Taschentuch heraus und begann, damit die Fenster abzuwischen.
Als er den ersten Strich über die Heckscheibe zog, traf ihn vor Schreck beinahe der Schlag.
Er hatte gedacht, in Sicherheit zu sein. Er hatte gehofft, diesen Horrorwesen nie mehr zu begegnen.
Er hatte sich gewünscht, daß John Sinclair und Tony Ballard mit diesen Ungeheuern aufräumen würden.
Doch nun.
Barry Blondell verspürte dieselbe Todesangst, die er schon einmal gehabt hatte, sofort wieder.
Sein Blick war starr auf das Monster gerichtet, das in diesem Augenblick auf den Bentley zurannte…
***
Aus! hallte es in meinem Kopf. Diesmal bist du dran!
Die Hörner fegten waagrecht auf meinen Körper zu. Ich hielt unwillkürlich den Atem an und wartete auf den schmerzhaften Todesstoß, der meinen Lebensfaden brutal zerreißen würde.
In dem Augenblick, wo die Hornspitzen mich treffen mußten, bellte Tony Ballards Diamondback.
Die geweihte Silberkugel hatte eine verblüffende Wirkung. Kaum getroffen, zerplatzte der mächtige Monsterschädel auch schon wie ein mit Gas gefüllter Luftballon, in den man eine Nadel gestochen hat.
Der Knall, der dabei entstand, war fast so laut wie der Schuß und hörte sich wie dessen Echo an.
Ein furchtbarer Gestank nahm mir den Atem, während der kopflose Körper des Monsters vor mir zusammenbrach und sich innerhalb weniger Sekunden vollkommen auflöste.
Ich stieß die Luft geräuschvoll aus. Vermutlich war ich ziemlich bleich im Gesicht. Und ich hatte ein seltsames Gefühl in den Knien.
Sie schienen mich nur ungern zu tragen, hätten unter dem Druck meiner Körperlast wohl gern nachgegeben.
Mein Blick suchte Tony Ballard. »Danke, Tony«, sagte ich. Es wunderte mich nicht, daß meine Stimme kratzte. »Das war so knapp wie schon lange nicht mehr gewesen.«
»Ich dachte schon, ich würd’s nicht mehr schaffen«, sagte der Detektiv. Er bückte sich und hob meine Beretta auf, um sie mir zu geben.
»Es war ein Meisterschuß.« lobte ich.
»Wieder okay?«
»Ja.«
Wir wurden auf Eric Kibbee aufmerksam, als er sich mühsam erhob. Tränen glänzten auf seinen Wangen. Er brauchte sich ihrer nicht zu schämen.
»Daß ich das noch überleben würde, hätte ich nicht gedacht«, stöhnte er erschöpft. »Ich hatte ein grauenvolles Ende vor Augen. Wieso wußten Sie, daß diese Bestien mich hierher verschleppt haben?«
»Blondell hat uns angerufen«, sagte ich.
»Der Junge konnte entkommen?«
»Ja. Er sitzt in meinem Wagen und wartet, bis alles vorbei ist.«
»Ich verdanke ihm mein Leben.«
»Das ist richtig, Mr. Kibbee.«
Eric Kibbees glänzende Augen richteten sich auf Tony Ballard. »Womit haben Sie die Bestie getötet? Das kann keine gewöhnliche Kugel gewesen sein.«
»Sie bestand aus geweihtem Silber«, antwortete der Detektiv.
»Wo sind die beiden anderen Mädchen?« wollte ich wissen.
Eric Kibbee zuckte mit den Schultern. »Die eine hetzte hinter dem Jungen her, um ihn wieder einzufangen… Vielleicht hätte sie ihn auch getötet… Die andere ging weg, um sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Beide werden wohl bald hierher zurückkommen. Wir sollten die Gruft schleunigst verlassen. Ich möchte mit diesen Scheusalen nie mehr wieder etwas zu tun haben.«
»Das kann ich verstehen«, sagte ich.
»Woher kommen diese Bestien? Wie kann es sie überhaupt geben?«
»Die Hölle ist mächtig«, antwortete ich. »Sie kann viele Dinge tun, von denen
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